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MELDUNG/057: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 11.02.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Betriebssicherheitsmanagement als Beruf
      Von Adresshandel bis Thrombosevorbeugung
→  Navigationssystem für Nervenzellen
→  Zelluläre Qualitätssicherung von Antikörpern

Raute

Technische Fachhochschule Georg Agricola - 10.02.2010

Betriebssicherheitsmanagement als Beruf
Von Adresshandel bis Thrombosevorbeugung

In Zeiten der Globalisierung, der wirtschaftlichen Deregulierung und des rasanten technologischen Wandels werden Sicherheitsaspekte für Unternehmen immer wichtiger. Absolventen des berufsbegleitenden Studiengangs Betriebssicherheitsmanagement (BSM) an der Technischen Fachhochschule (TFH) Georg Agricola haben als Generalisten in Sachen Sicherheit darum hervorragende Karriereperspektiven. Über das breite Spektrum an Qualifikationen, die der Studiengang vermittelt, informierte die TFH am 5. Februar 2010 auf dem 6. Hochschultag Betriebssicherheitsmanagement. Bewerbungsschluss für den Studienbeginn zum Sommersemester 2010 ist der 5. März.

Ob Kundendaten in die falschen Hände von Adresshändlern gelangen, ob internationale Zulieferer defekte Teile liefern oder ob die immer stärkere Belastung von Arbeitnehmern zu mehr krankheitsbedingten Ausfällen führt - die Eingrenzung und Vermeidung von Risiken gehört heute zu den zentralen Managementaufgaben. Funktionen wie Datenschutz- oder Brandschutzbeauftragte/r, Fachkraft für Arbeitssicherheit oder Qualitätsmanagement-Beauftragte/r werden immer häufiger in einer Person zusammengefasst und nicht mehr als Teilzeit-Beschäftigung "nebenbei" erledigt. Ingenieure, Naturwissenschaftler oder Mediziner mit Berufserfahrung können im Weiterbildungsstudiengang Betriebssicherheitsmanagement diese und weitere Qualifikationen erwerben und sich durch das darauf aufbauende wissenschaftliche Master-Studium zur Übernahme von Führungsaufgaben in Industrie und Behörden weiterbilden. Neben dem Master-Abschluss erwerben Absolventen des Studiengangs noch eine Reihe von Zertifizierungen im Beauftragtenwesen, die sonst nur mit deutlich höherem Zeit- und Kostenaufwand erlangt werden könnten.

Der Hochschultag führte auf anschauliche Weise in das breite Tätigkeitsspektrum des Berufsfelds und in die Inhaltsbereiche des Studiengangs ein. So zeigte Rechtsanwalt Andreas Jaspers, Geschäftsführer der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherung e.V., anhand der Datenschutzskandale der letzten Zeit, welche Brisanz im Thema Datenschutz steckt. Prof. Dr. med. Bernd Schubert, Ärztlicher Direktor der BP GmbH Gelsenkirchen, erläuterte das vielseitige Zusammenspiel von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Auch am Beispiel seines eigenen Vortrags übrigens, den er für eine fünfminütige gymnastische Lockerungsübung unterbrach. Denn beim langen Sitzen droht Thrombose - ein Risiko, vor dem auch Zuhörer arbeitsmedizinischer Vorträge nicht gefeit sind. Dipl.-Sozialwirt Wieland Wettberg von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin lud die angehenden BSM-Studenten zur Semestereröffnung am 19. März 2010 in die Deutsche Arbeitsschutz Ausstellung DASA nach Dortmund ein. BSM-Absolventin Urte Ketelhön, M.Sc. berichtete über ihre Erfahrungen im Studium an der TFH Georg Agricola und als Betriebssicherheitsmanagerin in einem westfälischen Dienstleistungsunternehmen. Professor Dr. Reinhard Schröder, Vizepräsident des Wissenschaftsbereichs 3 an der TFH und Studiengangsleiter Professor Dr. Dirk Sohn informierten über Studienvoraussetzungen und Studieninhalte des Master-Studiengangs BSM.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://eit.tfh-bochum.de/eit_betriebssicherheit.html
weitere Informationen zum Studiengang Betriebssicherheitsmanagement

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution689

Quelle: Technische Fachhochschule Georg Agricola, Stephan Düppe, 10.02.2010

Raute

Friedrich-Schiller-Universität Jena - 10.02.2010

Navigationssystem für Nervenzellen

Neuer Professor für Neuropharmakologie am Universitätsklinikum Jena:
Ralf Stumm erforscht Chemokine

(Jena) Der Humanbiologe PD Dr. Ralf Stumm ist zum Professor für Neuropharmakologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen worden. Am Institut für Pharmakologie und Toxikologie des Universitätsklinikums Jena (UKJ) erforscht er die Regulationsmechanismen für die Wanderung von Nervenzellen. Diese Signalprozesse spielen auch eine Rolle bei Entzündungen und bei der Erholung des Gehirns nach einem Schlaganfall.

Woher weiß eine Zelle, an welcher Stelle des Organismus sie gebraucht wird, zum Beispiel um bei einer Immunreaktion mitzuwirken oder bei der Neubildung von Blutgefäßen nach einer Verletzung? Sie wird von Botenstoffen, den Chemokinen, an ihren Einsatzort gelockt. Das Zusammenspiel dieser kleinen Signalproteine mit hochspezifischen Rezeptoren in den Zellmembranen wirkt wie ein Navigationssystem für die Zellwanderung.

Vor allem in der vorgeburtlichen Entwicklung wandern auch Nervenzellen, im Gehirn gibt es kurzzeitig richtige Straßen, auf denen sich bestimmte Zelltypen bewegen. "Von den etwa 50 Chemokinen, die wir kennen, interessiert mich zurzeit besonders das für diese Zellwanderung verantwortliche Neuropeptid und der zugehörige Rezeptor", so Professor Ralf Stumm.

Ist das Gehirn herausgebildet, hat nach der Geburt das Lockspiel von eben diesem Chemokin und seinem Rezeptor kaum noch Bedeutung. Mit höchst interessanten Ausnahmen: Wenn eine Hirnregion geschädigt wird, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, dann werden plötzlich große Mengen des Chemokins produziert, um Zellen an die Unglücksstelle zu beordern. Und die Nervenzellen, die in wenigen Hirnregionen auch bei Erwachsenen noch gebildet werden, hören diesen Ruf. "Hervorzuheben ist jedoch, dass auch Immunzellen diesen Notruf empfangen und ihm folgen", beschreibt der Neuropharmakologe eines seiner Ergebnisse. "Das Chemokin treibt im geschädigten Gehirn also ein doppeltes Spiel: Es ruft neuronale Stammzellen zur Reparatur und lockt Entzündungszellen an, die den Schaden vermutlich verschlimmern." Und weiter: "Auch bei Entzündungsprozessen außerhalb des Hirns spielen der Botenstoff und sein Rezeptor eine Rolle, im arthritischen Knie beispielsweise - eine Thematik, der ich mich hier in Jena erstmals zuwenden möchte".

Wie die Produktion des Botenstoffs reguliert wird, unter welchen Umständen welche Zellen mit dem entsprechenden Rezeptor ausgestattet werden und wann er wieder abgebaut wird - das sind weitere Fragen, an deren Beantwortung Ralf Stumm forscht. Damit findet er reichlich Anknüpfungspunkte an die Forschungsprojekte im Uniklinikum, wie die Schmerzforschung, die Signalweiterleitung in Zellen oder die Regenerationsprozesse nach einem Schlaganfall sowie im alternden Gehirn.

In die studentische Ausbildung ist Professor Stumm bereits voll eingebunden: Im neu gestarteten Masterstudiengang Molekulare Medizin hält er eine englischsprachige Vorlesung. "Eine echte Herausforderung", so der Hochschullehrer, der sich ab diesem Jahr auch an der Pharmakologie-Ausbildung der Human- und Zahnmediziner beteiligen wird.

Nach seinem Studium der Humanbiologie, Diplom und Promotion in Marburg arbeitete Ralf Stumm an der Universität Magdeburg, wo er sich habilitierte und eine eigene Arbeitsgruppe leitete. Diese betreut der Vater von drei kleinen Töchtern zurzeit noch parallel zu seiner jetzt am UKJ entstehenden Gruppe und pendelt deshalb zwischen Magdeburg und Jena. Der Umzug der Familie nach Jena ist für dieses Frühjahr fest eingeplant.

Kontakt:
Prof. Dr. Ralf Stumm
Institut für Pharmakologie und Toxikologie
Universitätsklinikum Jena
Drackendorfer Str. 1, 07747 Jena
E-Mail: ralf.stumm[at]med.uni-jena.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image109233
Prof. Dr. Ralf Stumm.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution23

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Uta von der Gönna, 10.02.2010

Raute

Technische Universität München - 09.02.2010

Zelluläre Qualitätssicherung von Antikörpern

Antikörper sind zentrale Bestandteile des Immunsystems in Säugetieren. Sie erkennen Viren und Bakterien und alarmieren daraufhin die körpereigene Abwehr. Biochemiker der Technischen Universität München (TUM) haben den Ablauf der Qualitätskontrolle aufgeklärt, mit der die Zelle sicherstellt, dass nur korrekt gefaltete Antikörper ausgeliefert werden. Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim erwarb nun zwei aus dieser Forschung entstandene Patentanmeldungen, um das Verfahren für die biotechnologische Herstellung von Antikörpern zu nutzen.

Ohne Antikörper würde das menschliche Immunsystem nicht funktionieren. Sie erkennen Moleküle an der Oberfläche von Eindringlingen wie Bakterien oder Viren, heften sich an und aktivieren damit die Abwehrreaktionen des Immunsystems. In jüngster Zeit haben Antikörper auch große Bedeutung als Medikamente in der Krebstherapie erlangt. Auch für viele andere Anwendungen, insbesondere für den Nachweis geringster Spuren einer Substanz, eignet sich das Schlüssel-Schloss-Prinzip der Antikörper. Die Wissenschaft versucht nun zu verstehen, wie Antikörper in der Natur gebildet werden, um gezielt Antikörper mit speziellen Eigenschaften herstellen zu können.

"Die sichere Erkennung gefährlicher Eindringlinge ist für den Körper lebenswichtig," erläutert Professor Johannes Buchner vom Lehrstuhl für Biotechnologie der TUM. "Fehlfunktionen, wie Autoimmunkrankheiten, richten schweren Schaden im Organismus an. Die Natur hat daher für die Synthese von Antikörpern eine präzise Qualitätskontrolle geschaffen." Die Y-förmigen Antikörper können spezifische Strukturen im Körper gezielt angreifen. Sie bestehen jeweils aus zwei schweren und zwei leichten Ketten aneinander gehängter Aminosäuren. Johannes Buchner und sein Team an der TUM entdeckten, dass ein spezifischer Abschnitt der schweren Kette nur dann eine definierte Struktur einnimmt, wenn er in Kontakt mit der leichten Kette kommt.

Ausgehend von dieser Entdeckung entwickelten die Forscher am Department Chemie ein neues Verfahren, das der Verbesserung biotechnologisch produzierter therapeutischer Antikörper dient: Durch gentechnische Modifikationen erzielten die Wissenschaftler optimierte Antikörper, die den natürlich vorkommenden Antikörpern bezüglich Stabilität, Handhabbarkeit und Lagerfähigkeit überlegen sind. Diese Entdeckung liefert nicht nur grundlegende Einsichten in die molekularen Funktionsprinzipien unseres Immunsystems, sie ermöglicht es auch, Antikörper für die biotechnologische Produktion zu optimieren.

Zusammen mit der Bayerischen Patentallianz GmbH (BayPat) gelang es nun, das neue Verfahren erfolgreich zu vermarkten. Die komplette Übertragung der Patentanmeldungen gibt Boehringer Ingelheim die Freiheit, das Verfahren zunächst in Deutschland zu nutzen und nach Bedarf eigenständig für die weltweite Verwertung zu erweitern. "Dank der Erfindung könnte die aufwendige Produktion vielfältiger Antikörper erheblich effektiver werden", meinen Dr. Katharina Aulinger (TUM) und Dr. Joachim Vogt (BayPat), die als Patentmanager die Vertragsverhandlungen führten. An diesem Fall zeige sich, dass die Patentierung schon in einem frühen Stadium der Forschung wertvoll sei, so Aulinger. "Wir freuen uns, dass hiermit Grundlagenforschung von einem renommierten, weltweit agierenden Pharmakonzern aufgegriffen wird", so Vogt. Boehringer Ingelheim verfüge über ein umfangreiches Know-how in der Antikörperherstellung und könne das Potenzial der Erfindung im Rahmen seiner Produktion voll ausschöpfen.

Originalpublikation:
An Unfolded CH1 Domain Controls the Assembly and Secretion of IgG Antibodies
Matthias J. Feige, Sandra Groscurth, Moritz Marcinowski, Yuichiro Shimizu, Horst Kessler, Linda M. Hendershot, and Johannes Buchner
Molecular Cell 34, 569-579, June 12, 2009
DOI: 10.1016/j.molcel.2009.04.028

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.cell.com/molecular-cell/abstract/S1097-2765(09)00304-9
Publikation in "Molecular Cell"

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution73

Quelle: Technische Universität München, Dr. Ulrich Marsch, 09.02.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2010