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CHIRURGIE/448: Erfolgreiche Konzepte in der Schmerztherapie entscheidend für Behandlungserfolg (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin - Kommunikation, 19.10.2011

Schneller mobil nach Unfall und OP - Erfolgreiche Konzepte in der Schmerztherapie entscheidend für Behandlungserfolg


Berlin - Operationen an Knochen und Gelenken zählen zu den schmerzhaftesten Eingriffen in der gesamten Chirurgie. Eine wirksame und interdisziplinäre Schmerztherapie erspart dem Patienten nicht nur viel Leid, sie beschleunigt auch seine Mobilisierung nach der Operation und verhindert, dass die Schmerzen chronisch werden. Welche Strategien dem Patienten in der akuten Phase nach einer Verletzung oder einem operativen Eingriff mehr Lebensqualität garantieren und worauf es bei einer erfolgreichen Schmerzbehandlung ankommt, diskutieren Experten auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 25. bis 28. Oktober 2011 in Berlin.

Für eine lange Suche nach dem geeigneten Schmerzmittel ist nach Unfällen keine Zeit. Hier benötigen die Patienten sofort eine maximale Versorgung. "Bei starken und mittelstarken Schmerzen kombinieren wir effektive Schmerzmittel wie Opioide mit weiteren Non-Opioidanalgetika, um sicher zu gehen, dass der Patient schnell eine effektive Schmerzreduktion erfährt", erläutert die Fachärztin für Orthopädie, Dr. med. Cordelia Schott, aus Essen, die sich auf die Schmerztherapie spezialisiert hat. Da Schmerz ein wichtiger Stressmodulator ist, muss bereits vor und während der Operation eine konsequente Schmerztherapie begonnen werden.

Viele Patienten leiden oft schon vor der Operation unter starken Schmerzen. Umso wichtiger ist es, dass das behandelnde Team gute Kenntnisse in der Schmerztherapie hat. Nur so kann es den Patienten kompetent und individuell helfen. Eine konsequente und effektive Schmerztherapie fördert die postoperative Erholung und reduziert die Komplikationswahrscheinlichkeit, sie ist daher eine wichtige und in Krankenhäusern oft interdisziplinär gelöste Aufgabe. "Um dieses vorrangige Ziel zu erreichen, ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Anästhesie und Orthopädie/Unfallchirurgie sowie der postoperativen Rehabilitation an dieser Stelle unerlässlich", so die Expertin.

Allgemein bekannt in der Schmerztherapie ist das Mitte der 80er Jahre und für Tumorschmerzen entwickelte Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Es sieht in der ersten Stufe leichte Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol vor. Erst wenn diese Medikamente den Schmerz nicht ausreichend lindern, kommen in Stufe 2 zunächst die schwachen und in Stufe 3 die stark wirkenden Opioide zum Einsatz. "Wir drehen in akuten Fällen oder bei starken Schmerzen das WHO-Stufenschema um, da es weder medizinisch sinnvoll ist, noch wir ausreichend Zeit haben, uns langsam zum geeigneten Medikament vorzutasten", erläutert Schott.

Bei sehr starken Schmerzen setzen einige Kliniken heute die "Patientenkontrollierte Analgesie" (PCA) ein. Bei dieser Variante der Schmerztherapie werden die Schmerzmittel über eine Infusionspumpe in die Vene gegeben. "Die Patienten bestimmen dabei selbst, wann sie zusätzlich zu einer Basis-Pumpmenge eine weitere Dosis erhalten", erklärt Schott. Aufgrund des Nebenwirkungsspektrums ist die Therapie allerdings nur unter angemessener Überwachung möglich, so dass die Ärzte notfalls schnell reagieren können. Die PCA wird deshalb überwiegend auf Intensivstationen eingesetzt. Eine Alternative ist die "Nurse Controlled Analgesia" (NCA), bei der eine Krankenschwester die Infusionspumpe bedient. Diese Form setzt jedoch eine gute Schulung der Pflegekräfte voraus, die bei der NCA eine hohe Verantwortung übernehmen.

"Um eine optimale und sichere postoperative Schmerztherapie zu garantieren, sollte jede orthopädisch-unfallchirurgische Klinik in Zusammenarbeit mit der Anästhesie für alle Standardoperationen Stufenschemata festlegen", empfiehlt Professor Dr. med. Dieter Kohn, Direktor der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Denn die Schmerzlinderung ist eine wichtige Voraussetzung für einen unkomplizierten Heilungsverlauf: "Nur ein schmerzarmer Patient wird nach Operationen oder Unfällen aktiv in der Physiotherapie mitarbeiten, was Voraussetzung für ein optimales Behandlungsergebnis ist", betonen Professor Dr. med. Tim Pohlemann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und BVOU-Vizepräsident, Professor Dr. med. Karsten Dreinhöfer, die gemeinsam mit DGOOC-Präsident Professor Dr. med. Dieter Kohn den DKOU 2011 ausrichten. Auf der Eröffnungs-Pressekonferenz des Kongresses am 25. Oktober 2011 informieren Experten über neue und bewährte Therapien gegen chronische Schmerzen und darüber, welche Behandlung für welchen Patienten geeignet ist.

Der DKOU findet vom 25. bis 28. Oktober 2011 in Berlin als gemeinsamer Kongress der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) statt. Er ist der größte europäische Kongress in diesem Bereich, zu dem etwa 12.000 Fachbesucher erwartet werden. Experten diskutieren hier die neuesten Entwicklungen in der Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Themen reichen von der Schwerverletztenversorgung, den Strukturen der Notaufnahmen und der Katastrophenmedizin über Implantatversorgung und Rehabilitation bis hin zu rheumatischen und degenerativen Erkrankungen sowie Osteoporose.


Ihr Kontakt für Rückfragen:
Christina Seddig
Pressestelle DKOU 2011
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
seddig@medizinkommunikation.org
www.dkou.de


Terminhinweise:

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
Zeit: 25. bis 28. Oktober 2011
Ort: ICC Berlin, Messedamm 22, 14055 Berlin

Tag der Sektionen und Arbeitsgruppen:
Ambulante und stationäre Schmerztherapie in Orthopädie und Unfallchirurgie
Zeit: Dienstag, den 25.10.2011, 14.30 bis 16.00 Uhr
Ort: ICC-Lounge, ICC Berlin, Messedamm 22, 14055 Berlin

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dkou.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution76


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin - Kommunikation, 19.10.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2011