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ETHIK/1254: Eingriffe in menschliche Erbeigenschaften mit nicht absehbaren Folgen (Securvital)


Securvital 1/2018 - Januar-März
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Neue Gen-Varianten
Experimentelle Fakten

von Norbert Schnorbach


Der Deutsche Ethikrat weist auf die Tragweite genetischer Manipulationen hin.


Der Deutsche Ethikrat mahnt zur Vorsicht. Die neuen Methoden der Gentechnik "berühren die Interessen der gesamten Menschheit", meint das vom Bundestag berufene Sachverständigengremium zur Beurteilung von grundsätzlichen Fragen der Ethik. Problematisch seien insbesondere Manipulationen der menschlichen Keimbahn, das heißt der vererbbaren Eigenschaften.

Die Auswirkungen solcher Änderungen am menschlichen Erbgut sind gravierend und gehen so weit, dass sie "die Vorhersagekraft wissenschaftlicher Untersuchungen" übersteigen, erklärte der Ethikrat. "Entwicklungen der jüngsten Zeit verdeutlichen, dass die Forschung auf diesem besonders sensiblen Gebiet erheblich schneller voranschreitet als erwartet." In einigen Staaten würden bereits experimentelle Fakten geschaffen, ohne dass die Tragweite absehbar sei.

"Ich bin erschüttert, wie wir, und damit meine ich nichts weniger als die Weltgesellschaft, offenbar ahnungslos hineinschlittern in irreversible, systematische Änderungen des menschlichen Erbguts."
Prof. Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrats

Im Oktober 2017 diskutierte eine Fachkonferenz des Ethikrats über eine neue, noch dynamischere Stufe der Gentechnik namens "Gene-Drive". Dieser "Vererbungs-Turbo" mache es möglich, dass manipulierte Erbanlagen dominant an alle künftigen Generationen vererbt werden und die nicht-manipulierten Erbeigenschaften verdrängen.

Befürworter dieser neuen Technik nennen als Beispiel die Moskitos. Könnte man einige Fliegen mittels Gene-Drive so modifizieren, dass sie keine Krankheitserreger mehr übertragen, und diese modifizierten Fliegen verdrängten die normalen Moskitos, dann wäre das womöglich ein Weg, um die Malaria auszurotten. Andererseits sind Nutzen und Risiken bei der unkontrollierten Freisetzung neuer Gen-Varianten nicht absehbar, ganz zu schweigen von den Folgen solcher Eingriffe in menschliche Erbeigenschaften. Der kritische Wissenschaftler Dr. Christoph Then warnte bei der Konferenz des Ethikrates: "Wird dieses Roulette mit der biologischen Vielfalt erst einmal gestartet, gibt es keine verlässliche Kontrolle mehr."

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Quelle:
Securvital 1/2018 - Januar-März, Seite 11
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung alternativer Versicherungskonzepte
Redaktion: Norbert Schnorbach (V.i.S.d.P.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Februar 2018

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