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MELDUNG/422: Studie - Medienbild der Ostdeutschen meist negativ geprägt (idw)


Universität Leipzig - 13.12.2012

Studie: Medienbild der Ostdeutschen meist negativ geprägt



Auch 23 Jahre nach der Wende ist das Bild der Ostdeutschen in den überregionalen Zeitungen zumeist negativ geprägt. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam der Universität Leipzig unter der Leitung von Politikprofessorin Rebecca Pates, das vier Jahre lang die mediale Darstellung der Menschen in Ostdeutschland analysiert hat. Ihr Buch "Der 'Ossi'. Mikropolitische Studien über einen symbolischen Ausländer" ist seit dieser Woche im Handel erhältlich. Es richtet sich vor allem an Soziologen, Politikwissenschaftler sowie an politisch und gesellschaftlich Interessierte.

Das Bild des Ostdeutschen wurde vor allem in den Jahren 2001 bis 2005 in renommierten überregionalen Zeitungen und Magazinen analysiert. Der Studie zufolge wird der "Ossi" in diesen Medien einerseits als Mensch dargestellt, der zwar Umbrüche gut verkraftet hat, jedoch ansonsten nicht zeitgemäß, häufig von strukturellen Problemen betroffen und seinen westdeutschen Landsleuten in nahezu allen Bereichen unterlegen ist. Andererseits sei der Ossi bei der Einführung der Hartz-IV-Gesetzgebung im Jahr 2004 häufig als Beispiel genannt worden, der gut mit diesem Umstand klarkomme und damit ein Vorbild für den "normalen" Deutschen sei. Der Ossi sei damit eine ausgegrenzte Gruppe im eigenen Land, kritisierte die britische Politologin.

Die Zeitungen hätten häufig das Wahlverhalten der Ostsachsen hervorgehoben, die rechtsgerichtete Parteien präferieren. "Das ist in Teilen Hessens oder Ostbayerns genauso. Aber darüber spricht kaum jemand. Der Rechtsradikalismus wird beispielsweise als ostdeutsches Erziehungsproblem dargestellt", sagt die Professorin. Ein anderes Beispiel sei die mediale Darstellung ostdeutscher Frauen, die als "gebärstreikende" Menschen beschrieben würden. Pates zufolge geht jedoch aus Statistiken hervor, dass ostdeutsche Frauen im Durchschnitt mehr Kinder bekommen als westdeutsche.

"Die Studie war ein Lehrforschungsprojekt, an dem auch Studierende beteiligt waren", berichtet Prof. Dr. Pates, die das Buch gemeinsam mit Dr. Maximilian Schochow, herausgegeben hat, der jetzt am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tätig ist. Es ist im Springer VS-Verlag erschienen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution232

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Susann Huster, 13.12.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2012