Schattenblick → INFOPOOL → MEDIEN → FERNSEHEN


SERIE/963: ZDF - Vierteilige Miniserie "DEUTSCHER", am 19.06. und 26.06.2020 (ZDF)


DEUTSCHER
Vierteilige Miniserie – neoriginal
19. und 26. Juni 2020, jeweils freitags, ab 22.30 Uhr, in Doppelfolgen

Inhalt:
– Statement der Redaktion
– Stab, Besetzung, Inhalt
– Folgeninhalte
– Statement von Autor Stefan Rogall
– Statement von Lasse Scharpen (Produzent) und Jochen Cremer (Producer)
– Kurzbiografien


Statement der Redaktion

Ist unsere Demokratie in Gefahr? Vor knapp zwei Jahren bewegte diese Frage auch unsere Redaktion, denn immer stärker wurde eine gesellschaftliche Polarisierung spürbar, die sich quer durch Familien- und Freundeskreise zieht. Wir sprachen Produzent*innen und Autor*innen an, Konzepte für eine Miniserie zu diesem Thema zu entwerfen. Dieser erste Schritt wurde durch den Innovationsfonds des ZDF unterstützt. Lasse Scharpen von der Bantry Bay und Stefan Rogall kamen mit einer Idee, die uns auf Anhieb überzeugte. Mit Sophie Linnenbaum und Simon Ostermann, beide zu dem Zeitpunkt noch Regiestudent*innen der Filmuniversität Babelsberg, stießen auch bald zwei junge, kreative Regietalente zu dem Team, und gemeinsam wurde die vierteilige Miniserie entwickelt und bereits im Sommer 2019 gedreht.

"DEUTSCHER" erzählt von der Spaltung unserer Gesellschaft. Aber auch davon, ob zwei Familien es schaffen, diese zu überwinden. Dass dieses Thema in den letzten zwei Jahren leider nichts von seiner gesellschaftlichen Relevanz eingebüßt hat, zeigen auch die jüngsten politischen Ereignisse in unserem Land.

Jörg Schneider, ZDF-Redaktion Das kleine Fernsehspiel

*

19. und 26. Juni 2020, jeweils freitags, ab 22.30 Uhr, in Doppelfolgen
DEUTSCHER
Vierteilige Miniserie
neoriginal

Regie: Simon Ostermann (Folgen 1 und 2), Sophie Linnenbaum (Folgen 3 und 4)
Buch: Stefan Rogall
Kamera: Tom Holzhauser (Folgen 1 und 2), Claire Jahn (Folgen 3 und 4)
Musik: Leonard Petersen
Schnitt: Ramin Sabeti (Folgen 1 und 2), Martin Wunschick (Folgen 3 und 4)
Szenenbild: Roland Wimmer
Ton: Christian Hermans, Oliver Held (Folgen 1 und 2), Oliver Held (Folgen 3 und 4)
Kostüm: Kaya Kürten
Produktion: Bantry Bay Productions GmbH im Auftrag des ZDF/Das kleine Fernsehspiel
Produzenten: Lasse Scharpen, Gerda Müller
Producer: Jochen Cremer
Redaktion ZDF: Jörg Schneider
Länge: 4 x 42 Minuten


Die Rollen und ihre Darstellerinnen und Darsteller

Ulrike Pielcke Milena Dreißig
Frank Pielcke – Thorsten Merten
Marvin Pielcke – Johannes Geller
Eva Schneider – Meike Droste
Christoph Schneider – Felix Knopp
David Schneider – Paul Sundheim
Cansu Oktay – Lara Aylin Winkler
Günter Kellenburg – Michael Lott
Olaf Kellenburg – Junis Marlon
Burak Derzidan – Atheer Adel


Inhalt

Die Familien Schneider und Pielcke sind seit Jahren direkte Nachbarn in einem ruhigen Vorort. Ihre Söhne sind im gleichen Alter, gehen zur selben Schule und sind befreundet. Die Eltern kennen und grüßen sich, pflegen aber nur sporadisch Kontakt. Als im fernen Berlin eine rechtspopulistische Partei mit absoluter Mehrheit gewählt wird und die Regierung übernimmt, verfallen die Schneiders in eine Art Schockzustand. Familie Pielcke hingegen feiert das Wahlergebnis. Der Versuch der Schneiders auf Distanz zu den Pielckes zu gehen, wird vom eigenen Sohn unterwandert. Er verbringt lieber Zeit bei den Nachbarn. Während die Pielckes zunehmend optimistisch in die Zukunft schauen und erste Entscheidungen der neuen Regierung begrüßen, hadern die Schneiders immer mehr mit den neuen Verhältnissen.

Folgeninhalte

Folge 1: "Tage wie diese"
Freitag, 19. Juni 2020, 22.30 Uhr, ZDF

Die Familien Schneider und Pielcke sind seit Jahren direkte Nachbarn in einem ruhigen Vorort. Ihre Söhne sind im gleichen Alter, gehen zur selben Schule. Man kennt sich, grüßt sich, pflegt aber nur sporadisch Kontakt. Als im fernen Berlin eine rechtspopulistische Partei die Bundestagswahlen für sich entscheidet, verfallen die Schneiders in eine Art Schock. Familie Pielcke hingegen feiert diesen Tag.


Folge 2: "Die Wolken ziehen"

Freitag, 19. Juni 2020, 23.10 Uhr, ZDF

Der Versuch der Schneiders, auf Distanz zu den Pielckes zu gehen, wird von Sohn David unterwandert. Er verbringt lieber Zeit bei den Nachbarn. Während die Pielckes zunehmend optimistisch in die Zukunft schauen und erste Entscheidungen der neuen Regierung begrüßen, hadern die Schneiders immer mehr mit den neuen Verhältnissen.


Folge 3: "Was morgen ist"

Freitag, 26. Juni 2020, 23.10, ZDF

Um den Anschluss zu ihrem Sohn nicht zu verlieren, öffnen sich die Schneiders langsam wieder gegenüber den Pielckes. Immerhin wurde die neue Regierung demokratisch gewählt. Parallel dazu wachsen in der Schule Spannungen unter Jugendlichen, die sich für "deutscher" halten als ihre Mitschüler mit Migrationshintergrund.


Folge 4: "Das alles und noch viel mehr"

Freitag, 26. Juni 2020, 23.10 Uhr

Zwischen den Pielckes und den Schneiders eskaliert ein heftiger Streit. Die Spannungen der letzten Monate entladen sich. Die Zukunftsängste auf beiden Seiten reißen eine tiefe Kluft durch die Nachbarschaft. In der Mitte dieses Sturms solidarisieren sich die Söhne beider Familien, um Schlimmstes zu verhindern.

*

Statement von Autor Stefan Rogall

Nationalistische Tendenzen machen sich auf der ganzen Welt breit. Wie leicht Demokratie ausgehöhlt und von Rechtspopulisten missbraucht werden kann, hätten wir noch vor wenigen Jahren kaum für möglich gehalten. Inzwischen ist uns damit bewusst geworden, dass unser demokratisches System kein Dauer-Abo garantiert, sondern immer wieder in Gefahr schwebt. Gerade die Bequemlichkeit einer Annahme, dass "so etwas bei uns nicht noch einmal passieren kann", sorgte für die Prämisse von "DEUTSCHER", und zwar mit der Frage: Was wäre, wenn eine rechtspopulistische Partei nicht nur mit großer Stimmenzahl in Landtage einziehen, sondern die absolute Mehrheit erreichen würde? Aber wie erleben wir politische Veränderungen? Wir erfahren davon aus den Medien, vor allem sehen wir sie jedoch am Verhalten unserer Mitmenschen.

Dies gab den Ausschlag, die Erzählperspektive von "DEUTSCHER" eben nicht in den Etagen der Macht anzusiedeln, sondern direkt auf die Erfahrungswelt des durchschnittlichen Zuschauers zu richten. Das Große im Kleinen zu erzählen und am Beispiel zweier befreundeter, aber politisch gegensätzlich denkender Nachbarsfamilien zu zeigen, wie sich eine rechtspopulistische Machtübernahme auf unseren Alltag auswirkt. Auch, weil politische Entwicklungen meist schleichend spürbar werden und deswegen in eine "wird schon alles nicht so schlimm"-Haltung münden. "DEUTSCHER" soll die sich langsam manifestierende Bedrohung deutlich sichtbar machen.

Dabei war es uns allen wichtig, keine Schwarz-Weiß-Zeichnung der gegensätzlichen politischen Überzeugungen anzufertigen. Gerade der Fokus auf das private Leben der Figuren sollte dazu führen, Motivationen auf beiden Seiten nachvollziehbar zu machen und herauszuarbeiten, dass gerade auch beidseitige Vorurteile das gegenseitige Verständnis aushebeln. Sie sind es, die jene Gräben entstehen lassen, die Populisten gerne vertiefen, um sie als unüberbrückbar darzustellen. Ein erstes Folgenkonzept konnte die Kölner Produktionsfirma Bantry Bay schnell überzeugen, ebenso die Redaktion des Kleinen Fernsehspiels des ZDF. Zwei junge Regie-Talente komplettierten das Entwicklungsteam und brachten die Serie mit besonderer Begeisterungsfähigkeit der Realisierung näher. Das Thema erfüllte uns alle mit Ehrgeiz und Dringlichkeit, diese Geschichte im Deutschland einer nahen, aber hoffentlich nicht eintretenden Zukunft jetzt zu erzählen. Als Warnung, aber auch als Hinweis darauf, dass wir die Gräben zwischen uns selber schaffen und auch wieder abschaffen können.

*

Statement von Lasse Scharpen (Produzent) und Jochen Cremer (Producer)

In den letzten Jahren hat sich unsere Welt rasant verändert. Alles, was uns Sorgen bereitet, ist eingetreten. Ob islamistischer Terrorismus, Immobilienblasen, Finanzkrisen, Flucht, zuletzt das Erstarken der Rechten – alles hätten wir kommen sehen und frühzeitig mit besonnenen Gegenmaßnahmen abmildern oder sogar verhindern können. Haben wir aber nicht. In erster Linie hoffen wir immer noch, dass die Politik und die Mehrheit der Menschen vernünftig bleiben. Aktuell bauen wir darauf, dass andere die Lösungen finden, die den populistischen Demagogen den Wind aus den Segeln nehmen. Aber diese Hoffnung hängt an einem seidenen Faden. Plötzlich kann die Stimmung kippen, uns der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Und dann?

Die Serie "DEUTSCHER" spielt in einer nur wenige Jahre entfernten deutschen Lebenswirklichkeit. Vielleicht schon morgen. Am Beispiel zweier Familien erleben wir, wie sich die Machtübernahme einer demokratisch gewählten rechtspopulistischen Partei auf den Alltag auswirkt. Menschen verabschieden sich von zuvor unumstößlichen Lebensanschauungen, um nicht ins soziale Aus zu geraten. Pragmatismus siegt über Moral. Alles, was vorher verachtet wurde, wird zuerst salonfähig und entwickelt sich dann zur Norm.

Und während sich die Befürworter an die Versprechen klammern, dass nun endlich alles wieder so wird wie in den "guten, alten Zeiten", fragen sich die anderen: Gibt es noch eine Chance, das Steuer herumzureißen? Und für was leben wir eigentlich, wenn wir unsere Werte unserer Bequemlichkeit unterordnen? "DEUTSCHER" zeigt das Unvermögen, über unterschiedliche Haltungen und politische Auffassungen hinweg miteinander zu sprechen.

Zwecks größtmöglicher Wirkung spielt die Geschichte nicht auf politischer Ebene, nicht im fernen Berlin, sondern in einer Kleinstadt in der Mitte Deutschlands. "DEUTSCHER" erzählt die gesellschaftlichen Auswirkungen einer grundlegenden politischen Veränderung im Privaten am konkreten Beispiel zweier Familien und deren Alltag. Die Serie "DEUTSCHER" hält uns den Spiegel vor, stellt die bekannte Frage "Was habt ihr eigentlich gemacht, als die an die Macht kamen?" in einem "Was wäre, wenn"-Szenario, das unserer jetzigen Zukunft näher ist, als wir es uns jemals hätten vorstellen können

*

Kurzbiografien

Sophie Linnenbaum (Regie Folgen 3 und 4) wurde in Nürnberg geboren und studierte Psychologie. Ihre Kurzfilme liefen auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals, so z.B. der mehrfach ausgezeichnete Kurzfilm "[Out of Fra]me" und der Kurzfilm "Meinungsaustausch", der auf der Berlinale Premiere feierte und als "Short Tiger"-Gewinner in Cannes 2017 präsentiert wurde. Linnenbaums Kurzfilm "PIX" wurde 2017 mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Seit Oktober 2013 studiert sie Filmregie an der Filmuniversität Babelsberg.

Simon Ostermann (Regie Folgen 1 und 2) wurde 1986 in Frankfurt am Main geboren. Seit 2012 studiert er Regie an der Filmuniversität Babelsberg und arbeitet als Regisseur für Kurz- und Werbefilme. Seine Kurzfilme "Bamboule", "Teheran Derby", "Route B96", "Rudel" und "Kids For Guns" liefen weltweit auf über 100 Festivals und wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Max-Ophüls-Preis, dem Studio-Hamburg-Nachwuchspreis, dem Prädikat "besonders wertvoll" der Deutschen Film- und Medienbewertung (MBW), einer Nominierung zum Deutschen Kurzfilmpreis und einer Shortlist-Platzierung der BAFTA International Student Film Awards.  

– Änderungen und Ergänzungen vorbehalten –
 

*


Quelle:
ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen
Presse Special – Juni 2020
Copyrights by ZDF
Internet: www.zdf.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2020

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang