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NOTFALL/292: Schüler retten Leben - Initiative zur Rettung von Menschen mit Herzstillstand (idw)


Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. - 29.09.2014

Schüler retten Leben - Die DIVI unterstützt die laufende Initiative



Nur zwei Stunden Schulunterricht reichen aus, um bis zu 10.000 Menschenleben in Deutschland zu retten. Was sich auf den ersten Blick unwahrscheinlich anhört, ist eine statistisch belegte Tatsache: Denn zweimal 45 Minuten genügen, um Schülern das nötige Wissen zu vermitteln, damit sie Menschen mit einem Herzstillstand optimal helfen können.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) unterstützt das Vorhaben, das u.a. von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), dem Berufsverband der Deutschen Anästhesisten (BDA) sowie der Stiftung Deutsche Anästhesiologie und dem German Resuscitation Council (GRC) ins Leben gerufen wurde. Die Organisationen haben bereits mit den zuständigen Stellen gesprochen. Schon ab dem Schuljahr 2015/2016 sollen Reanimationskurse ab der 7. Klasse fester Bestandteil des Unterrichts an deutschen Schulen werden.

Vorbild ist Skandinavien. "In Norwegen und Dänemark sind Reanimationskurse schon seit längerer Zeit fester Bestandteil des Unterrichts", sagt Dr. Michael Sasse, Präsidiumsmitglied der DIVI. "Mit großem Erfolg, denn die Zahl der Menschen, die bei einem Notfall beherzt eingreifen, liegt dort mittlerweile deutlich über 50 Prozent. Dies hat dazu geführt, dass sich die Zahl der Menschen, die aufgrund der Reanimationsmaßnahmen überlebt haben, verdreifacht hat." Zum Vergleich: Bei uns hingegen starten laut einer Erhebung des Deutschen Reanimationsregisters der DGAI nur weniger als 20 Prozent der Menschen in Notsituationen einen Wiederbelebungsversuch.

Laut Schätzungen erleiden hierzulande fast 100.000 Menschen jedes Jahr einen Herz-Kreislauf-Stillstand, meist aufgrund eines Infarkts. "Schüler können schnell lernen eine derartige Notsituation zu erkennen und so zu Lebensrettern werden", sagt der Experte, der auch leitender Oberarzt der Intensivstation der Kinderkardiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover ist. Die Umsetzung ist gar nicht so schwierig, wie Pilotprojekte in mehreren Bundesländern gezeigt haben. So haben u.a. die Anästhesisten der Uniklinik Rostock landesweit Lehrer entsprechend trainiert. Diese haben ihr Wissen dann an die Schüler weitergegeben. "Wenn man einmal gesehen hat mit welchen Enthusiasmus die Schüler an diesem Reanimationsunterricht teilnehmen, ist davon auszugehen, dass es zu einer erfolgreichen Umsetzung kommt", sagt DIVI-Mitglied Professor Bernd Böttiger.

Mit dem zweistündigen Reanimationskurs an Schulen soll vor allem eines erreicht werden: Niemand soll mehr Angst davor haben, bei einem Notfall beherzt einzugreifen, weil man vielleicht etwas falsch machen könnte. Die Umsetzung ist gar nicht schwer, es gibt nur drei Dinge sind zu beachten: Prüfen, Rufen, Drücken! So lautet das Motto der Kampagne www.einlebenretten.de. Zunächst muss durch zwicken, rütteln oder ansprechen festgestellt werden, ob ein Mensch wirklich bewusstlos ist. "Wenn der Betroffene nicht reagiert, sollte man ein Ohr ganz nahe über der Nase halten, um Atemzüge spüren zu können", so der Kölner Mediziner, der auch Direktor der Klinik für Anästhesiologe und Operative Intensivmedizin am Uniklinikum Köln und Vorsitzender des GRC ist. "Wenn man zusätzlich noch eine Hand auf den Brustkorb legt, kann man feststellen, ob sich der Brustkorb hebt und senkt."

Atmet der Patient nicht oder nicht normal, dann sollte man schnellstens selbst 112 wählen und den Notarzt rufen oder jemand anderen darum bitten. Dann ist es wichtig, sofort mit einer kräftigen Herzdruckmassage zu beginnen. Kräftig deshalb, weil man den Brustkorb mindestens fünf Zentimeter tief eindrücken muss, um optimal zu helfen. Schüler ab der 7. Klasse sind dazu gut in der Lage. Wer es kann und möchte, kann auch Beatmen. "Wir sind voller Zuversicht und erwarten so etwas wie einen Schneeballeffekt", sagt Professor Böttiger. "Im Idealfall geben die Schüler ihr neu erlerntes Wissen und Können an die Familie und Freunde weiter."

DIVI weltweit einzigartig

Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 2000 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften und Berufsverbänden: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften und persönlichen Mitgliedern. Dem für die Amtsperiode 2015/16 gewählten Präsidenten der DIVI, Prof. Gerhard Jorch, ist als Kinderarzt diese Initiative ein besonderes Anliegen.


Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.divi.de
Homepage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)

http://www.divi2014.de
Homepage des 14. Kongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment38603
PDF Pressemitteilung DIVI 29092014


Die Experten der DIVI:

Dr. Michael Sasse ist Präsidiumsmitglied der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Er arbeitet als leitender Oberarzt auf der interdisziplinären Kinderintensivstation an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Prof. Bernd Böttiger ist Mitglied der DIVI und Vorsitzender des GRC. Er arbeitet als Direktor der Klinik für Anästhesiologe und Operative Intensivmedizin am Uniklinikum Köln.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1527

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V.
Larissa Vogt, 29.09.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2014