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SPORTMEDIZIN/314: Bewegung hilft Magen-Darm-Krebs-Patienten während der Chemotherapie (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 11 / 14. März 2017
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Bewegung hilft Magen-Darm-Krebs-Patienten während der Chemotherapie


Die Ernährungswissenschaftlerin Katrin Stücher hat in ihrer Dissertation die Machbarkeit und den Nutzen von körperlicher Aktivität während der Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenen gastrointestinalen Tumoren untersucht. Die Dissertation mit dem Titel "Funktioneller Status und Alltagsbewältigung bei Patienten mit fortgeschrittenen gastrointestinalen Tumoren im Verlauf einer Chemotherapie" hat Prof. Dr. Dr. Banzer, Abteilungsleiter Sportmedizin der Goethe-Universität Frankfurt betreut. Sie ist in Kooperation mit Herrn Prof. Dr. Dignaß von der Medizinischen Klinik I und dem Magen-Darm-Zentrum des Agaplesion Markus-Krankenhaus in Frankfurt entstanden. Das geht aus einer Pressemeldung der Abteilung Sportmedizin der Goethe-Universität hervor.

Der positive Effekt körperlicher Aktivität als komplementäre Therapie chemotherapeutischer Behandlung sei bereits in der Vergangenheit durch Studien belegt worden, heißt es darin. Positive Effekte auf die Muskulatur, die Balancefähigkeit und das tumorbedingte Erschöpfungssyndrom, aber auch eine Rezidiv-Prophylaxe und eine verbesserte Therapieverträglichkeit wurden aufgezeigt. Bisherige Studien in diesem Themenfeld seien jedoch entitätsunspezifisch (unterschiedliche Tumorarten) oder betrachteten Patienten im Anfangsstadium ihrer Erkrankung. Katrin Stücher schränkt in ihrer Dissertation die Tumorarten ein, sie fokussiert sich auf Patienten mit Tumoren des Magen-Darm-Trakts im bereits fortgeschrittenen Stadium.

Im Rahmen einer randomisiert kontrolliert durchgeführten Studie (Teilnehmer werden zufällig in die Versuchs- und Kontrollgruppe verteilt; Versuchs- und Kontrollgruppe müssen in allen wichtigen Kriterien identisch sein. Die Red.) hat Katrin Stücher erstmals ein Bewegungsprogramm gemäß der Empfehlungen des American Colleges of Sports Medicin (150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche) mit fortgeschrittenen gastrointestinalen Tumorpatienten im Laufe der Chemotherapie durchgeführt. Die Patienten bekamen die Vorgabe entweder drei Mal 50 Minuten oder fünf Mal 30 Minuten in einem Tempo, das für sie "etwas anstrengend" war, zu walken oder joggen. War dies für die Personen nicht möglich, so durften sie die Dauer der Trainingseinheiten auch kürzer gestalten.

Für einige Patienten sei es schwierig gewesen, das Laufprogramm gemäß den Empfehlungen durchzuführen. "Eine häufige Barriere war das Wetter, entweder war es zu kalt, zu warm oder zu nass", heißt es in der Mitteilung. Weiterhin wurden die Patienten im Verlauf der Chemotherapie durch zusätzlich auftretende Nebenwirkungen wie Sensibilitätsstörungen, Schwäche, Erschöpfung, Infektionen oder starker Diarrhöe belastet. Diese Barrieren hätte oft zur Einschränkung oder sogar zum Abbruch des Laufprogramms geführt.

Katrin Stücher habe in ihrer Dissertation bewiesen, dass eine komplementäre Bewegungstherapie in der Tumorbehandlung bei Patienten mit fortgeschrittenen gastrointestinalen Tumoren sinnvoll ist. Die Bewegungstherapie weise sowohl einen Benefit der Körperzusammensetzung als auch der funktionellen Eigenschaften (Balancefähigkeit, Ganggeschwindigkeit, Beinkraft) auf. Die Studie gebe zusätzlich erste Hinweise, dass durch eine komplementäre Bewegungstherapie mit moderater körperlicher Aktivität die Toxizität der Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenen gastrointestinalen Tumoren vermindert werden könne. Denn gerade aufgrund von starker toxischer Effekte müsse oftmals bei diesem Patientenkollektiv die Dosis der Chemotherapie reduziert oder gar abgebrochen werden.

"Ich gehe jeden Morgen walken. Das tut mir physisch und psychisch gut und trägt sicherlich zur Genesung bei. Ich denke ohne Ihre Ermunterung weiterhin Sport zu betreiben, hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut, mich körperlich zu fordern", so das Feedback eines Studienteilnehmers.

In der Zukunft, so schließen die Mediziner, wäre es sinnvoll, Patienten während der Chemotherapie körperliche Aktivität anzubieten. Ein Ansatzpunkt wäre, die klima- und wetterbedingten Barrieren einzuschränken, da nebenwirkungsbedingte Barrieren kaum vorhersehbar seien. Dennoch sollten die Patienten auch nach nebenwirkungsbedingten Laufpausen motiviert werden, das Programm weiterzuführen. Eine mögliche Lösung wäre Trainingsräume in Kliniken zu errichten, Informationen über den positiven Einfluss von Bewegung an betroffene Patienten weiterzugeben und sie zu ermutigen, während der Therapie körperlich aktiv zu sein.

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 11 / 14. März 2017, S. 22
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Telefon: 069/67 00-236
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2017

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