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GESUNDHEIT/1328: Kleinkinder sind Hochrisikogruppe bei Brandverletzungen (DGKCH)


GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG
zur Jahrestagung des Arbeitskreisen "Das schwerbrandverletzte Kind"
Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH)
Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin e.V. (DGV) - 24. Mai 2018

Kleinkinder sind Hochrisikogruppe bei Brandverletzungen


Berlin, 24.05.2018: Jährlich werden deutschlandweit über 30.000 Kinder mit thermischen Verletzungen ambulant und 6.000 Kinder stationär behandelt. Verbrühungen, Feuer und Flammen, Kontaktverbrennungen, Strom sowie Verpuffung und Explosion führen zu gesundheitlichen Schäden mit oft lebenslanger Beeinträchtigung. Der Unfallschwerpunkt liegt klar im häuslichen Umfeld. Eine Auswertung des Arbeitskreises "Das schwerbrandverletzte Kind" zeigt, dass Säuglinge und Kleinkinder eine Hochrisikogruppe darstellen. Der Arbeitskreis ist unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) organisiert.

Die Auswertung bezieht sich auf ca. 1.200 Patienten in spezialisierten Kliniken. 75 Prozent der jungen Patienten sind zum Zeitpunkt der Aufnahme jünger als vier Jahre. Das Säuglings- und Kleinkindesalter stellt somit eine Hochrisikogruppe dar. 70 Prozent der Kinder haben eine Verbrühung und Jungen sind laut der Auswertung im Vergleich zu Mädchen doppelt so häufig wie Mädchen betroffen.

Die altersabhängigen Verhaltensmuster zu kennen und zu berücksichtigen, ist der erste Baustein, das Risiko eines thermischen Unfalls zu verringern. Typischerweise dominieren in der Hochrisikogruppe Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten. Schon der Inhalt einer Tasse genügt, um 30 Prozent der Körperoberfläche eines 0 bis 4-jährigen Kindes zu verletzen. In den letzten Jahren haben vor allem Unfälle mit Schnellwasserkochern durch Ziehen am herabhängenden Stromkabel dramatisch zugenommen. Das typische Verletzungsmuster besteht in einer Verbrühung von Gesicht, Rumpf und Oberschenkeln.

Kleinkinder wollen ihre Umwelt erforschen, ergreifen, um zu begreifen, sie bewegen sich blitzschnell und wissen nicht, was gefährlich ist und was nicht. Sie wachsen rasch und oft wird von den Eltern nicht rechtzeitig realisiert, dass Dinge, die gestern noch nicht möglich waren, heute schon mit Leichtigkeit vollbracht werden. Die Verhaltensweisen der Kinder sind oft nicht vorhersehbar und aus Sicht der Erwachsenen unlogisch. Besondere Gefahrenmomente entstehen dann, wenn Eltern durch andere Beschäftigungen abgelenkt sind.

Kontaktverbrennungen, Strom und Verbrennungen mit Feuer betreffen etwas ältere Kinder, die durch ihre Neugier durch Zündeln mit Streichhölzern und Kerzen in Kontakt mit Feuer geraten. Die häufigsten Zündquellen für Textilbrände sind außerdem Adventsgestecke, Laternen und Wunderkerzen, Zigaretten, Gasflammen und der Holzkohlegrill. Insbesondere der Einsatz von Brandbeschleunigern führt jedes Jahr zu erheblichen Verletzungen durch Verpuffung vor allem im Gesicht. Der unvorsichtige Gebrauch von Böllern und Feuerwerkskörpern bei Jugendlichen führt oft zu schweren Verbrennungen, Augenverletzungen und Hörschäden.

Prävention und spezialisierte zeit- und fachgerechte Behandlung sind die Schlüsselfaktoren, Komplikationen und lebenslange Stigmatisierung betroffener Kinder zu vermeiden. Experten des Arbeitskreises "Das schwerbrandverletzte Kind" treffen sich deshalb jährlich zu einer Jahrestagung und diskutieren über neue Behandlungsverfahren, Narbentherapie und neueste Forschungsentwicklungen. Innovative Behandlungsmethoden brauchen engagierte Ärzte, um sich zu etablieren. Auch in diesem Jahr werden Forschungsergebnisse zu innovativen Wundauflagen oder dem enzymatischen Debridement diskutiert sowie Konzepte schmerzarmer Verbandswechsel durch virtuelle Realität vorgestellt.

Das sogenannte "Medical Needling" ist ein großer Fortschritt in der Behandlung von Narben. In einem Workshop werden Tipps und Tricks der Anwendung praxisnah vermittelt. Trotz aller Erfolge in der Arbeit wissen alle Betroffenen und Behandler, dass psychosoziale Langzeitfolgen nach thermischen Verletzungen leider nicht immer vermeidbar sind. Die beste Behandlung ist die Vermeidung! Unfälle sind keine Zufälle! Gemeinsam mit Patientenvertretern wie Paulinchen - Initiative für brandverletzte Kinder e.V. möchten die Experten auf die Folgen thermischer Verletzungen im Kindesalter hinweisen und gleichzeitig vor den Unfallgefahren warnen.

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Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V.

Gegründet im Jahr 1963, schafft die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH) bis heute Grundlagen für eine bestmögliche kinderchirurgische Versorgung in Deutschland. Dazu gehören Neugeborenenchirurgie, allgemeine Kinderchirurgie und Kindertraumatologie ebenso wie Kinderurologie. Die DGKCH vertritt das Fach in allen wissenschaftlichen, fachlichen und beruflichen Belangen. Derzeit praktizieren hierzulande Fachärzte für Kinderchirurgie in mehr als 80 kinderchirurgischen Kliniken und Abteilungen. Kinderchirurgie gehört in die Hände von Kinderchirurgen. Denn ihre Patienten sind keine kleinen Erwachsenen.

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Quelle:
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
Pressemitteilung vom 24. Mai 2018
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-173, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: presse@dgkch.de
Internet: www.dgkch.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2018

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