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FORSCHUNG/2320: Neuer Wirkmechanismus im Kampf gegen Alzheimer (MPG)


Max-Planck-Gesellschaft - 23. November 2010

Metformin könnte auch gegen Alzheimer helfen

Anti-Diabetes-Medikament schützt Gehirnzellen vor Zelltod


Berliner Forschern ist ein vielversprechender Durchbruch für die Therapie und Vorbeugung der Alzheimer'schen Erkrankung gelungen. In Zusammenarbeit mit europäischen Kollegen konnten die Wissenschaftler um Susann Schweiger vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik zeigen, dass das bei Typ II-Diabetes eingesetzte Medikament Metformin auch den Verlauf der Alzheimer'schen Erkrankung zu beeinflussen scheint. [PNAS published ahead of print, 22. November 2010, doi:10.1073/pnas.0912793107]


Der Zuckerstoffwechsel spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Alzheimer. Im Vergleich zu Nicht-Diabetes-Patienten haben Typ II-Diabetiker ein signifikant höheres Risiko, auch an Alzheimer zu erkranken. Wissenschaftler um Susann Schweiger vom Berliner Max-Planck-Institut für molekulare Genetik konnten in Experimenten mit Zellkulturen und Mäusen nachweisen, dass Metformin ein Enzym im Gehirn aktiviert, das bei Alzheimer-Patienten den Zelltod verhindern kann. Metformin ist ein Medikament, das seit Jahren für die Therapie von Typ-II-Diabetes benutzt wird. Es beeinflusst einen der wichtigsten Mechanismen, der zur Entstehung von Alzheimer führen kann.

Schweiger kannte Metformin bereits aus eigenen Erfahrungen bei der Behandlung von Patienten mit Typ-II-Diabetes. "Beim Fahrrad fahren fiel mir ein, dass Metformin aufgrund seines Wirkmechanismus eigentlich auch bei der Alzheimer'schen Erkrankung funktionieren sollte", berichtet sie. Gemeinsam mit ihren Arbeitsgruppen in Berlin und Dundee sowie einem weitgespannten Netzwerk von europäischen Kollaborationspartnern hat sie entdeckt, dass Metformin nicht nur bei Patienten mit Typ-II-Diabetes, sondern auch bei gesunden Personen eine Schutzfunktion für die Hirnzellen ausübt. Wenn Alzheimer-Patienten in einem Frühstadium der Erkrankung mit Metformin behandelt werden, sollten auch hier vielversprechende prophylaktische und therapeutische Effekte auftreten, so die Hoffnung der Wissenschaftler. Um dieses genauer zu untersuchen, werden die Forscher Metformin zunächst in zwei verschiedenen Tiermodellen für die Alzheimer'sche Erkrankung testen. Anschließend hoffen sie, innerhalb der nächsten zwei bis fünf Jahre mit einer klinischen Studie beginnen zu können.
[PM]


Originalveröffentlichung:
Kickstein E, Krauss S, Thornhill P, Rutschow D, Zeller R, Sharkey J, Williamson R, Fuchs M, Köhler A, Glossmann H, Schneider R, Sutherland C, Schweiger S
The Biguanide metformin acts on tau phosphorylation via mTOR/PP2A signalling.
PNAS published ahead of print November 22, 2010,
doi:10.1073/pnas.0912793107

Weitere Informationen erhalten Sie von:
Prof. Dr. Susann Schweiger
Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Berlin
E-Mail: schweige@molgen.mpg.de

Prof. Dr. Susann Schweiger
Ninewells Hospital & Medical School, University of Dundee, Großbritannien
Fax: +44 1382 633952


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Quelle:
MPG - Presseinformation B / 2010 (272), 23. November 2010
Herausgeber:
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hofgartenstraße 8, 80539 München
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2010