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ONKOLOGIE/998: Melanomzellen auf Schwachstellen testen (Uni-Journal Jena)


Uni-Journal Jena - Nr. 02 - Wintersemester 2008/09

Melanomzellen auf Schwachstellen testen

Biomediziner auf der Suche nach neuen Hautkrebstherapien


Wissenschaftler des Zentrums für Molekulare Biomedizin (CMB) suchen in einem nationalen Verbundprojekt nach neuen Wegen in der Hautkrebstherapie. An dem neu formierten Forschungsverbund, der mit 2,8 Millionen Euro durch die Deutsche Krebshilfe gefördert wird, beteiligen sich bundesweit Arbeitsgruppen aus elf universitären Kliniken und Instituten.

Gemeinsames Ziel ist die Aufklärung von Mechanismen, die zur Tumorentstehung und besonders zur Ausbreitung des auch als "Schwarzer Hautkrebs" bezeichneten malignen Melanoms im Körper führen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da für diese Krebsform nach der Ausbildung von Metastasen derzeit keine Therapie zur Verfügung steht.

Die Jenaer Gruppe um Prof. Dr. Stefan Heinemann und PD Dr. Roland Schönherr geht dabei bewusst neue Wege, da bisher getestete Therapieformen sich in klinischen Studien ausnahmslos als wenig wirksam erwiesen haben. Gemeinsam mit den Doktorandinnen Nicole Buttstädt und Kristin Friebel konzentrieren sie sich im Jenaer Teilprojekt auf die Frage, ob bestimmte Proteine in der Zellmembran der Tumorzellen gezielt als Schwachstelle genutzt werden können.

Wie diese Proteine als Ionenkanäle fungieren ist ein Forschungsgegenstand der Gruppe am Lehrstuhl für Biophysik. "Dabei haben wir die Beobachtung gemacht, dass ein Kaliumkanal in den Zellmembranen von Melanomzellen wesentlich zahlreicher vorkommt als in den gesunden Pigmentzellen der Haut", beschreibt der Zellbiologe Roland Schönherr ein überraschendes Ergebnis. Mit Hilfe spezifischer Wirkstoffe, die nur bei diesem Kanaltyp zum Verschluss der Pore führen, blockierten die Wissenschaftler im Zellkulturexperiment diese Kanäle und beeinträchtigten damit die Zellteilungsraten und die Beweglichkeit der Tumorzellen. "Die Kaliumkanäle leisten der Krebszelle wichtige Dienste, das macht sie zu einem möglichen Angriffsziel für neue Therapiestrategien", ist sich Professor Stefan Heinemann sicher, "wir wollen unsere experimentellen Ansätze mit denen anderer Arbeitsgruppen im Verbund kombinieren, um damit das Wachstum von Melanomzellen wirksamer und spezifischer als bisher unterdrücken zu können."


Interdisziplinäre Kooperation

Durch ihre erfolgreiche Bewerbung um Aufnahme in das Verbundprojekt eröffnen sich nun hervorragende Möglichkeiten für die Jenaer Wissenschaftler zur interdisziplinären Kooperation mit Klinikern und Grundlagenforschern aus ganz Deutschland. Gleichzeitig findet das Projekt starke Unterstützung durch die Hautklinik am Universitätsklinikum Jena. Die Deutsche Krebshilfe fördert den Verbund zunächst für die Dauer von drei Jahren. Eine Weiterförderung der Projekte steht bei erfolgreicher Zwischenbewertung in Aussicht.
vdG


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Quelle:
Uni-Journal Jena Nr. 02, Wintersemester 2008/09, S. 16
Herausgeber: Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Redaktion: Fürstengraben 1, 07743 Jena
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2009