Schattenblick →INFOPOOL →MEDIEN → FAKTEN

PRESSE/160: Männer schreiben über Männer - Neue Studie zur Sportberichterstattung (idw)


Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation - 22.01.2014

Männer schreiben über Männer - Neue Studie zur internationalen Sportberichterstattung

Weltweit werden neun von zehn Artikeln über Sport von Männern verfasst, 88 Prozent der Beiträge handeln von männlichen Athleten. Das ist ein Ergebnis des International Sports Press Survey 2011 von Journalistikprofessor Dr. Thomas Horky von der MHMK und Dr. Jörg-Uwe Nieland von der Deutschen Sporthochschule Köln, der jetzt in der Internationalen Zeitschrift für Journalismus "message" veröffentlicht wurde.



Mit 41 Prozent der analysierten Beiträgen ist es der Fußball, der von allen Sportarten die größte Aufmerksamkeit der internationalen Sportjournalisten erfährt - in einigen Ländern liegt der Anteil an der Sportberichterstattung sogar bei 85 Prozent (Rumänien), 81 Prozent (Portugal) oder 75 Prozent (Brasilien). In Deutschland beschäftigen sich immer noch 58 Prozent der ausgewerteten Beiträge mit Fußball. Kaum Beachtung finden Themen wie Sportpolitik (drei Prozent), Lokal- und Amateursport oder Kinder- und Jugendsport (jeweils ein Prozent). Selbst das häufig prominent diskutierte Thema Doping spielt rein quantitativ gesehen kaum eine Rolle in der Berichterstattung - lediglich in einem Prozent der Artikel ist es Thema.

Dazu Prof. Dr. Thomas Horky, stellvertretender Studiengangleiter Journalistik an der MHMK, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, der die Studie gemeinsam mit Dr. Jörg-Uwe Nieland von der Deutschen Sporthochschule Köln geleitet hat: "Kritische Stimmen, wie sie in den Themenbereichen Sportpolitik oder Doping zu erwarten sind, werden in den untersuchten Tageszeitungen weitgehend ausgeblendet. Offensichtlich legen die Redaktionen ihren Schwerpunkt auf ein wettkampfbezogenes, wenig vielfältiges und meist unkritisches Bild vom Sport."

Aktualität und Bilder sind Trumpf

Bei weltweit acht von zehn Beiträgen ist Aktualität der entscheidende Nachrichtenfaktor. Hauptthema der Artikel sind Resultate oder Spielberichte (31 Prozent), sportliche Leistungen (29 Prozent) und Spielvorschauen (18 Prozent). Dabei wird im Vergleich zu früheren Untersuchungen aus den Jahren 2005 und 2002 deutlich, dass die Perspektive auf Sport immer internationaler wird und die großen Stars sowie internationale Turniere den Großteil der Aufmerksamkeit der Berichterstatter binden - so besaß mehr als jeder vierte von zehn Beiträgen eine internationale Ausrichtung. "Mehr denn je besitzt Sport eine kulturübergreifende, völkerverbindende Dimension. Stars wie Schweinsteiger oder Özil stehen weltweit im Fokus der Medien. Ich glaube deshalb, dass solche Spitzensportler ganz wichtige Botschafter für faires, vorurteilsfreies Handeln sein können", kommentiert Thomas Horky.

Signifikant für die Sportberichterstattung ist weltweit die ausgeprägte Bebilderung der Artikel. Lediglich ein gutes Drittel der erfassten Artikel ist unbebildert, die überwiegende Mehrzahl der Artikel wird mit einem Bild präsentiert, knapp 8 Prozent sogar mit drei oder mehr Fotos. Dabei werden allerdings erhebliche Unterschiede je nach Art der Zeitung deutlich: Während in deutschen Boulevard-Blättern - untersucht wurden Bild und Kölner Express - jeder sechste von zehn Artikel über Sport bebildert ist, verzichten die überregionalen Tageszeitungen FAZ und Süddeutsche Zeitung in mehr als der Hälfte der Beiträge auf Fotos oder Grafiken.

Über die Studie

Für den Ende 2013 publizierten International Sports Press Survey 2011 wurde zwischen April und Juli 2011 in 22 Ländern die Sportberichterstattung in nationalen Tageszeitungen auf quantitative und qualitative Merkmale hin untersucht. 30 Forscherteams beteiligten sich an der von Prof. Dr. Thomas Horky und Dr. Jörg-Uwe Nieland koordinierten Untersuchung und machten sie zur bislang größten Vergleichsstudie über Sportberichterstattung weltweit. Die Ergebnisse publizierten Horky und Nieland in der Januarausgabe der Fachzeitschrift "message - Internationale Zeitschrift für Journalismus".

Weitere Informationen unter:
http://www.mhmk.de/presse
http://www.message-online.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1177

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, Dr. Inga Heins, 22.01.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Januar 2014