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RADIOLOGIE/224: CT-Untersuchungen in der Kindheit erhöhen das Krebsrisiko (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 612-613 / 26. Jahrgang, 5. Juli 2012

Medizinische Strahlenbelastung
CT-Untersuchungen in der Kindheit erhöhen das Risiko für spätere Leukämieerkrankungen und Hirntumoren

Von Thomas Dersee



Obwohl Computertomographie-Scans (CTs) klinisch heute vielfach als nützlich angesehen werden, erhöhen sie doch nachweislich das Krebsrisiko insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die strahlenempfindlicher sind als Erwachsene. Eine britische retrospektive Kohortenstudie, die jetzt in der Wissenschaftszeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, machte CTUntersuchungen im Kindesund jungen Erwachsenenalter eindeutig als Risikofaktoren für spätere Leukämien und Hirntumoren aus.

Die Wissenschaftler um Mark S. Pearce untersuchten Patienten ohne vorherige Krebsdiagnose, die zwischen 1985 und 2002 in den Zentren des britischen Nationalen Gesundheitsdienstes in England, Schottland und Wales CTAufnahmen unterzogen worden waren, als sie noch jünger als 22 Jahre alt waren. Die Verlaufskontrolle (Follow-up) wurde bis zum 31. Dezember 2008 durchgeführt. Bis dahin wurden 74 von 178.604 Patienten mit Leukämie diagnostiziert und 135 von 176.587 mit Hirntumoren. Pearce und Kollegen stellten dabei einen positiven Zusammenhang zwischen den Strahlendosen der CT-Scans und Leukämie sowie Hirntumoren fest. Für Leukämien geben sie ein zusätzliches relatives Risiko von ERR=0,036 pro Milligray (mGy) Strahlendosis an (95%Vertrauensbereich CI = 0,0050,120, p=0,0097) und für Hirntumoren ERR=0,023 (95%-CI=0,010-0,049, p<0,0001). Verglichen mit Patienten, die eine Strahlendosis von weniger als 5 mGy erhalten hatten, war demnach das relative Risiko für Leukämie bei Patienten mit einer kumulativen Dosis von mindestens 30 mGy (mittlere Dosis 51,13 mGy) mehr als dreifach erhöht (ERR=3,18, 95%-CI=1,46-6,94) und für Hirntumoren bei Patienten, die eine kumulative Dosis von 50 bis 74 mGy (mittlere Dosis 60,42 mGy) knapp dreifach erhöht (ERR=2,82, 95%-CI=1,33-6,03).

Leukämien und Hirntumoren sind bei Kindern relativ seltene Erkrankungen und die Autoren schätzen ab, daß in den ersten 10 Jahren nach einem ersten CT-Scan bei Patienten jünger als 10 Jahre ein zusätzlicher Fall von Leukämie und ein zusätzlicher Hirntumor pro 10.000 Personen·CT-Scans auftreten. Trotzdem, so die Autoren, sollten die Strahlendosen von CT-Scans so gering wie möglich gehalten und weitestgehend auf alternative Verfahren ohne Strahlenbelastung ausgewichen werden.


Literatur

Mark S, Pearce, Jane A. Salotti, Mark P. Little, Kieran McHugh, Choonsik Lee, Kwang Pyo Kim, Nicola L. Howe, Cecile M. Ronckers, Preetha Rajaraman, Alan W. Craft, Louise Parker, Amy Berrington de González: Radiation exposure from CT scans in childhood and subsequent risk of leukaemia and brain tumours: a retrospective cohort study, The Lancet, 7 June 2012, doi:10.10167S0140-6736(12)60815-0

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, Juli 2012,
Nr. 612-613, Seite 14
Herausgeber und Verlag:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. August 2012