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MELDUNG/075: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 08.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  4,4 Millionen Euro für die Krebsforschung
→  Durchbruch bei seltener Bewegungsstörung von Kindern
      Tiefe Hirnstimulation hilft bei Eisenspeicher-Erkrankung NBIA
→  Graduiertenkolleg zur Vaskulären Medizin geht in die dritte Runde
→  Antikörper gegen Brustkrebs

Raute

Universitätsklinikum Ulm - 05.03.2010

4,4 Millionen Euro für die Krebsforschung

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Klinische Forschergruppe aus Ulm

Die Wissenschaftler der Klinischen Forschergruppe (KFO 167) gehen der Frage nach, wie eine fehlgesteuerte Regulation von Apoptose, dem programmierten Zelltod, zu Krankheiten führen kann. Die Ergebnisse ihrer Arbeit der ersten drei Jahre, die bereits mit rund 3 Mio. Euro gefördert wurde, haben die Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) so sehr überzeugt, dass die Gruppe ihre Arbeit für weitere drei Jahre mit der Fördersumme von 4,4 Mio. Euro fortsetzen kann.

"Die Förderzusage ist eine große Auszeichnung für die Klinische Forschergruppe, die dazu beiträgt, Ulms Schwerpunkt in der Krebsforschung zu stärken", freut sich Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin, Sprecher der Gruppe, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Dekan der Medizinischen Fakultät. Die Klinische Forschergruppen stellen nach den Sonderforschungsbereichen mit die wichtigsten Forschungsschwerpunkte in Deutschland dar. Bundesweit ist die Ulmer Gruppe die einzige Klinische Forschergruppe, die am Schwerpunkt Apoptose, so lautet der Fachbegriff für das programmierte Absterben geschädigter Zellen, arbeitet. Sie entstand auf der Basis der langjährigen Arbeiten und Entdeckungen zu Zelltodsignalwegen von Professor Debatin.

"Unser Ziel ist, aus unseren Erkenntnissen der Grundlagenforschung eine verbesserte Diagnostik und Therapie bei Krebserkrankungen zu entwickeln", erläutert Prof. Dr. Simone Fulda, die wissenschaftliche Leiterin der Forschergruppe. "So hat Frau Professor Wiesmüller aus der Sektion Gynäkologische Onkologie beispielsweise ein bereits mehrfach preisgekröntes Testsystem entwickelt, um Störungen in Reparaturprozessen des Erbguts von Krebszellen zu erkennen", so Fulda. Die DFG-Gutachter lobten ausdrücklich die fächer- und organübergreifende Arbeit der Forschergruppe. "Außerdem konnten wir durch Rotationsstellen, bei denen Ärzte für die Wissenschaft freigestellt werden, den Austausch zwischen Klinik und Labor fördern. Besonders freuen wir uns auch über das Lob der Gutachter für unsere Förderung junger Wissenschaftler", so Fulda, die die Arbeit von neun Teams aus verschiedenen Fachgebieten mit gut 20 geförderten Stellen am Klinikum koordiniert.

In den kommenden drei Jahren sollen die grundlegenden Erkenntnisse der Forschergruppe verstärkt in klinische Studien münden. Schwerpunkte werden u. a. Hirntumoren und Leukämien sein. Wissenschaftler der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und der Klinik für Innere Medizin III werden sich z. B. mit der Regulation des programmierten Zelltods bei der Chronisch-Lymphatischen Leukämie beschäftigen. Leibnizpreisträger Prof. Dr. Karl-Lenhard Rudolph (Molekulare Medizin) wird seine Erkenntnisse über Telomere vertiefen. Sind diese für Störungen anfälligen "Endstücke" der Doppelspirale des menschlichen Erbguts geschädigt, kann das erwünschte Absterben veränderter Zellen, z. B. Krebszellen, beeinträchtigt werden. An weiteren Teilprojekten arbeiten Wissenschaftler der Institute für Rechtsmedizin und für Physiologische Chemie sowie des Instituts für Molekulare Virologie mit dem Leibnizpreisträger Prof. Dr. Frank Kirchhoff.

Petra Schultze
Universitätsklinikum Ulm
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Einstein-Allee 29, D - 89081 Ulm
Mail: petra.schultze@uniklinik-ulm.de
Internet: www.uniklinik-ulm.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinik-ulm.de/kinderheilkunde
Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1093

Quelle: Universitätsklinikum Ulm, Petra Schultze, 05.03.2010

Raute

Uniklinik Köln - 05.03.2010

Durchbruch bei seltener Bewegungsstörung von Kindern

Tiefe Hirnstimulation hilft bei Eisenspeicher-Erkrankung NBIA

Prof. Dr. Lars Timmermann und Dr. Amande Pauls von der Neurologischen Klinik der Uniklinik Köln konnten mit einem neuen, innovativen Forschungsansatz zeigen, dass die Tiefe Hirnstimulation bei der Behandlung der schweren Bewegungsstörung NBIA (Neurodegeneration with Brain Iron Accumulation) wirkungsvoll eingesetzt und die Lebensqualität der Betroffenen um bis zu 83 Prozent verbessern kann.

Seltene Erkrankungen werden oft nur unzureichend erforscht, da es dafür wenige öffentliche, industrielle oder private Geldgeber gibt. "Eine dieser Erkrankungen ist die schwere, häufig sehr schmerzhafte Bewegungsstörung NBIA, die zwar Menschen jedes Alters treffen kann, an der jedoch vorwiegend Kinder erkranken", erklärt Prof. Timmermann. Bei dieser sehr seltenen Form der schweren Dystonie (Bewegungsstörungen) kommt es, meist aufgrund eines Stoffwechseldefekts, zu Eisenablagerungen im Gehirn, die zum Absterben von Gehirnzellen und als Folge auch zum Verlust motorischer Fähigkeiten führen können. Bislang konnten Mediziner mit betroffenen Patienten, bei der Entscheidung zwischen der Behandlung mit Hirnelektroden oder der Tiefen Hirnstimulation, nur auf Einzelberichte und kleine Fallserien in der Literatur bauen, obwohl andere Formen der Dystonie schon heute erfolgreich mit der Tiefen Hirnstimulation behandelt werden.

Die international renommierten Kölner Neurologen Prof. Dr. Timmermann und Dr. Pauls sammelten im Rahmen ihres neuen Forschungsansatzes nun weltweit Fälle dieser Form der Dystonie, um die therapeutischen Erfolge der Tiefen Hirnstimulation zu messen. Sie kontaktierten weltweit Zentren und sammelten detaillierte Informationen von insgesamt 23 Patienten, die mit einer Tiefen Hirnstimulation behandelt wurden. Wie die Experten heute in der Fachzeitschrift "Brain" veröffentlichten, betrug die mittlere Verbesserung der Dystonie durch die Tiefe Hirnstimulation nach 12-15 Monaten 25 Prozent. Zwei Drittel der Patienten zeigten eine klinisch signifikante Verbesserung und im Mittel eine Verbesserung der Lebensqualität von 83 Prozent.

Auch wenn diese Erfolgsquoten noch unterhalb der Quoten liegen, die für einige andere Formen der Dystonie bekannt sind, ist dieser Schritt essentiell für die Behandlung der NBIA und die Lebensqualität der Patienten. Denn bislang war NBIA nicht wirksam behandelbar oder heilbar und die medikamentösen Therapieversuche weitestgehend erfolglos. "Wir sind froh, durch den internationalen Forschungsverbund und die Ergebnisse, den NBIA-Patienten und ihren Familien, aber auch den ärztlichen Kollegen, eine gute Entscheidungsgrundlage für die Tiefe Hirnstimulation zu geben", freut sich Prof. Timmermann.

Wesentliche Teile dieses "Low-Budget-Projekts" wurden unter anderem durch die deutsche NBIA-Patientenorganisation "Hoffnungsbaum" gefördert. Auch die "Klüh-Stiftung" unterstützte Prof. Timmermann und die Forschungseinrichtung durch den mit 25.000 Euro dotierten "Klüh-Preis 2007".

Für Rückfragen
Univ.-Prof. Dr. Lars Timmermann
Klinik und Poliklinik für Neurologie der Uniklinik Köln
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Gereon Fink
E-Mail: lars.timmermann@uk-koeln.de

Anja Schattschneider
Stabsabteilung Kommunikation
E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de

Weitere Informationen finden Sie unter
www.brain.oxfordjournals.org/papbyrecent.dtl

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1051

Quelle: Uniklinik Köln, Christoph Wanko, 05.03.2010

Raute

Universitätsmedizin Mannheim - 05.03.2010

Graduiertenkolleg zur Vaskulären Medizin geht in die dritte Runde

Abschluss-Symposium mit den Absolventen der zweiten Förderperiode

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das an der Medizinischen Fakultät Mannheim angesiedelte, internationale Graduiertenkolleg "Vascular Medicine" (GRK 880) für weitere drei Jahre und damit insgesamt über die maximal mögliche Förderdauer von neun Jahren. Damit geht das Projekt in die dritte Förderperiode.

Die zweite Förderperiode des Graduiertenkollegs findet ihren Abschluss in einem Symposium, zu dem die beiden Sprecher, Professor Dr. Hans-Peter Hammes (Leiter der Sektion Endokrinologie der V. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim) und Professor Dr. Han Moshage (Direktor des Groningen Institute of Drug Exploration), interessierte Wissenschaftler eingeladen haben. Bei dem heutigen Symposium stellen die elf Studierenden, die in den vergangenen drei Jahren gefördert wurden, in Vorträgen ihre Projekte dar. Auch der Projektpartner aus Groningen steuert Gastvorträge bei.

Die "Vaskuläre Medizin" (Gefäßmedizin) ist einer der vier Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät Mannheim. Im Rahmen der Graduierten-Ausbildung ist das im Jahr 2004 gegründete Graduiertenkolleg ein zentrales Element dieses Schwerpunktes. Es basiert auf einer engen strategischen Zusammenarbeit mit Instituten der Rijksuniversiteit Groningen. Die gesammelte Expertise von Grundlagenforschern und Klinikern der beiden großen akademischen Institutionen, Universität Heidelberg (Medizinische Fakultät Mannheim) und Rijksuniversiteit Groningen, fließt in das internationale Gemeinschaftsprojekt ein, das auch durch die Niederländische Forschungsorganisation (NWO) gefördert wird.

Gemeinsame Forschungsvorhaben und die Ausbildung von angehenden Medizinern im Bereich der Vaskulären Medizin versprechen für die Zukunft Fortschritte in der Behandlung der großen Volkserkrankungen. Denn die Gefäße spielen eine wichtige Rolle beispielsweise bei Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs.

Ziel des Ausbildungsprogramms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist es, klinisches Wissen und Grundlagenforschung im Bereich der Vaskulären Medizin zusammenzubringen. Wichtig ist auch die Vernetzung der Graduiertenstudenten mit medizinischem und lebenswissenschaftlichem Hintergrund. Durch die Kooperation mit der Rijksuniversiteit Groningen ist es darüber hinaus erstmals für die Mannheimer Mediziner möglich, den internationalen Abschluss PhD zu erreichen. Derzeit befinden sind drei Graduierte mit diesem Ziel in Groningen.

Im Zentrum der dritten Förderperiode des Graduiertenkollegs steht die "vaskuläre Schädigung". Insgesamt 16 neue Projekte, davon drei Kooperationen zwischen verschiedenen Forschergruppen der Universität Heidelberg, befassen sich beispielsweise mit diabetischen Gefäßerkrankungen, entzündlichen Gefäßerkrankungen sowie dem normalen und krankhaften Wachstum kleiner Blutgefäße.

Gemeinsam mit dem TransRegio-Sonderforschungsbereich 23 "Vascular Differentiation and Remodeling", der sich mit der Gefäßbiologischen Forschung befasst, ist das Graduiertenkolleg "Vaskuläre Medizin" eine der wichtigen Aktivitäten für Graduiertenstudierende der Medizinischen Fakultät Mannheim.

Graduiertenkollegs sind befristete Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des graduierten wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie bieten Doktoranden die Möglichkeit, ihre Arbeit im Rahmen eines koordinierten, von mehreren Hochschullehrern getragenen Forschungsprogramms durchzuführen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution400

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim, Dr. Eva Maria Wellnitz, 05.03.2010

Raute

Universität Regensburg - 05.03.2010

Antikörper gegen Brustkrebs

Neues Forschungsprojekt an der Universität Regensburg

Seit mehr als 10 Jahren werden Antikörper für eine zielgerichtete Krebstherapie eingesetzt. Mit Antikörpern können Krebszellen direkt und "punktuell" bekämpft werden und gesundes Gewebe bleibt weitgehend verschont. Gegenüber der Chemotherapie hat die Krebstherapie mit Antikörpern somit einen wesentlichen Vorteil.

Antikörper erkennen Eiweißstrukturen (sog. Antigene), die auch für das Zellwachstum von Tumorzellen eine bedeutende Rolle spielen. So erkennt der für die Therapie von Brustkrebs häufig eingesetzte Herceptin-Antikörper den sog. HER2-Wachstumsfaktor-Rezeptor. Durch die Blockierung dieses Rezeptors, der das Wachstum der Tumorzellen viel zu stark stimuliert, kann in vielen Fällen die Vermehrung der Krebszellen gebremst, oder sogar ganz aufgehalten werden. Viele Brustkrebspatientinnen sprechen gut auf diese Therapie an. Bei anderen schlägt sie allerdings nur bedingt oder gar nicht an. Manchmal beobachtet man auch eine Abnahme des Therapieerfolges nach anfänglichem Ansprechen. Die Tumorzellen können demnach gegenüber dem Herceptin-Antikörper resistent werden. Möglicherweise übernehmen bei einer HER2-Rezeptorblockierung andere, diesem Antigen ähnliche Rezeptoren die Wachstumsstimulation der Tumorzellen.

Hier setzt ein neues Forschungsprojekt der Universität Regensburg an, das die molekularen Strukturen der Tumorzellen und die zugrunde liegenden Wirkmechanismen auf der Ebene der Wachstumsfaktor-Rezeptoren untersucht. Im Rahmen des Projekts soll geklärt werden, warum der Herceptin-Antikörper das Tumorzellwachstum bei einigen Patientinnen aufhalten kann, bei anderen Patientinnen aber eine nur unzureichende Wirkung eintritt. Leiter des Forschungsteams ist PD Dr. Gero Brockhoff von der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Regensburger Caritaskrankenhaus St. Josef, Kooperations- und Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Regensburg. Ziel ist die Entwicklung effizienterer Therapien für die Behandlung von Brustkrebs. Die Regensburger Wissenschaftler werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den nächsten zwei Jahren mit rund 250.000 Euro gefördert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution87

Quelle: Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 05.03.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2010