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MELDUNG/039: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 15.01.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Wittener Medizinstudierende helfen in Albanien
→  Allergien - Multitalent T-Helfer-Zelle

Raute

Private Universität Witten/Herdecke gGmbH - 14.01.2010

Wittener Medizinstudierende helfen in Albanien

Praktische Untersuchungskurse für die zukünftigen albanischen Mediziner

Die studentische Initiative "Future Doctors Network" (FDN) an der Universität Witten/Herdecke entsendete zum dritten Mal in diesem Jahr vier Medizinstudierende und einen Facharzt nach Albanien. Die Studierenden Anna-Marie Frank, Vanita Voss, Christof Jung und Ahmad Zhour boten gemeinsam mit dem Arzt Uwe Bodzian vom 19. bis zum 21. Dezember einen Intensivkurs "Orthopädische Untersuchung" an der medizinischen Fakultät in der Hauptstadt Tirana an. Die rund 70 Teilnehmer waren Medizinstudierende aus allen Jahrgängen, aber auch ein Krankenpfleger und eine Studentin der Gesundheitsökonomie ließen sich von der Initiative begeistern. An nur zwei Tagen lernten sie die Grundlagen der orthopädischen Untersuchung von Schulter und Hand, Wirbelsäule, Hüfte, Knie und Fuß. Dabei konnten sie auf ihr fundiertes theoretische Wissen aufbauen.

"In Albanien ist das Medizinstudium immer noch sehr theoretisch und wenig praktisch. Das Studium in Witten hat dagegen viele praktische Anteile und diese Erfahrung wollen wir den albanischen Kommilitonen gerne vermitteln", erklärt Ahmad Zhour die Idee für das Auslandsengagement. "Diese Seminare sind für uns eine unermessliche Bereicherung, sie sollten ausgeweitet und öfter angeboten werden", so der Albanische Student Andrej aus dem 11. Semester.

Die Verbindung zwischen Witten und Tirana ist seit 2002 bewährt, erst im November 2009 war ein Team Wittener Medizinstudierender gemeinsam mit Dr. Tankred Stöbe, dem Vorstandsvorsitzenden von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, für ein Seminar "Internistische Untersuchung" vor Ort. Jetzt unterstützte der lange in Witten tätige Allgemeinarzt Uwe Bodzian das Seminar mit professionellen Demonstrationen und kurzen theoretischen Vorträgen.

Die vier Wittener Organisatoren des Seminars werden tatkräftig unterstützt von engagierten albanischen Studierenden aus früheren Kursen. Sie stehen als Tutoren zur Verfügung, um die Betreuung der zunehmend steigenden Interessentenzahl zu gewährleisten. Aber sie wollen auch die praktische Ausbildung mit den Untersuchungskursen in das Curriculum der Universität Tirana übernommen sehen.

Zum Ende des Seminars stellten die Teilnehmer ihre neu erworbenen Fähigkeiten in einer Abschlussprüfung unter Beweis und wurden jeweils mit einem Zertifikat ausgezeichnet.

Hauptförderer dieser Idee sind die Mercator-Stiftung und seit Neuem die Walter-Gastreich-Stiftung, die mit ihrer Unterstützung die erfolgreiche Umsetzung des Programms erst möglich machen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution226

Quelle: Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Kay Gropp, 14.01.2010

Raute

VolkswagenStiftung - 14.01.2010

Multitalent T-Helfer-Zelle

- Forscher weisen "Neuprogrammierung" von T-Helfer-Zellen des Immunsystems nach,
   die beim Kampf gegen Allergien helfen könnte
- Veröffentlichung in Immunity

T-Helfer-Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind die zentralen Organisationseinheiten des Immunsystems. Sie haben die besondere Fähigkeit, sich nach ihrer Aktivierung in stark unterschiedliche, hoch spezialisierte Untergruppen zu entwickeln, je nachdem, welche Arten von Krankheitserregern bekämpft werden sollen. So eignet sich zum Beispiel eine Untergruppe, sogenannte T-Helfer-1-Zellen (Th1-Zellen), am besten zur Abwehr von Viren, während eine andere, Th2-Zellen, auf die Bekämpfung von Parasiten spezialisiert ist, aber auch zur Entstehung von Allergien und Asthma führen kann. Derzeit sind fünf Untergruppen bekannt, die alle von einem spezifischen Genregulator, einem sogenannten Schlüssel-Transkriptionsfaktor, zentral gesteuert werden. Bislang ging man davon aus, dass die Prägung von T-Zellen nur zugunsten einer der fünf Untergruppen erfolgt und dann unumkehrbar ist.

Dagegen konnte die Arbeitsgruppe um Lichtenberg-Professor Dr. Max Löhning von der Charité - Universitätsmedizin Berlin jetzt zeigen, dass Immunsignale, die bei einer Virusinfektion ausgelöst werden, bereits auf Parasitenabwehr geprägte Th2-Zellen in die auf Virusabwehr spezialisierte Form "umprogrammieren" können. Und mehr noch: Die "neuen" Zellen ("Th2+1"-Zellen) behalten ihre ursprünglichen Eigenschaften teilweise bei, so dass sie sowohl für Parasiten- als auch für Virusabwehr geeignete Genregulatoren herstellen. Offenbar werden die Zellen also nicht einfach nur umgewandelt, sondern "lernen dazu". Die so entstehende neue Mischform ist kein kurzer Übergangszustand, sondern auch noch Monate nach Abklingen der Virusinfektion im "Gedächtnis" des Immunsystems nachweisbar. Die überraschenden Ergebnisse werden von der Fachzeitschrift Immunity veröffentlicht: online am 14. Januar, am 29. Januar in der Printausgabe. Die Publikation kann heruntergeladen werden unter http://www.cell.com/immunity/newarticles.

Seit 2007 erforscht Max Löhning im Rahmen seiner von der VolkswagenStiftung finanzierten Lichtenberg-Professur die zellulären und molekularen Grundlagen des immunologischen Gedächtnisses und seine funktionellen Eigenschaften. Die aktuellen Ergebnisse haben grundlegende Bedeutung für das Verständnis von "Lernprozessen" in T-Zellen und Immunzellen allgemein. Zudem ergeben sich hieraus unterschiedliche biomedizinische Anwendungsmöglichkeiten. Beispielsweise könnte es in Zukunft möglich sein, T-Zellen, die irrtümlich auf Parasitenabwehr geprägt sind und zur Entstehung von Allergien und Asthma beitragen, in die neue Mischform "umzuprogrammieren" und somit ihre allergieverstärkenden Eigenschaften zu schwächen. "Diese therapeutische Anwendung, um Allergien und Asthma ursächlich zu bekämpfen, erforschen wir derzeit", sagt Professor Löhning.

Originalveröffentlichung
Hegazy, A., Peine, M., Helmstetter, C., Panse, I., Fröhlich, A., Bergthaler, A., Flatz, L., Pinschewer, D., Radbruch, A., Löhning, M.:
Interferons direct Th2 cell reprogramming to generate a stable GATA-3+T-bet+ cell subset with combined Th2 and Th1 cell functions.
Immunity (2010)
DOI: 10.1016/j.immuni.2009.12.004

Kontakt
Prof. Dr. Max Löhning
Medizinische Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ)
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
E-Mail: loehning@drfz.de

Hintergrund Lichtenberg-Professuren

Mit ihrer Förderinitiative "Lichtenberg-Professuren" gibt die VolkswagenStiftung einen Anstoß für die Eröffnung alternativer Qualifizierungs- und Berufungswege an deutschen Hochschulen. Der Leitgedanke hinter dieser Initiative: herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Verbindung mit innovativen Lehr- und Forschungsfeldern zu fördern und zugleich zu einer Profilbildung deutscher Hochschulen beizutragen - im Interesse des Wissenschaftsstandortes Deutschland. Mit den Lichtenberg-Professuren sollen also in einem Zug sowohl thematische als auch strukturelle und forschungspolitische Akzente gesetzt werden. 26 solcher Professuren hat die Stiftung seit dem Jahr 2003 an 18 deutschen Hochschulen eingerichtet.

Kontakte VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: presse@volkswagenstiftung.de

Förderinitiative Lichtenberg-Professuren
Dr. Anja Fließ
E-Mail: fliess@volkswagenstiftung.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image107437
Illustration der "Neuprogrammierung" von T-Helfer-Zellen durch Virussignale: Eine mit Viren infizierte Antigen-präsentierende Zelle (APC) als Harlekin reprogrammiert "jonglierend" T-Helfer-2 (Th2)-Zellen in den neuen Mischtyp, die Th2+1 Zellen. Die Abbildung wird voraussichtlich auf der Titelseite der Immunity-Printausgabe vom 29. Januar zu sehen sein.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution458

Quelle: VolkswagenStiftung, Dr. Christian Jung, 14.01.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2010