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MELDUNG/066: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 24.02.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Mit Nanoporen gegen Krankheiten
→  Nanotechnik aus der Tiefsee
→  Reform der Pflegeberufe
      Bremer Wissenschaftler werten erstmals Modellprojekte aus

Raute

Technische Universität Chemnitz - 23.02.2010

Mit Nanoporen gegen Krankheiten

Neuartige Filtermedien mit Porengrößen im Mikro- und Nanometerbereich sollen unter anderem die schonende Zellseparation von Blut ermöglichen

Blut- oder Plasmaspender kennen ihn vielleicht - den Zellseparator. In diesem System werden aus dem Blut Zellen von nicht zellulären Begleitstoffen getrennt - zum Beispiel Blutkörperchen vom Blutplasma. Da die Unversehrtheit der abgetrennten Zellen oberste Priorität besitzt, werden an diesen Prozess höchste Qualitätsanforderungen gestellt. Da biologische Zellen gegenüber mechanischer Beanspruchung empfindlich reagieren und zusätzlich zu Verklumpungen neigen, muss die Zellseparation möglichst sanft und sehr zuverlässig funktionieren. Während die Zellseparation für große Mengen Blut - wie bei der Plasmaspende - Standard ist, sind schonende Verfahren für kleine Probenmengen noch Gegenstand der Forschung.

Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Technischen Universität Chemnitz entwickelt derzeit für diese Form der Zellseparation neuartige Filtermedien mit Porengrößen im Mikro- und Nanometerbereich, um die Zellen mit minimalem mechanischem Stress isolieren zu können. Im so genannten Innovationslabor "Mikrosysteme mit hierarchischen Polymerstrukturen" (MikroHips) arbeiten die Professur Physikalische Chemie unter Leitung von Prof. Dr. Werner A. Goedel, die Professur für digitale Drucktechnologien und Bebilderungstechnik unter Leitung von Prof. Dr. Reinhard Baumann und das Zentrum für Mikrotechnologien unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Geßner zusammen. Die Professur für Marketing und Handelsbetriebslehre, die von Prof. Dr. Cornelia Zanger geleitet wird, unterstützt das Projekt aus betriebswirtschaftlicher Sicht auf dem Weg zur Marktreife und koordiniert alle Anfragen aus Wissenschaft und Praxis. Den Chemnitzer Wissenschaftlern steht zudem ein industrieller Beirat mit Vertretern aus den Bereichen Biotechnologie und Diagnostik zur Seite. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt bis Ende 2011 mit 1,2 Millionen Euro im Rahmen des Förderprogramms "Forschung für den Markt im Team" (ForMaT).

In einem Teilprojekt widmen sich die Wissenschaftler insbesondere einem Spezialfall der Zellseparation - der Plasmaseparation in der dezentralen Humandiagnostik. "Dabei werden alle Blutzellen vom flüssigen Blutplasma getrennt, da diese die Ergebnisse der Blutanalyse beeinflussen können", erklärt Geßner und ergänzt: "Durch die Möglichkeiten der Mikrofluidik konnten in den letzten Jahrzehnten viele Analysen in so genannten Lab-on-Chip-Systemen miniaturisiert werden. Sind diese medizintechnischen Systeme klein, mobil und hochintegriert, spricht man auch von patientennahen oder auch Point-of-Care-Systemen. Diese können sowohl von medizinischem Fachpersonal als auch von Laien verwendet werden." Vorteile solcher Point-of-Care-Systeme sind neben den geringen Probenmengen, die benötigt werden, vor allem die zeitnah vorliegenden Analyseergebnisse. Diese können dann zu einer schnelleren Einleitung geeigneter Therapiemaßnahmen und damit zu einer schnelleren Genesung des Patienten führen. Solche mobilen Analysesysteme haben zum Beispiel in Form von Blutzucker- oder Lactose-Messgeräten längst Einzug in unseren Alltag gefunden.

"Bei der Entwicklung solcher komplexen Systeme besteht jedoch das Problem, dass nicht alle makroskopischen Prozesse ohne weiteres miniaturisiert und in ein mikrofluidisches Analysesystem integriert werden können", sagt Geßner. Ein weiteres zentrales Ziel des MikroHips-Projektes bestehe daher in der Entwicklung eines Plasmaseparations-Moduls basierend auf Mikrosieben. Und dazu haben die Forschungsgruppen der Professoren Goedel und. Baumann eine Technologie patentiert, mit der aus einer Kombination von traditionellen Membrantechnologien und Drucktechniken entsprechende Mikrosiebe individuell und effizient hergestellt werden können. Diese Mikrosiebe helfen entscheidend bei der Integration der Zellseparation in künftige Lab-on-Chip-Systeme.

Stichwort: Förderprogramm "Forschung für den Markt im Team" (ForMaT)

Mit dem zweistufigen Förderprogramm ForMaT will das Bundesministerium für Bildung und Forschung Ergebnisse aus der öffentlichen Forschung besser und schneller für die Wirtschaft nutzbar machen. Zum einen sollen Wissenschaftler schon in einer frühen Projektphase analysieren, inwieweit sich ihre Forschungen für eine Verwertung am Markt eignen bzw. welche spezifischen Markt- und Kundenanforderungen für die Verwertung berücksichtigt werden müssen. Zum anderen fördert das Programm die interdisziplinäre Zusammenarbeit technisch-naturwissenschaftlicher und wirtschafts- oder geisteswissenschaftlicher Fachbereiche.

Die TU Chemnitz zählt zu den elf der ursprünglich 35 ausgewählten ostdeutschen Forschungsprojekte, welche ihre Arbeit in der zweiten Förderphase der zweiten Runde des Wettbewerbes "ForMaT" aufgenommen haben. Das interdisziplinäre Forschungsteam aus Chemnitz stellte überzeugend die Verwertungspotenziale ihrer neuartigen Filtermedien und des Plasmaseparations-Moduls unter Beweis. Nun gilt es, bis Ende 2011 diese Innovationen entsprechend den Bedürfnissen des Marktes und der Kunden weiterzuentwickeln und die Verwertung intensiv vorzubereiten. So sollen Wege für weitere Entwicklungen in der medizinischen Biotechnologie geebnet und damit ein wesentlicher Beitrag zur Krankheitsvorsorge und -bekämpfung geleistet werden.

Weitere Informationen erteilt
Dr. Sandra Kaminski
Professur für Marketing und Handelsbetriebslehre,
E-Mail: sandra.kaminski@wirtschaft.tu-chemnitz.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.tu-chemnitz.de/mikrohips
Homepage des Projektes

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/pages/de/image109992
Tom Enderlein, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums für Mikrotechnologien der TU Chemnitz, präsentiert in einem Reinraum einen mikrofluidischen Chip.

http://idw-online.de/pages/de/image109993
Blick durch das Lichtmikroskop: In diesem Mikrosieb mit integrierter Stützstruktur sind die kreisrunden Poren, die derzeit noch einen Durchmesser von etwa 70 Mikrometer haben, gut zu erkennen. Die Chemnitzer Forscher arbeiten an der Reduzierung des Porendurchmessers bis in den Bereich von wenigen Nanometern.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution85

Quelle: Technische Universität Chemnitz, Dipl.-Ing. Mario Steinebach, 23.02.2010

Raute

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 23.02.2010

Nanotechnik aus der Tiefsee

Universitätsmedizin und Johannes Gutenberg-Universität Mainz starten Kooperation mit der Tsinghua University und der Chinese Academy of Geological Sciences in Peking

Mit der feierlichen Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages wurde heute die Zusammenarbeit der Universitätsmedizin und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit der Tsinghua University und der Chinese Academy of Geological Sciences in Peking offiziell. Ziel der zunächst auf fünf Jahre angelegten Arbeit ist die Etablierung einer gemeinsamen Forschungseinheit, des sogenannten "Joint Lab: Bio-Nano-Komposite". Die Gründung dieses wissenschaftlichen Exzellenzzentrums soll einerseits helfen, globale Probleme im medizinischen und im Umweltbereich zu lösen. Andererseits soll auch die Patentierung und kommerzielle Verwertung der Forschungsergebnisse gefördert werden, wobei die deutschen Partner langfristig und dauerhaft Zugang zum wachsenden asiatischen Markt erhalten sollen. Die Forschungen konzentrieren sich dabei auf die Entwicklung neuartiger Materialien für den Zahn- und Knochenersatz und bauen auf Erkenntnissen auf, die man bei Untersuchungen zur Biosynthese anorganischer Verbindungen durch Tiefseeorganismen gewonnen hat. Das verspricht unter anderem Fortschritte bei der Behandlung von Osteoporose und Knochenbrüchen. Die Zusammenführung der auf diesem Gebiet bereits vorhandenen, jedoch sehr unterschiedlichen Kompetenzen in beiden Ländern lässt auf hohe synergistische Effekte für die kommenden Jahre hoffen.

Das Gemeinschaftsprojekt ist eingebettet in die Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) "Konzeptions- und Vorbereitungsmaßnahmen deutscher Hochschulen zur Etablierung gemeinsamer Forschungsstrukturen mit Partnern im asiatisch-pazifischen Forschungsraum" und steht damit unter dem Dach des "Deutsch-Chinesischen Jahres der Wissenschaft und Bildung 2009/10" (DCJWB). Die Koordination liegt in den Händen von Prof. Dr. Werner E. G. Müller vom Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie der Universitätsmedizin Mainz. Er und sein am selben Institut tätiger Kollege Prof. Dr. Dr. Heinz C. Schröder sind weltweit führende Experten für die Identifizierung, Klonierung und gentechnologische Herstellung von Enzymen (Silicateine), die den Tiefseeschwämmen die Synthese ihres Silikatskelettes ermöglichen. Diese bereits seit dem Präkambrium vor mehr als 600 Millionen Jahren existierenden Meeresbewohner besitzen die einzigartige Fähigkeit, Silikat enzymatisch zu synthetisieren ("Biosilikat"). Die "Hybrid-Zusammensetzung" aus anorganischen und organischen Komponenten verleiht dem Material exzellente mechanische Eigenschaften und macht es hochinteressant, auch für die Nanotechnologie. Bereits seit Jahren arbeiten Müller und Schröder dabei zusammen mit Prof. Dr. Xiaohong Wang vom National Research Center for Geoanalysis der Chinese Academy of Geological Sciences in Peking. Wang ist die führende chinesische Forscherin für Tiefseebiomineralien und Tiefseeschwämme mit dem Fokus auf Biosilikat sowie eine Expertin in der Spurenelementanalyse.

Neben diesen eukaryotischen Organismen stehen aber auch Prokaryonten im Fokus: Bakterien, die am Boden der Tiefsee in Manganknollen leben. Diese etwa faustgroßen Gebilde liegen lose in 4.000 bis 5.000 Metern Tiefe an bestimmten Stellen auf dem Meeresboden und haben sich über Jahrmillionen gebildet. Laut Müller wachsen die Knollen in einer Million Jahren nur um einen Millimeter. Sie bestehen zu circa 30 Prozent aus Mangan und zu circa 20 Prozent aus Eisen, enthalten aber noch weitere wertvolle Metalle wie etwa Kobalt und Nickel. Wang und Müller konnten nun erstmals zeigen, dass die Mineralisation in den Knollen biologisch induziert wird, von eben jenen genannten endolithischen Bakterien. Sie sind mit sogenannten S-Layer-Proteinen dekoriert, die als Kristallisationskeime für die im Meerwasser gelösten Metallionen dienen.

In beiden Fällen handelt es sich also um Biomineralisationsprozesse, aus denen komplexe Hybridmaterialien entstehen. Spezialist auf diesem Gebiet ist Prof. Dr. Wolfgang Tremel vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Johannes Gutenberg-Universität. Er ist ebenso an dem "Joint Lab" beteiligt wie PD Dr. habil. Dorrit E. Jacob vom Institut für Geowissenschaften (Arbeitsgruppe Biomineralisation) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie ist Expertin auf dem Gebiet der Bildung und Analytik kalziumhaltiger Mineralien und unterhält bereits zahlreiche Kooperationen im asiatisch-pazifischen Raum.

Im Rahmen des Projekts sollen zunächst die molekularen Mechanismen untersucht werden, die der Bildung von Metalloxiden durch Tiefseeorganismen zugrunde liegen. Anschließend ist geplant, die Gene der beteiligten Enzyme zu identifizieren, zu klonieren und zu exprimieren, so wie es Müller und Schröder bereits bei den Schwämmen gemacht haben. Sobald das geschehen ist, können die rekombinant hergestellten Enzyme bzw. Proteine zur Synthese neuartiger Komposit-Materialien verwendet werden, die dann bei Knochenbrüchen und -erkrankungen eingesetzt werden sowie als Zahnersatz dienen können. Nach erfolgreicher Durchführung entsprechender klinischer Studien hoffen die Forscher schließlich, dass sie aus ihren Ergebnissen einen neuartigen Therapieansatz für Osteoporose-Patienten entwickeln können.

Die zunehmende Bedeutung der Nanotechnologie und der wachsende Einfluss des asiatisch-pazifischen Raums (Asian Pacific Research Area, APRA) auf die Entwicklung dieser Technologie wurden von der Bundesregierung und der Europäischen Union erkannt, sodass auf diesem Gebiet vielfältige Förderprogramme initiiert wurden. Auch das Joint Lab wird vom BMBF gefördert und zwar als einziges Labor im Rahmen des Programms "Konzeptions- und Vorbereitungsmaßnahmen deutscher Hochschulen zur Etablierung gemeinsamer Forschungsstrukturen mit Partnern im asiatisch-pazifischen Forschungsraum". Die Universität Mainz profiliert sich ebenfalls auf dem Gebiet der Nanobiotechnologie, die zukünftig vor allem in der Medizin für Furore sorgen könnte. Dementsprechend interessieren sich die Mainzer Forscher insbesondere für die klinischen Erfahrungen der chinesischen Kollegen. So wurde in China bereits 2002 ein nanomedizinisches Knochenersatzprodukt patentiert und in klinischen Studien getestet. Seitdem wurden mehr als 3.000 Patienten erfolgreich mit dem sogenannten "Nano-Bone" behandelt. Nano-Bone ist hochporös und aus extrem feinem Nano-Hydroxylapatit aufgebaut. Diese Struktureigenschaft ermöglicht ein Anheften der Zellen und Einwachsen in den Knochen. Wie Tierversuche ergaben, ist Nano-Bone bioaktiv und biologisch abbaubar. Das vielversprechende Knochenersatzmaterial wurde von Prof. Dr. Fu-Zhai Cui entwickelt, dem Direktor des Biomaterials Lab am Department of Materials Science & Engineering der Tsinghua University in Peking. Cui konzentriert sich seit Jahren auf Entwicklungen im Bereich Tissue Engineering, wobei er eng mit der am selben Institut forschenden Materialwissenschaftlerin Frau Prof. Dr. Qingling Feng zusammenarbeitet. Feng wurde für ihre Forschungsleistungen zu Struktur und Eigenschaften biomedizinischer Materialien vielfach ausgezeichnet, sodass beide ideale Partner für das Joint Lab darstellen. Zukünftig soll das Joint Lab auch für den Beitritt weiterer Partner aus anderen Ländern der APRA offen stehen.

Der Kooperationsvertrag wurde von deutscher Seite von dem Vizepräsidenten für Forschung der Johannes Gutenberg-Universität, Prof. Dr. Ulrich Förstermann, dem Wissenschaftlichen Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, und der Ministerialdirigentin Brigitte Klempt vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur unterzeichnet. Von chinesischer Seite wurde der Vertrag durch einen Vertreter des chinesischen Generalkonsulates in Frankfurt, dem Direktor der Präsident der Chinese Academy of Geological Sciences und der Direktor des National Research Center for Geoanalysis, beide aus Peking unterschrieben. Auch war ein Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zugegen.

"Die Kooperation mit den chinesischen Partnern ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, um die Mainzer Universitätsmedizin und Universität international zu vernetzen und noch wettbewerbsfähiger zu machen. An der Schnittstelle zwischen Medizin, Material- und Umweltwissenschaften verspreche ich mir von dieser herausragenden Forschungseinheit wichtige innovative Impulse", sagte die Ministerialdirigentin Brigitte Klempt vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft Jugend und Kultur anlässlich der heutigen Unterzeichnung des Kooperationsvertrages.

"Internationale Forschungskooperationen sind in einer auch im universitären Bereich zunehmenden Globalisierung und Netzwerkbildung unverzichtbar. Mit der Vereinbarung eines zudem vom BMBF geförderten Forschungsprojekts zwischen Mainz und Peking gelingt ein großer Schritt in Richtung einer Lösung globaler Probleme in den Bereichen Medizin und Umwelt", erklärte Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Mainz.

Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Werner E. G. Müller
Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Duesbergweg 6, 55128 Mainz
E-Mail: wmueller@uni-mainz.de
Internet: www.biotecmarin.de

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 50 Kliniken, Institute und Abteilungen sowie zwei Einrichtungen der medizinischen Zentralversorgung - die Apotheke und die Transfusionszentrale - gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet.

Weitere Informationen im Internet unter
www.unimedizin-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1431

Quelle: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dipl.-Betriebswirtin (FH) Caroline Bahnemann, 23.02.2010

Raute

Universität Bremen - 23.02.2010

Reform der Pflegeberufe: Bremer Wissenschaftler werten erstmals Modellprojekte aus

Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen schließt damit wichtige Lücke zur langfristigen Verbesserung der Ausbildung

In einem Punkt sind sich Politiker, Wissenschaftler und Praktiker einig: Pflegeberufe brauchen ein modernes und attraktives Profil. Grundlage hierfür ist eine gute Ausbildung. Nicht zuletzt haben deshalb Ausbildungsstätten für Pflegeberufe seit einigen Jahren die Möglichkeit, ihre Ausbildungsinhalte und -strukturen zu reformieren. Auf diese Weise sind in den letzten Jahren bundesweit zahlreiche Modellprojekte zur Weiterentwicklung der Pflegeausbildung mit unterschiedlichen Reformelementen entstanden. Ein Kernpunkt dieser Reformmodelle ist die Zusammenführung der bislang getrennten Berufsabschlüsse der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege in einen gemeinsamen Abschluss. Bislang gab es allerdings keine generelle und systematische Evaluation der Modellprojekte. Diese Lücke hat jetzt das Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen unter der Leitung von Professor Stefan Görres geschlossen. Die Studie "Qualitätskriterien für Best Practice in der Pflegeausbildung" liefert erstmals Ergebnisse einer zusammenfassenden Auswertung bereits abgeschlossener Reformmodelle, die bundesweit an Pflegeschulen erfolgten.

Ziel der von Oktober 2008 bis Dezember 2009 durchgeführten und von der Robert Bosch Stiftung geförderten Studie ist es, auf der Grundlage empirisch gesicherter Erkenntnisse, Empfehlungen zu zukünftigen Reformen der Pflegeausbildung auszusprechen und in einen politischen Dialog einzubringen. In die Studie eingeschlossen war die Befragung aller bundesweiten 42 Reformprojekte, der entsprechenden Ausbildungsträger der Schulen sowie einer Auswahl an Absolventen und Arbeitgebern.

Modellabsolventen verfügen über bessere Sozialkompetenzen

Etwa die Hälfte der Arbeitgeber (47 Prozent) bescheinigen den Modellabsolventen gut ausgebildete Basiskompetenzen im Unterschied zu traditionell Ausgebildeten, vor allem aber stärker ausgeprägte sozial-kommunikative, personale und methodische Kompetenzen. Im Einzelnen zeichnen sich die Modellabsolventen vorrangig durch eine hohe Analyse- und Reflexionsfähigkeit sowie eine große Einsatzbereitschaft, Flexibilität und eine Motivation zum lebenslangen Lernen aus. Durch diese in den Modellen erworbenen Kompetenzen sowie eine hochgradige Patienten- beziehungsweise Bewohnerorientierung prognostizieren 68 Prozent der Bildungseinrichtungen und 42 Prozent der Arbeitgeber eine verbesserte Pflegequalität in den Einrichtungen. Selbstkritisch bescheinigen sich 45 Prozent der Absolventen dagegen ein geringeres (medizinisches) Spezialwissen und eine geringere praktisch-technische Routine im Unterschied zu traditionell Ausgebildeten. Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass die zukünftige Gestaltung der Pflegeausbildung in zwei Richtungen erfolgen sollte: Zum einen ist eine grundlegende Ausbildung im Sinne eines "allgemeinen" Pflegeberufs sinnvoll. Zum anderen muss der Bedarf der Einrichtungen an Spezialisten nach wie vor abgedeckt werden. Anders als bisher soll der Erwerb des dazu notwendigen Spezialwissens für pflegefachliche Schwerpunkte nach einer gemeinsamen Ausbildung in neu zu gestaltenden beruflichen Weiterqualifizierungen oder Pflegestudiengängen vermittelt werden.

Große Reformbemühungen vor allem in Baden-Württemberg und Hessen

Große Reformbemühungen stellen die Bremer Wissenschaftler vor allem in den südlichen Bundesländern Baden-Württemberg und Hessen fest. Hier werden unterschiedliche Varianten inklusive einer Hochschulausbildung erprobt. Weniger starke Reformbestrebungen finden sich dagegen in den nördlichen Ländern Bremen und Schleswig Holstein sowie in den neuen Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Über die Gründe lässt sich allenfalls spekulieren. "Vermutlich verfügen die südlichen Bundesländer einfach über bessere Fördermöglichkeiten", sagt Professor Stefan Görres vom IPP der Uni Bremen. Insgesamt bestätigten die Ergebnisse der Studie den Reformwillen des Gesetzgebers, die Modernisierung der Pflegeausbildung voranzutreiben, so Görres. Nun sei allerdings die Politik gefragt, den von ihr initiierten "Experimenten" dauerhaft eine normative Kraft durch eine Reform der Berufsgesetze mit dem Ziel einer einheitlichen und gesetzlich geschützten Berufsbezeichnung zu verleihen. Die damit verbundene Angleichung an europäische Ausbildungsstandards in den Pflegeberufen würde angesichts abnehmender Bewerberzahlen ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg einer nachhaltigen Modernisierung sein.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)

Prof. Dr. Stefan Görres
E-Mail: sgoerres@uni-bremen.de

Dr. Martina Stöver
E-Mail: stoever@uni-bremen.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.public-health.uni-bremen.de/

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image109983
In der Pflegeausbildung gibt es mittlerweile zahlreiche Reformmodelle.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution59

Quelle: Universität Bremen, Meike Mossig, 23.02.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2010