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MELDUNG/122: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 17.05.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Preis für Arbeit an der virtuellen Koloskopie mittels MRT      
→  Innovative Nanopartikel setzen Impfstoffe durch Schweiß frei.
→  Programmierter Zelltod - Zusammenarbeit führt zum Selbstmord

Raute

Deutsche Röntgengesellschaft e.V. - 14.05.2010

Der Röntgenpreis 2010 geht an Dr. Thomas Lauenstein

Essener Radiologe erhält die renommierte Auszeichnung für seine Arbeit an der virtuellen Koloskopie mittels MRT

Berlin, Essen im Mai 2010. Privatdozent Dr. Thomas Lauenstein ist Träger des diesjährigen Röntgenpreises. Der 37-jährige Radiologe an der Universitätsklinik Essen erhält die renommierte Auszeichnung für seine Habilitationsschrift "Morphologische MR-Tomografie des Gastrointestinaltraktes".

"Das kolorektale Karzinom, der Darmkrebs, ist eine der häufigsten bösartigen Krebserkrankungen. Bei frühzeitiger Erkennung von Krebsvorstufen, die sich in Polypen an der Darmwand zeigen, ist die Heilungsrate sehr günstig, da der Krebs nur langsam wächst", erklärt Dr. Lauenstein. Gängiges Verfahren der Früherkennungsuntersuchung ist derzeit die Darmspiegelung. Nachteil dieser Methode, die für gesetzlich Versicherte ab dem 55. Lebensjahr von der Krankenkasse erstattet wird: Es ist ein invasives und für den Patienten belastendes Verfahren, die Akzeptanz für diese Früherkennungsmaßnahme in der Bevölkerung daher gering.

Radiologen arbeiten seit einiger Zeit an der Entwicklung "virtueller Darmspiegelungen" mittels nichtinvasiver Bildgebung. Die Magnetresonanztomografie (MRT) spielt eine besonders große Rolle bei der Detektion von Krebsvorstufen: "Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass wir Polypen in der risikoreichen Größe ab einem Zentimeter mit einer Trefferquote von über 90 Prozent erkennen können" erklärt Dr. Lauenstein. Die MRT biete darüber hinaus einen weiteren Vorteil. Anders als die Computertomografie, die ebenfalls den untersuchten Darmabschnitt in Schichtbildern darstellt, arbeitet die MRT ohne Röntgenstrahlung.

Die virtuelle MR-Koloskopie sieht Lauenstein nicht in Konkurrenz zur Darmspiegelung, sondern als ergänzendes Verfahren. "Wir erschließen mit der bildgebenden Früherkennungsuntersuchung eine andere Zielgruppe, nämlich all jene, die sich der Endoskopie nicht unterziehen möchten", so Lauenstein.

Den Röntgenpreis erhält Dr. Lauenstein im Rahmen des 91. Deutschen Röntgenkongresses, der vom 12. bis zum 15. Mai in Berlin tagt. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird seit 1979 an Radiologen verliehen, die sich in besonderer Weise um die bildgebende Medizin verdient machen. Namensgeber der Auszeichnung ist der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen, dessen Entdeckung der Röntgenstrahlung 1895 ein neues Kapitel der Medizin einläutete.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.drg.de

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Nachweis eines Kolonpolypen mittel MRT (Pfeil; links) sowie virtuelle 3D Rekonstruktion der Raumforderung (rechts).

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Dr. Thomas Lauenstein ist Träger des diesjährigen Röntgenpreises.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution449

Quelle: Deutsche Röntgengesellschaft e.V., Pressesprecher Florian Schneider, 14.05.2010

Raute

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung - 14.05.2010

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung erhält Projektförderung der Bill und Melinda Gates Stiftung

Innovative Nanopartikel setzen Impfstoffe durch Schweiß frei

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) erhält den Zuschlag in der aktuellen Runde des Förderprogramms "Grand Challenges Explorations" der Bill & Melinda Gates Stiftung. Das Programm unterstützt ein globales Gesundheitsprojekt zur Entwicklung von Nanopartikeln, die Impfstoffe beim Kontakt mit menschlichem Schweiß freisetzen.

Das Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) führt das Forschungsprojekt POLMITRANSVAC (Pollen Mimetic Transcutaneous Vaccination) in Kooperation mit dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarbrücken (HIPS) durch. Bei Erfolg fördert die Gates-Stiftung das Projekt in seiner zweiten Phase mit bis zu einer Million US-Dollar weiter.

"Wir verbinden erstmals unsere Expertise am HZI in der Entwicklung von Impfstoffen mit der langjährigen Erfahrung in der Formulierung von Wirkstoffkandidaten in Nanopartikeln, die die Wissenschaftler am HIPS in Saarbrücken haben", informieren die Wissenschaftler Carlos Alberto Guzmán vom HZI, Claus-Michael Lehr und Steffi Hansen vom HIPS sowie Ulrich Schäfer von der Universität des Saarlandes. "Das Neuartige an unserer Methode ist der Weg, über den der Impfstoff in den Körper gelangt. Die Nanopartikel dringen über Haarfollikel in die Haut ein, platzen im Kontakt mit menschlichem Schweiß und setzen die Impfstoffe frei - ähnlich wie bei einer Pollensensibilisierung. Diese Impfmethode umgeht die schmerzhaftere Impfung mit einer Nadel und hat das Potential, eine Immunantwort auf den Schleimhäuten zu stimulieren."

Das Forschungsprojekt des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung ist eines von 78 Forschungsprojekten, die die Gates-Stiftung in der vierten Runde "Grand Challenges Explorations" fördert. Die Initiative unterstützt weltweit Forscher, Strategien zur Diagnose und Verhinderung von Infektionskrankheiten und einer Verbesserung der Familiengesundheit zu entwickeln. Die Auswahl erfolgte unter 2700 eingereichten Vorschlägen. Insgesamt unterstützt die Stiftung Forschungsprojekte in 18 Ländern auf sechs Kontinenten.

"Grand Challenges Explorations bringt immer wieder einzigartige und kreative Ideen hervor, um globale Gesundheitsprobleme in Angriff zu nehmen" erklärt Tachi Yamada, Präsident des Weltgesundheitsprogramms der Gates Stiftung. "Wir sind davon überzeugt, dass einige dieser Ideen zu neuen Innovationen und letztendlich zu Lösungen führen, die Leben retten werden."

Über Grand Challenges Explorations

Grand Challenges Explorations ist eine auf fünf Jahre angelegte, mit über 100 Millionen Dollar dotierte Initiative, die Innovationen im Bereich Weltgesundheit fördert. Sie ist Teil der "Grand Challenges in Global Health" Initiative, die von der Bill und Melinda Gates Stiftung unterstützt wird, um wichtige Neuerungen im globalen Gesundheitswesen zu erreichen. Grand Challenges Explorations nimmt noch bis zum 19. Mai 2010 Bewerbungen für die nächste Runde an. Die ausführlichen Bewerbungsbedingungen, inklusive einer Liste an Themenbereichen, für die derzeit Bewerbungen akzeptiert werden, sind auf der Grand Challenges Explorations Website zu finden:
www.grandchallenges.org

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Nanopartikel (weiß) gelangen in die Haarfollikel von Schweinehaut. Links der Farbstoff in Partikelform (A), rechts nicht als Partikel (B).

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
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Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Dr. Bastian Dornbach, 14.05.2010

Raute

Philipps-Universität Marburg - 14.05.2010

Zusammenarbeit führt zum Selbstmord

Wissenschaftler aus Marburg und Würzburg haben aufgeklärt, wie das Protein p53 krebsgefährdete Zellen in den Selbstmord treibt: Die Entscheidung über Leben und Tod hängt davon ab, ob mehrere p53-Moleküle zusammenwirken oder nicht, wenn sie an Selbstmord-Gene andocken. Die Forscher um Professor Dr. Thorsten Stiewe von der Philipps-Universität beschreiben ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Molecular Cell", die heute erscheint.

Das Protein p53 gilt als "Wächter des Genoms", weil es die Zellteilung unterbindet, wenn die Erbsubstanz DNA Schäden aufweist. Die teilungsbereite Zelle gewinnt dadurch Zeit, die Fehler zu beheben. Gelingt die Reparatur nicht, so startet das Protein ein Zelltod-Programm, das die krebsgefährdete Zelle aus dem Organismus entfernt. Bei Tumoren ist das zugrunde liegende Gen p53 häufig mutiert, so dass geschädigte Zellen sich ungebremst vermehren. Dem würde das funktionsfähige Protein entgegenwirken, das daher als Tumorsuppressor bezeichnet wird.

Um das Schicksal von Zellen zu bestimmen, kontrolliert das p53-Protein nachgeordnete Gene, indem es an Schalter-Sequenzen auf der DNA bindet, an so genannte Promotoren. "Bislang blieb unklar, wie die Entscheidung zwischen Überleben und Tod auf der Ebene der Bindung von p53 an Zielpromotoren getroffen wird", schreiben die Autoren. Sie führten eine Reihe von Experimenten an Krebszellen durch, um herauszufinden, wie die Tumor-unterdrückende Funktion des Proteins mit der so genannten Kooperativität zusammenhängt. Darunter ist zu verstehen, dass p53-Moleküle umso stärker an Zielsequenzen binden, je besser sie dabei zusammenwirken.

Die Wissenschaftler fügten Mutationen ins Erbgut der Krebszellen ein, um die Kooperativität von p53 herabzusetzen. Wie die Forscher zeigen, vermindert dies die Bindung an Selbstmord-Gene; der Stopp der Zellteilung wird dagegen nicht beeinträchtigt. Umgekehrt lässt sich die Kooperativität auch künstlich erhöhen. Dadurch kommt es vermehrt zum programmierten Zelltod, wenn DNA-Schäden auftreten. Außerdem sprechen die Tumorzellen in diesem Fall auch besser auf Chemotherapeutika an.

"Mutationen, die die Kooperativität herabsetzen, sind genetisch mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden", führen die Autoren aus; "Kooperativität trägt somit zur Tumorsuppressor-Aktivität von p53 bei." Die Wissenschaftler vermuten, dass sich ihre Erkenntnisse auch für therapeutische Zwecke nutzen lassen, um die p53-Aktivität in die gewünschte Richtung zu lenken.

Weitere Informationen:
Ansprechpartner:
Professor Dr. Thorsten Stiewe
Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Immunologie
E-Mail: thorsten.stiewe@staff.uni-marburg.de
Internet: www.imt.uni-marburg.de/stiewe

Originalpublikation:
Katharina Schlereth & al.:
DNA Binding Cooperativity of p53 Modulates the Decision between Cell-Cycle Arrest and Apoptosis
Molecular Cell 38 (2010), S. 1-13
doi:10.1016/j.molcel.2010.02.037

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
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Molekulare Sterbehilfe: Um ein Zelltod-Programm zu starten, wirken mehrere p53-Proteine bei der Bindung an Selbstmord-Gene zusammen. Im Modell gruppieren sich vier Moleküle um die in der Mitte dargestellte DNA.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
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Quelle: Philipps-Universität Marburg, Johannes Scholten, 14.05.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Mai 2010