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GYNÄKOLOGIE/609: Forschung - Stress in der Schwangerschaft und die Folgen für die spätere Entwicklung des Kindes (idw)


Charité / Universitätsmedizin Berlin - 06.06.2016

Stress in der Schwangerschaft

ERC Starting Grant zur Erforschung der Folgen für das Neugeborene


Die Zeit des Heranwachsens im Bauch der Mutter hat einen großen Einfluss auf die spätere Gesundheit und Entwicklung des Kindes. Vorgeburtlicher Stress kann sich direkt auf das Ungeborene übertragen. Welche Auswirkungen dabei Stress auf die Zellbiologie und Zellalterung hat, dem werden die Wissenschaftler um Prof. Dr. Sonja Entringer, Institut für Medizinische Psychologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin, nun nachgehen. Der Europäische Forschungsrat fördert den Aufbau der Forschungsgruppe in den kommenden fünf Jahren mit 1,48 Millionen Euro.

Beeinflussen Stressfaktoren der Mutter während der Schwangerschaft Entwicklungsprozesse des Kindes, können sie bereits zu diesem Zeitpunkt physiologische Mechanismen so prägen, dass die Auswirkungen bis weit ins spätere Leben reichen und das Risiko für altersbedingte Erkrankungen erhöhen. Alterungsprozesse sind per Definition mit voranschreitendem Alter zu beobachten. Altersbedingte Beschwerden haben dabei zunächst ihre Ursache in einer Reihe von Faktoren, die sich im Laufe eines gesamten Lebens ansammeln oder denen ein Mensch ausgesetzt ist. Die Wissenschaftler um Prof. Entringer verfolgen einen neuen Forschungsansatz: "Möglicherweise haben Veränderungen in Zellalterungsprozessen und Mechanismen, die diese steuern, ihren Ursprung bereits im Mutterleib", erklärt Prof. Entringer. "Damit sind sie entscheidend dem Einfluss von Entwicklungsbedingungen ausgesetzt, darunter neben vielen anderen Faktoren auch Stress", so die Psychobiologin.

Schon seit einigen Jahren beschäftigt sich Prof. Entringer in ihren Arbeiten mit den Zusammenhängen zwischen Stressfaktoren und Krankheitsrisiken, Schwerpunkte sind hierbei die Telomerbiologie sowie Zellalterungsprozesse. Nun sollen 350 Mutter-Kind-Paare von der Schwangerschaft bis zum ersten Lebensjahr des Kindes begleitet und untersucht werden. Psychologische und physiologische Charakteristika sowie das Verhalten während der Schwangerschaft, das mit Smart-Phone-Apps im Alltag erfasst wird, stehen dabei im Fokus. Gleichzeitig gilt es, die Frage nach einer Verbindung zwischen Stressbelastung der Mutter und biologischen Veränderungen beim Neugeborenen sowie über das erste Lebensjahr hinweg zu klären. "Wenn wir die molekularbiologischen und epigenetischen Mechanismen besser verstehen, über die Stressbelastungen der Mutter das Risiko für Erkrankungen der nächsten Generation erhöhen, ergeben sich ganz neue Perspektiven, welche die Präzision klinischer Diagnostik und den Erfolg von Prävention und Interventionen erhöhen. Diese können dann bereits in sehr frühen Entwicklungsstadien zum Einsatz kommen, bevor es zur eigentlichen Manifestation von Erkrankungen kommt", folgert Prof. Entringer.

• ERC Starting Grant
Der Europäische Forschungsrat (ERC) unterstützt wissenschaftlichen Nachwuchs derzeit im 8. Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020. Für den Aufbau der Arbeitsgruppe am Institut für Medizinische Psychologie der Charité stehen nun mit der Unterzeichnung des Vertrages 1,48 Millionen Euro zur Verfügung (Grant Agreement n°678073).


Kontakt:
Prof. Dr. Sonja Entringer
Institut für Medizinische Psychologie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
E-Mail: sonja.entringer@charite.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.charite.de
http://medpsych.charite.de/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution318

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Manuela Zingl, 06.06.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juni 2016

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