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MELDUNG/058: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 12.02.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  "NephroGen"-Labor hilft nierenkranken Kindern weltweit
→  Gesundheitsfördernde Hochschule
→  Medizinische Fakultäten der Metropole Ruhr vertiefen Zusammenarbeit
→  Neuer Studiengang an der Universität Ulm: "Advanced Oncology"
→  Wer wagt, gewinnt - Millionenförderung für DKFZ-Forscher

Raute

Universitätsklinikum Heidelberg - 11.02.2010

"NephroGen"-Labor hilft nierenkranken Kindern weltweit

- Heidelberger Kinderärzte bauen Spezial-Labor auf
- Projekt-Finanzierung durch Dietmar Hopp Stiftung

Nierenkrankheiten haben häufig eine genetische Ursache. Die Diagnosestellung ist jedoch sehr aufwendig und kann nur in spezialisierten Laboren durchgeführt werden. Die Sektion Pädiatrische Nephrologie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg (Sektionsleiter: Professor Dr. Dr. Franz Schaefer) hat in wenigen Jahren ein hochqualifiziertes Labor aufgebaut, das Genanalysen zahlreicher Patienten im In- und Ausland durchführt, und hat damit die Diagnostik und Beratung betroffener Familien wesentlich verbessert. Über zwei neue Internetportale werden Aufträge angenommen, Daten gesammelt und Informationen bereit gestellt. Das Projekt "NephroGen" wird seit 2004 von der Dietmar Hopp Stiftung mit 400.000 € finanziert.

"NephroGen" - zentrale Anlaufstelle für Laboranforderungen

Zahlreiche Gene, die Nierenerkrankungen bei Kindern hervorrufen können, sind bereits bekannt. Trotzdem fanden diese Erkenntnisse bisher nicht den Weg in die klinische Routinediagnostik, da nur wenige Labore diese speziellen Untersuchungen anbieten, und die Ärzte oft nicht wissen, wer welche Gene untersuchen kann. Eine genetische Analyse kann bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen und wird nicht von allen Krankenkassen bezahlt. Professor Schaefer hat mit "NephroGen" ein Labor aufgebaut, das die Diagnostik für die 15 häufigsten, nierenrelevanten Gene anbietet. Für die meisten dieser Gene ist das Heidelberger Labor der erste und bisher einzige Leistungsanbieter in Europa.

Die Nachfrage ist groß: Neben Einsendungen aus Deutschland kommen Anforderungen aus 10 europäischen Ländern, dem mittleren Osten und Lateinamerika. Seit 2005 wurden über 1.000 Genanalysen durchgeführt. Bisher erfolgten die Untersuchungen im Rahmen von Forschungsprojekten und waren für die Einsender daher kostenlos. Doch 2010 sollen die nephrogenetischen Leistungen in das Angebot des Humangenetischen Instituts (Leiter: Professor Dr. Claus R. Bartram) integriert und dort auch abgerechnet werden.

Informations- und Datenquelle für kindernephrologische Zentren weltweit

Über das Internetportal www.nephrogen.org, das seit 2006 online ist, können Ärzte detaillierte Informationen zu den Krankheitsbildern erhalten und spezifische Befunde anfordern. Ein weiteres Internetportal (www.podonet.org) existiert seit 2009 und wird bereits von 50 kindernephrologischen Zentren in 19 Ländern genutzt. Hier werden im Rahmen eines auch von Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und EU geförderten Verbundprojektes genetische und klinische Daten zum sogenannten steroidresistenten nephrotischen Syndrom, einer besonders wichtigen, seltenen kindlichen Nierenerkrankung zusammengeführt (siehe unten).

"Der Nutzen dieser umfangreichen genetischen Diagnostik liegt zum einen darin, den Kindern unnütze und belastende Therapien zu ersparen. Zum anderen kann das Wissen um eine genetische Krankheitsursache die Prognose entscheidend verändern. Auch ist es für die Betroffenen und gesunde Geschwisterkinder wichtig, das Risiko zu kennen, die Erkrankung an nachfolgende Generationen weiter zu vererben", erläutert Professor Schaefer. "Ein langfristiges Ziel unserer Untersuchungen ist es natürlich, neue, möglicherweise kausale Therapien zu entwickeln, die die Nierenfunktion erhalten können." Denn leider ist es immer noch so, dass den meisten nierenkranken Kindern über kurz oder lang eine Nierenersatztherapie, also Dialyse und Nierentransplantation, nicht erspart bleibt.

Patientengeschichte:

Die kleine Ceylin ist 18 Monate alt. Seit einiger Zeit leidet sie unter starken Wassereinlagerungen. Bald fand man heraus, dass ihre Nieren sehr viel Eiweiß verlieren; man spricht von einem "nephrotischen Syndrom". Diese Krankheit beruht meistens auf einer Störung des Immunsystems und wird mit Kortison behandelt, manchmal auch mit stärkeren Medikamenten. Bei Ceylin führte das Kortison zwar zu einigen Nebenwirkungen, aber die Nierenerkrankung wurde nicht besser. Das Mädchen wurde zur Weiterbehandlung nach Heidelberg geschickt.

In seltenen Fällen kann ein nephrotisches Syndrom durch angeborene genetische Veränderungen in den Nieren verursacht werden. Diese Veränderungen lassen sich nicht durch Medikamente beeinflussen und führen zu einem fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion. Die Heidelberger Ärzte fanden bei Ceylin rasch eine solche genetische Ursache.

Die schlechte Nachricht für Ceylin und ihre Familie ist, dass Ceylin in einigen Jahren eine Nierentransplantation brauchen wird. Immerhin aber war schnell klar, dass Kortison und andere Medikamente bei Ceylin prinzipiell unwirksam sind und ihr die oft schwerwiegenden Nebenwirkungen dieser Therapien erspart werden können. Auch auf eine Nierenbiopsie konnte dank der genetischen Diagnostik verzichtet werden. Eine weitere gute Nachricht ist, dass die Erkrankung mit der Transplantation einer gesunden Niere geheilt sein wird. In den Fällen, die auf Störungen des Immunsystems beruhen, kann die Erkrankung nämlich auch in der transplantierten Niere wieder auftreten und diese zerstören. In dieser Hinsicht konnten die Kindernephrologen die Familie dank der genetischen Diagnose beruhigen.

Die wissenschaftlichen Auswertungen der klinischen Arbeit des "NephroGen"-Projektes wurden bereits in hochrangigen internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht:

Hussein A, Askar E, Elsaeid M, Schaefer F.
Functional polymorphisms in transforming growth factor-beta-1 (TGFß-1) and vascular endothelial growth factor (VEGF) genes modify risk of renal parenchymal scarring following childhood urinary tract infection.
Nephrol Dial Transplant, 2009, Oct 26.

Tabatabaeifar M, Schlingmann K-P, Litwin M, Emre S, Bakkaloglu A, Mehls O, Antignac C, Schaefer F, Weber S, and the ESCAPE Trial Group.
Functional analysis of BMP4 mutations identified in pediatric CAKUT patients.
Pediatr Nephrol, 2009, 24: 2361-8.

Weber S, Moriniere V, Knüppel T, Charbit M, Dusek J, Ghiggeri GM, Jankauskiené A, Mir S, Montini G, Peco-Antic A, Wühl E, Zurowska AM, Mehls O, Antignac C, Schaefer F, Salomon R.
Prevalence of mutations in renal developmental genes in children with renal hypodysplasia:
Results of the ESCAPE Study. J Am Soc Nephrol, 2006, 17: 2864-70

Weitere Informationen zu der Sektion Pädiatrische Nephrologie des Universitätsklinikums Heidelberg:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Sektion-Pädiatrische-Nephrologie.5158.0.
html?&FS=99880.pdf%3FFS%3D0
(Link bitte im Browser zusammenfügen)

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr.h.c. Franz Schaefer
Sektionsleiter Pädiatrische Nephrologie
Leiter KfH-Nierenzentrum für Kinder und Jugendliche
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Im Neuenheimer Feld 430, 69120 Heidelberg
E-Mail: franz.schaefer@med.uni-heidelberg.de

Dietmar Hopp Stiftung:
Die Dietmar Hopp Stiftung wurde 1995 gegründet, um die Umsetzung gemeinnütziger Projekte zu ermöglichen. Das Stiftungsvermögen besteht aus SAP-Aktien, die Dietmar Hopp aus seinem privaten Besitz eingebracht hat. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung, die zu den größten Privatstiftungen Europas zählt, insgesamt rund 230 Millionen Euro ausgeschüttet (Stand: Januar 2010). Gefördert werden Projekte aus den Bereichen Sport, Medizin, Soziales und Bildung. Der Schwerpunkt der Förderaktivitäten liegt in der Metropolregion Rhein-Neckar, mit der sich der Stifter besonders verbunden fühlt. Die Dietmar Hopp Stiftung ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen und in der Sportregion Rhein-Neckar e.V.

Dietmar Hopp Stiftung
Raiffeisenstraße 51, 68789 St. Leon-Rot
info@dietmar-hopp-stiftung.de
www.dietmar-hopp-stiftung.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image109372
Die kleine Ceylin leidet an einer Nierenerkrankung mit genetischer Ursache (siehe ausführliche Patientengeschichte).

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 11.02.2010

Raute

Fachhochschule Erfurt - 11.02.2010

Gesundheitsfördernde Hochschule

AOK PLUS und FH Erfurt setzen erste Maßnahmen in gemeinsamem Gesundheitsprojekt um

Einen Workshop zur "Gesundheitsfördernden Hochschule" haben jetzt die Fachhochschule Erfurt und die AOK PLUS durchgeführt. Dabei ging es um die Umsetzung von Aufgaben im Rahmen des von beiden Partnern im Sommer 2009 gestarteten Projekts "Gesundheitsfördernde Hochschule".

Konkrete Problemschwerpunkte aufgedeckt

Zur Ermittlung der Präventionsbedürfnisse waren an der FH Erfurt im Sommer 2009 zunächst Fragebogenerhebungen bei Beschäftigten und Studierenden durchgeführt worden. Ihre Auswertung ergab konkrete Belastungs- und Problemschwerpunkte, die auf einem Auftakt-Workshop im Januar diskutiert wurden. Es zeigte sich, dass die Beschäftigten vor allem Verbesserungsbedarf bei Arbeitsplatzbedingungen und betrieblicher Kommunikation als einflussreich für ihre Gesundheit erachteten. Die Studierenden gewichteten hier Studienorganisation sowie Lern- und Arbeitsbedingungen stärker. Als Ergebnis daraus wurden beim Workshop Arbeitsgruppen zu den Themenbereichen "Gesunde Ernährung", "Kommunikation und Rahmenbedingungen", "Kursangebote (Bewegung, Entspannung etc.)" sowie "Pausen- und Rückzugsräume" gebildet, die nun konkrete Umsetzungsvorschläge erarbeiten. Für das im März beginnende Sommersemester 2010 sind die ersten Ergebnisse und praktischen Angebote geplant, die dann auf einem "Gesundheitstag" vorgestellt werden sollen.

Erste Schritte zur nachhaltigen Gesundheitsförderung

Die FH Erfurt ist die erste Hochschule in Thüringen, die sich an einem derartigen Projekt zur Gesundheitsprävention beteiligt. Projektleiter ist Prof. Dr. Karl-Heinz Stange von der Fakultät Sozialwesen. "Eine wichtige Innovation besteht darin, dass nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der FH an dem Projekt teilnehmen können, sondern ausdrücklich auch die Studierenden mit einbezogen werden und von den gemeinsam mit der AOK erarbeiteten Präventionsmaßnahmen profitieren können", erklärt Prof. Stange.

Durch gesundheitsfördernde Aktivitäten sollen bei Beschäftigen und Studierenden eine Verbesserung der Gesundheit, eine Senkung des Krankenstandes und eine Optimierung der Arbeits- und Studienzufriedenheit erreicht werden. Damit geht dieses Projekt weit über die üblichen Inhalte betrieblicher Gesundheitsförderung in Unternehmen hinaus. "Ziel des Gemeinschaftsprojekts ist es, erstmals nachhaltige Gesundheitsförderung statt punktueller Aktivitäten an einer Hochschule einzuführen. Mit der Herausarbeitung von Problemschwerpunkten und der Gründung von thematischen Arbeitsgruppen haben wir die ersten Schritte dorthin mit der FH Erfurt auf den Weg gebracht. Unsere Präventionsexperten werden diesen Prozess weiterhin begleiten", so AOK-Bereichsleiter Frank Vieweg. Das Projekt geht mindestens noch bis zum Dezember 2010. Nach erfolgreicher Umsetzung ist eine Erweiterung des Projektes auf andere Hochschulen in Thüringen und Sachsen möglich.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter: http://idw-online.de/pages/de/image109375
Die Krankenkasse ist Kooperationspartner im Projekt "Gesundheitsfördernde Hochschule"

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution252

Quelle: Fachhochschule Erfurt, Roland Hahn, 11.02.2010

Raute

Universitätsallianz Metropole Ruhr - 11.02.2010

Medizinische Fakultäten der Metropole Ruhr vertiefen Zusammenarbeit

Gemeinsam forschen und lehren: Effizienz in der UAMR

Die Medizinischen Fakultäten der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen haben kürzlich ihre enge Zusammenarbeit bekräftigt. In einer gemeinsamen Erklärung vereinbarten sie ergänzende Angebote in der Lehre und gemeinsame Anstrengungen in der Forschung. Dadurch rücken die Fakultäten innerhalb der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR) enger zusammen und nutzen Synergieeffekte, die ein effizienteres Arbeiten möglich machen.

Synergieeffekte in der Lehre

Die Ergänzung des jeweiligen Lehrangebots der beiden Fakultäten gelingt bereits erfolgreich in den Fächern "Rechtsmedizin", das nur in Essen vertreten ist, aber an beiden Standorten gelehrt wird, sowie in "Geschichte und Terminologie der Medizin", in dem der Fall umgekehrt liegt. Die Fakultäten wollen prüfen, ob ähnliche Kooperationen in weiteren Fächern möglich sind. Die Studiendekane werden sich regelmäßig zur gegenseitigen Information und Strategieplanung treffen.

Gemeinsame Projekte in der Forschung

Auch in der Forschung gibt es schon erfolgreiche Kooperationen zwischen den beiden Medizinischen Fakultäten. So sind beide Partner im Transregio-Sonderforschungsbereich 60 "Interaktion von Viren mit Zellen des Immunsystems bei persistierenden Virusinfektionen: Grundlagen für die Immuntherapie und Impfungen", an dem auch die Universität Wuhan (China) beteiligt ist. Ein weiterer gemeinsamer SFB ist in Planung. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit gibt es auch beim Graduiertenkolleg "Modulation von Wirtszellenfunktionen zur Behandlung viraler und bakterieller Infektionen". Die Dekane vereinbarten für die Zukunft die Einbindung der jeweiligen Partnerfakultät in Verbundprojektanträge und eine gemeinsame Strategieplanung.

Den Nachwuchs fördern und strategisch planen

Außerdem planten die Fakultätsvertreter einen gemeinsamen Forschungstag, um die Zusammenarbeit zwischen Nachwuchsforschern der beiden Standorte zur stärken. Dem gleichen Ziel dient die anteilige Förderung von gemeinsamen Projekten von Forschern beider Fakultäten durch interne Forschungsförderinstrumente. Strategiegespräche der beiden Dekane sollen auch in Zukunft die Zusammenarbeit stärken.

Weitere Informationen

Dekanat der Medizinischen Fakultät der RUB
E-Mail: medizin@ruhr-uni-bochum.de

Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen
E-Mail: medizin-dekanat@uk-essen.de

Redaktion: Meike Drießen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1284

Quelle: Universitätsallianz Metropole Ruhr, Dr. Josef König, 11.02.2010

Raute

Universitätsklinikum Ulm - 11.02.2010

Neuer Studiengang an der Universität Ulm: "Advanced Oncology"

"Advanced Oncology", so heißt der neu eingerichtete Weiterbildungsstudiengang in englischer Sprache, der Postgraduierten mit Beginn des Wintersemesters 2010 erstmals ermöglicht, zeitlich und örtlich flexibel nicht nur ihre onkologischen Kompetenzen auf höchstem akademischem Niveau zu erweitern.

Was haben die Radiologin eines Krankenhauses in Bulgarien, der Biologe eines norwegischen Pharmaunternehmens, der Chirurg einer Klinik in Norddeutschland und der Biochemiker eines renommierten Instituts aus dem Mittleren Westen der Vereinigten Staaten gemeinsam? Alle vier haben in ihrem jeweiligen Berufsfeld mit onkologischen Erkrankungen zu tun - und alle vier haben die Erfahrung gemacht, dass es weltweit bislang kein berufsbegleitendes und umfassendes Programm für eine umfassende onkologische Weiterbildung gibt, das insbesondere ein flexibles Zeitmanagement ermöglicht. Wichtige Zusatzqualifikationen, gespeist aus den Erkenntnissen moderner Therapien, innovativer Forschungsansätze, neuester diagnostischer Verfahren aber auch des strategischen Managements, konnten bislang von Ärzten und Wissenschaftlern nur äußerst mühsam aus einem wahren Dickicht einzelner onkologischer Weiterbildungsangeboten herausgefiltert werden. Das soll sich mit Beginn des Wintersemesters 2010 ändern - und die Universität Ulm möchte Vorreiter sein!

"Die Kompaktheit der Ausbildung ist in der Tat einzigartig. Wir setzen in Ulm mit diesem MasterOnline Studiengang auch international neue Maßstäbe", bekräftigt die Onkologin Dr. Manuela Bergmann, Medical Director des neuen Studienangebots. Der Studiengang wurde vom International Center for Advanced Studies in Health Sciences and Services (ICAS) der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm und dem Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU), dem Tumorzentrum des Ulmer Universitätsklinikums, entwickelt. Zahlreiche Kooperationen mit international anerkannten Fachgesellschaften und Experten trugen darüber hinaus zur Qualitätssicherung bei. Am Ende steht ein Gesamtpaket, das durch das Programm "Master Online" des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert wird.

"Der Studiengang befähigt, leitende Funktionen in Tumorzentren, wissenschaftlichen Institutionen, Einrichtungen des Gesundheitswesen oder der onkologischen bzw. pharmazeutischen Forschung auszuüben", präzisiert Dr. Bergmann.

Doch wie ist dieser "Schub für die Karriere" organisiert? "Advanced Oncology" basiert auf der Verknüpfung von Präsenzveranstaltungen und virtuellem Lernen mittels neuer Informations- und Kommunikationsmedien. "Innerhalb eines Moduls kann der Studierende den Bearbeitungszeitpunkt eines Themas frei wählen. Die verschiedenen Schwerpunkte, zum Beispiel Klinische Forschung, Interdisziplinäre Onkologie oder Management und Betriebswirtschaft, werden durch verschiedene Lehrmethoden dargestellt, wobei die Wahl dieser Methoden dem Studierenden letztlich frei gestellt ist", erläutert die Medizinerin und ergänzt: "Der Studiengang umfasst vier Semester und führt zum Erwerb des Titels Master of Science. Unsere Studierenden können die Inhalte in zwei oder vier Jahren absolvieren, damit tragen wir nicht zuletzt sehr unterschiedlichen beruflichen und familiären Situationen Rechnung, die nie im Widerspruch zu wissenschaftlicher Weiterbildung stehen sollten."

Die Einschreibefrist für das neue Lehrangebot endet am 15. Mai dieses Jahres.
Im Internet erhalten Interessierte unter www.masteroncology.de oder
www.icas.uni-ulm.de weitere Informationen.
Eine telefonische Kontaktaufnahme ist unter der Sekretariats-Rufnummer +49 (0)731 500-69404 möglich.

Weitere Informationen

Federführend für den Studiengang "Advanced Oncology" ist Medical Director Dr. med. Manuela Bergmann. Die 37-Jährige studierte an der LMU München Medizin. Ihr Praktisches Jahr absolvierte Sie an der Poliklinik S. Orsola, Universität Bologna. Ihre berufliche Laufbahn begann sie am Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik III. Im Jahre 2001 Promotion und seit 2006 Fachärztin für Innere Medizin mit der Schwerpunktbezeichnung Hämatologie/Internistische Onkologie. Zahlreiche Zusatzqualifikationen (u. a. München-Havard-Alliance: Hochschullehrer-Training - Problem- orientiertes Lernen, Mitglied der Studienleitgruppe der Deutschen CLL Studiengruppe), die eine gute Verbindung von ärztlicher, wissenschaftlicher und lehrender Tätigkeit schaffen.

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Portrait Dr. Manuela Bergmann

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
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Quelle: Universitätsklinikum Ulm, Jörg Portius, 11.02.2010

Raute

Deutsches Krebsforschungszentrum - 11.02.2010

Wer wagt, gewinnt - Millionenförderung für DKFZ-Forscher

Mit 2,4 Millionen Euro fördert der Europäische Forschungsrat über vier Jahre ein Vorhaben von Christof Niehrs im Deutschen Krebsforschungszentrum. Niehrs untersucht, wie stillgelegte Gene in der Zelle wieder aktiviert werden. Ist dieser Mechanismus gestört, kann dies Krebs und andere Erkrankungen auslösen.

Mit seinen "Advanced Grants" fördert der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) Forschungsprojekte mit der Chance auf bedeutenden Erkenntnisgewinn bei gleichzeitig hohem Risiko. Denn ambitionierte Vorhaben, die zur Lösung zentraler wissenschaftlicher Fragen beitragen, können unter Umständen bei hohem Aufwand in eine Sackgasse führen. Die Projekte sollen Pioniercharakter haben und von Wissenschaftlern geleitet werden, die zu den führenden Köpfen ihres Fachs gehören. All dies trifft auf den Zell- und Entwicklungsbiologen Professor Dr. Christof Niehrs zu, dessen wissenschaftliche Arbeit im Deutschen Krebsforschungszentrum der ERC nun mit 2,4 Millionen Euro über vier Jahre fördert.

Der Organismus steuert viele Funktionen, indem er Gene mit chemischen Markierungen versieht und dadurch abschaltet. Forscher bezeichnen dies als epigenetische Regulation. Dabei spielt die Markierung mit Methylgruppen eine große Rolle. Treten hier Fehler auf, so werden oft ausgerechnet die Krebsbremsen stillgelegt, so dass die Zellteilung außer Kontrolle gerät.

,Wie die Methylgruppen angeheftet werden, ist bereits gut untersucht. Der umgekehrte Prozess jedoch, das Entfernen der Markierungen, war lange unverstanden und konnte erst vor kurzem durch Christof Niehrs und Kollegen im Deutschen Krebsforschungszentrum aufgeklärt werden. Die DKFZ-Forscher identifizierten einen entscheidenden Akteur bei der so genannten Demethylierung. Dieses Protein sorgt dafür, dass methylierte Genbausteine vom Reparatursystem des Erbguts ausgeschnitten und durch unmarkierte Bausteine ersetzt werden. Sind die Markierungen entfernt, ist das Gen wieder aktiv und kann seine Funktion in der Zelle ausüben.

Dieses Ergebnis deckte einen Zusammenhang auf, der bisher völlig unbekannt war. Biologen waren davon ausgegangen, dass die DNA-Reparatur einzig und allein Defekte im Erbgut ausbessert. Das Ausschneiden von methylierten Genbausteinen zeigt jedoch, dass der zelluläre Reparaturtrupp eine viel umfassendere Rolle spielt und auch über die Aktivität einzelner Gene entscheidet.

Die epigenetische Genregulation ist entscheidend für die Entwicklung eines Organismus; Fehlsteuerungen haben die Entstehung vieler Krankheiten zur Folge. "Mit den ERC-Mitteln werden wir nun genau untersuchen, wie sich stillgelegte Gene reaktivieren lassen und welche Rolle das DNA-Reparatursystem dabei spielt. Denn Eingriffe in die epigenetische Regulation gelten als vielversprechende Möglichkeit für die Entwicklung neuer Therapien - das ist ein ganz heißes Thema, nicht nur in der Krebsforschung", erläutert Christof Niehrs die Bedeutung seiner Forschungspläne.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum
hat die Aufgabe, die Mechanismen der Krebsentstehung systematisch zu untersuchen und Krebsrisikofaktoren zu erfassen. Die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung sollen zu neuen Ansätzen in Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen führen. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dkfz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution386

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann, 11.02.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Februar 2010