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MELDUNG/050: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 02.02.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Die Stecknadel im Heuhaufen - Hochdurchsatz-Screening auf der Suche nach neuen Medikamenten
→  Krebs mit neuartiger Testmethode früh erkennen

Raute

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 01.02.2010

Die Stecknadel im Heuhaufen

Hochdurchsatz-Screening auf der Suche nach neuen Medikamenten wird mit 360.000 Euro an der Universitätsmedizin Mainz gefördert

(Mainz, 01. Februar 2010, tr) Mit rund 360.000 Euro fördern die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Land Rheinland-Pfalz die Etablierung eines Hochdurchsatz-Screening Centers zum Auffinden neuer Wirkstoffe an der Universitätsmedizin Mainz. Mit dem künftigen Mainzer Screening Center, kurz MSC genannt, können bei der Suche nach neuen Medikamenten in relativ kurzer Zeit Tausende von Substanzen getestet und neue Mechanismen für krankheitsrelevante Wirkstoffe aufgedeckt werden. Das MSC ist dann in Rheinland-Pfalz bislang das erste und einzige seiner Art, deutschlandweit gibt es derzeit nur acht. Univ.-Prof. Dr. Roland Stauber, Leiter der Forschungsabteilung "Molekulare und zelluläre Onkologie" an der von Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Wolf Mann geführten HNO-Klinik der Universitätsmedizin Mainz, soll dem Zentrum vorstehen.

"Tumorerkrankungen stellen nach wie vor eine besondere Herausforderung für die Medizin im Allgemeinen und vor allem für die Medizinische Forschung dar. Da ein therapeutischer Fortschritt nur bei Kenntnis der zugrundeliegenden zellulären Mechanismen gelingen kann, freue ich mich, dass der Universitätsmedizin Mainz mit der Förderung durch die DFG ein wirksames Instrument zur Erforschung solcher Mechanismen zur Verfügung steht", sagt der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban. Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist die Entdeckung eines neuen Wirkstoffes heute kein reiner Zufall mehr. Der Einsatz von neuen Mikroskopietechniken in Verbindung mit speziellen Roboter-Systemen macht es möglich, therapeutisch relevante Substanzen unter zigtausenden chemischen Stoffen gezielt zu identifizieren. Diese Suche nach der "Stecknadel im Heuhaufen" nennt sich Hochdurchsatz-Screening und erlaubt es, tausende von Substanzen pro Tag automatisch zu testen.

In Mainz soll das geplante MSC unterschiedlichen Nutzergruppen in der Universitätsmedizin als auch der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie des Landes Rheinland-Pfalz zugänglich sein. Neben der Einbindung in universitäre Schwerpunktinitiativen der Fachbereiche Universitätsmedizin, Biologie, Chemie und Pharmazie ist auch eine Verknüpfung mit dem Exzellenzzentrum für Lebenswissenschaften der Boehringer Ingelheim Stiftung sowie dem Institut für Biotechnologie und Wirkstoff-Forschung aus Kaiserslautern geplant. Dabei reichen die vielfältigen klinischen und grundlagenwissenschaftlichen Anwendungen über den Einsatz im Bereich der akademischen und industrienahen Wirkstoffsuche bis hin zur Erforschung Nanotechnologie-basierter Diagnose- und Behandlungsansätze.

Im Bereich der translatorisch ausgerichteten Forschung der Abteilung für Molekulare und Zelluläre Onkologie konnten damit bereits erste Ergebnisse in der Zeitschrift "Sensors" publiziert werden. "Mit der Etablierung des Mainzer Screening Centers ginge für mich hier ein Traum in Erfüllung, der vor zehn Jahren begonnen hat", freut sich der Initiator des MSC, Prof. Stauber. "Diese Technologie hat uns bereits ermöglicht, unter zigtausend chemischen Substanzen bisher unbekannte Kandidaten mit potenziell tumorhemmender Aktivität zu identifizieren. Ein MSC wird deren Weiterentwicklung zu möglichen Krebsmedikamenten nun einen entscheidenden Schritt voranbringen."

"Über die Etablierung des Mainzer Screening Centers freuen wir uns sehr, gerade auch in Verbindung mit der Errichtung unseres Exzellenzzentrums für Lebenswissenschaften. Ist diese Technologie doch ein weiterer wichtiger Baustein, den Wissenschaftsstandort Mainz als ein international bedeutendes Zentrum für molekulare Medizin etablieren", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch.

Originalveröffentlichung
Fetz, Verena, Knauer, Shirley, Bier, Carolin, Kriess, Jens-Peter, and Stauber, Roland (2009).
Translocation Biosensors - Cellular System Integrators to Dissect CRM1-Dependent Nuclear Export by Chemicogenomics.
Sensors 7(9), 5423-5445.

Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Roland H. Stauber
Molekulare und Zelluläre Onkologie
Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik und Poliklinik - Plastische Operationen
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz
E-Mail: rstauber@uni-mainz.de

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 50 Kliniken, Institute und Abteilungen sowie zwei Einrichtungen der medizinischen Zentralversorgung - die Apotheke und die Transfusionszentrale - gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet.

Weitere Informationen im Internet unter
www.unimedizin-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1431

Quelle: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dipl.-Betriebswirtin (FH) Caroline Bahnemann, 01.02.2010

Raute

Fraunhofer-Gesellschaft - 01.02.2010

Krebs früh erkennen

Krebs zu erkennen, bereits kurz nachdem der Tumor sich gebildet hat, das soll eine neuartige Testmethode künftig ermöglichen. Sie erkennt charakteristische Stoffe im Blut, die mit einer bestimmten Tumorart einhergehen. Die ersten Entwicklungsschritte sind bereits getan.

Je früher der Arzt einen Tumor erkennt, desto besser sind die Heilungschancen für den Patienten. Ein neues Testsystem soll künftig helfen, die Krankheit bereits im Anfangsstadium zu erkennen. Basis der Technologie ist ein Mikrofluidikchip: Auf ihm befinden sich winzige Kanäle, in denen eine Blutprobe des Patienten zirkuliert. Der Chip spürt Markerproteine auf, die für eine Krebserkrankung charakteristisch sind. Die gemessene Konzentration, in der sich solche Tumormarker im Blut des Patienten befinden, soll Ärzten helfen, Erkrankungen frühzeitig zu diagnostizieren. Ähnliche Testsysteme gibt es, diese messen jedoch nicht allzu genau und benötigen eine größere Anzahl an Molekülen im Blut, um Tumormarker nachzuweisen. Zudem müssen die Tests im Labor durchgeführt werden, was zeit- und kostenintensiv ist. Ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gefördertes Verbundprojekt, koordiniert vom Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik FIT, soll hier Abhilfe schaffen. Das Herzstück des neuen Sensors - biofunktionalisierte Nanopartikel - entwickeln Forscher am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC. "Wir haben die Nachweisgrenze gegenüber dem Stand der Technik um einen Faktor hundert verbessert", sagt Dr. Jörn Probst, Geschäftsfeldleiter am ISC. "Brauchte man zum Nachweisen von Tumormarkern in einer bestimmten Blutmenge bisher hundert Moleküle, so reicht uns eines. Auf diese Weise lassen sich Krankheiten viel früher erkennen, als das mit bisherigen Methoden möglich ist."

Doch wie registriert der im Chip integrierte Biosensor die wenigen im Blut umherschwimmenden Biomoleküle, die für eine bestimmte Krankheit charakteristisch sind? "Auf der Sensorelektrode haben wir antikörperbesetzte Nanopartikel fixiert, die die gesuchten Proteine gezielt herausfischen. Dazu pumpen wir das Blut immer wieder an der Elektrodenoberfläche vorbei. Ähnlich wie bei einem Fluss ist die Strömung in der Kanalmitte am größten, am Ufer ist das Wasser langsamer. Daher haben wir eine Art Angel aus Nanopartikeln gebaut, die die Antikörper in der Mitte des Blutstroms registriert, wo die meisten Proteine pro Zeiteinheit vorbeischwimmen." Hat ein Antikörper das passende Protein, einen Tumormarker, gefangen, verschiebt sich die elektrische Ladungsverteilung. Dies erkennt die Elektrode.

Die Forschergruppen entwickeln jetzt einen Demonstrator, der vier Biosensoren vereint, die auf einzelne Moleküle reagieren. Zudem arbeiten die Experten daran, mehrere Tumormarker gleichzeitig nachzuweisen. In einigen Jahren wird das System auf den Markt kommen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fraunhofer.de/presse/presseinformationen/2010/02/krebsfrueherkennung.jsp
Ansprechpartner

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image108580
Die mit Antikörpern besetzten Nanopartikel leuchten in zwei Spektralbereichen. Dadurch lässt sich die homogene Belegung der Sensorelektrode überprüfen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution96

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft, Britta Widmann, 01.02.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Februar 2010