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GESUNDHEIT/957: Wie viel Hygiene ist gesund? (welt der frau)


welt der frau 3/2011 - Die österreichische Frauenzeitschrift

Wie viel Hygiene ist gesund?
Das Immunsystem stärken

Von Katrin Rupp


Übermäßige Sauberkeit kann krank machen. Denn die häufige Nutzung von alkalischen Seifen irritiert das Immunsystem und kann Allergien auslösen. Ebenso eine keimfreie Umgebung. Warum das so ist und welches Maß an Hygiene sinnvoll ist, untersucht die Wissenschaft seit Jahren.


Von klein auf hören wir den gut gemeinten Rat der Eltern: "Mach dich nicht dreckig!" und "Achte auf Sauberkeit!" Denn zu viel Schmutz sei doch ungesund und beinhalte eine Vielzahl von Krankheitserregern. Eine Annahme, die so nicht stimmt. Denn heute wissen ForscherInnen, dass "wohlbehütete" Kinder ein erhöhtes Risiko haben, eine Allergie zu entwickeln.

"Das Immunsystem muss ständig in Aktion bleiben und benötigt Reize von außen, um zu lernen, sie zu bekämpfen und stärker zu werden", erklärt Univ.-Prof. DDr. Egon Marth, Vorstand am Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Universität Graz. "Bei zu viel Hygiene bekommen Bakterien als Überlebensweltmeister die Chance, sich zu verändern und anzupassen. Der Körper ist nicht gewappnet und reagiert mit einer Allergie."


Gutes Training

Fast ein Viertel der Bevölkerung leidet unter allergischen Erkrankungen. Auch wenn es mehrere Gründe wie veränderte Ernährung (mehr Zusatzstoffe) oder Lebensgewohnheiten (andere Arbeits- und Wohnverhältnisse) dafür gibt, ist für die Wissenschaft der Umstand, dass wir heute weniger mit Keimen konfrontiert sind, ein stichhaltiges Argument. Bestätigung findet die sogenannte Hygienetheorie in zahlreichen Untersuchungen.

"Kinder, die auf einem Bauernhof groß werden, weisen etwa weniger Allergien auf. Sie sind permanent mit bakteriellen Stimulanzien konfrontiert, die ein gutes Training für ihr Immunsystem darstellen", fasst Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Riedler vom Kardinal Schwarzenberg'schen Krankenhaus in Schwarzach die Erkenntnisse zahlreicher Studien zusammen, an denen auch er beteiligt war.

Doch nicht nur Ställe bieten ein gutes Rüstzeug. Eine Analyse in Deutschland zeigte, dass die Kinder im Osten durch den frühzeitigen Eintritt in die Kinderkrippe wesentlich seltener Allergien entwickelten. Und auch Geschwister stärken durch das erhöhte Ansteckungsrisiko die Infektabwehr.

Der Vorteil: Wenn Kinder frühzeitig mit Erregern in Kontakt kommen und schon als Babys oft erkältet waren, sind sie schneller immun und etwa auch weniger, anfällig für Asthma.


Nicht übertreiben

Hier ein paar wichtige Tipps der ExpertInnen:

Schmutz:
Es ist gesund, sich schmutzig machen zu dürfen. Es ist gut, wenn Kinder beim Spielen einen natürlichen Kontakt mit Erde und Natur haben.

Haut:
Schonende Pflege- und Reinigungsmittel verwenden statt alkalischer Seifen (Irritation). Der natürliche Talgschutz wird sonst zerstört.

Haushalt:
Desinfektionsmittel nur im WC-Bereich, nicht in der Küche verwenden. Eine Reinigung mit Wasser reicht oft. Bakterien im Haushalt bereiten einem gesunden Immunsystem keine Probleme.


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Quelle:
welt der frau - Die österreichische Frauenzeitschrift,
März 2011, Seite 54
mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und der Autorin
Herausgeberin: Katholische Frauenbewegung Österreichs
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2011