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FORSCHUNG/071: Die romantische Liebe in Zeiten neuer Medien (Ruperto Carola)


Ruperto Carola - Forschungsmagazin der Universität Heidelberg 3/2010

Globalisierte Gefühle
Die romantische Liebe in Zeiten neuer Medien

Von Christiane Brosius


Die historische und soziokulturelle Verflochtenheit von Europa und Asien ist das Thema des Heidelberger Exzellenzclusters "Asia and Europe in a Global Context". Seit Oktober 2007 untersuchen die daran beteiligten Wissenschaftler, wie Ideen, Institutionen, Objekte oder Menschen über Zeiten und Räume hinweg wandern und dabei transformiert werden. "Beaming Romantic Love Across the Globe" heißt das Projekt der Forscher, die zurzeit in Indien und Nepal der Transformation der romantischen Liebe nachspüren. Dabei zeigt sich, dass die neuen Medien zwar Träume rund um den Globus transportieren - die Träumenden aber oft genug in einer Welt erwachen, die solche Konzepte nicht zulässt.


Liebe ist ein großes Gefühl. Sie findet sich gegenüber Eltern, Geschwistern, der Natur oder den Göttern. Man kennt sie als solidarische Liebe zwischen Freunden, als passionierte oder platonische Liebe. Und sie findet sich als sinnlich-erotische, leidenschaftliche Liebe und damit als gegenseitiges Begehren verbunden mit Wünschen nach intimem Wiedererkennen, Respektieren und Vertrauen.

Die Grenzen zwischen diesen verschiedenen Qualitäten von Liebe sind bisweilen fließend. Soziologen wie Niklas Luhmann und Ethnologen wie Ritty Lukose haben die romantische Liebe als Phänomen der Moderne und der modernen Subjektivität verstanden, in dem Privatheit und Öffentlichkeit weiter zueinander in Beziehung gesetzt und ausdifferenziert werden. Das Erwachen von Liebe gilt zumindest in der abendländischen Kulturgeschichte als Ausdruck von Individualität und Innerlichkeit. Indem der Einzelne sich im Anderen erkennt und öffnet, so etwa der britische Soziologe Anthony Giddens, entsteht das moderne Subjekt, entsteht eine auf Freiheit und vertrauter Intimität von zwei Menschen gegründete Beziehung, die trotz ihrer Fundierung in einer modernen säkularen Gesellschaft auch hoch religiöse Züge tragen kann.

Seit einigen Jahrzehnten werden bestimmte Ausdrucksformen der liebenden Zuneigung zunehmend globalisiert. Sie wirken dann auf traditionelle, lokale Formen ein und formen diese um. In solchen Prozessen wird klar: Entstehung und Verortung von "Kultur" können nicht mehr entlang - und innerhalb - klar umrissener territorialer Grenzen untersucht werden. Vielmehr muss Kultur als sich im kontinuierlichen Wandel befindliche Praxis verstanden werden. Damit stellen sich hinsichtlich Theorie und Methode an Kulturwissenschaftler, besonders auch an die Ethnologen, ganz neue Herausforderungen, diese Formen von Translation oder Grenzüberschreitung mitzudenken.


Die Ethnologie des Transkulturellen

Das Konzept der Transkulturalität, das im Zentrum dieser Forschungsinitiative steht, ist für diese Herausforderung besonders gut geeignet. Mit ihm können ausgedehnte Kontakte und Beziehungen zwischen Kulturen und oft "unsichtbare" Transformationsprozesse, die sich in den Kontaktzonen abspielen, aufgespürt werden. Transkulturalität kann sowohl eine solche "Kontaktzone" als konkreten Untersuchungsgegenstand wie auch eine analytische Methode interdisziplinärer Forschung meinen. Sie betrifft die räumliche, mediale und imaginierte Mobilität von Menschen, Bildern oder Institutionen, aber auch die Methode, kulturelle und mediale Ereignisse, Persönlichkeiten oder Institutionen als etwas zu betrachten, das aus den Begegnungen verschiedener Traditionen entstanden ist und sich dabei beständig wandelt. Kontakt, Interaktion und Verflechtung machen das Transkulturelle so zu einem relationalen Begriff, der Kulturen von mehreren Seiten her angeht und dabei die keineswegs immer konfliktfreien Prozesse des Aushandelns kultureller Identitäten einschließt.

Der neue Lehrstuhl für "Visuelle und Medienethnologie" hat sich der Erforschung solcher soziokulturellen Transformationen verschrieben. Er bedient sich unter Einbezug neuer Medien der bewährten Methode der teilnehmenden Beobachtung, Interviews und intensiver Materialsammlung und -erhebung. Die "Visuelle und Medienethnologie des Transkulturellen" versucht, besonders Bilder und Medien als wesentliche Elemente einer "dichten Beschreibung" kulturübergreifender, transnationaler und dennoch konkreter lokaler Prozesse und Praktiken zu nutzen.

Üblicherweise erfasst die Ethnologie ja die Kulturen örtlicher, meist außereuropäischer Gesellschaften. Der Ethnologe lebt dabei im Dorf mit den Menschen und versucht, das Verwandtschafts- und Wirtschaftssystem oder die religiöse und rituelle Praxis zu verstehen. Die transkulturelle Medienethnologie geht aber davon aus, dass Bilder oder Filme auch die entferntesten Gesellschaften beeinflussen und neue Ausdrucksformen ermöglichen.

Die Medienethnologie betrachtet nicht nur die über Medien verbreiteten Produkte, sondern vor allem auch die Akteure solcher Produkte und deren Weltvorstellungen, Hoffnungen und Ängste. Dadurch ist die Medienethnologie keineswegs einer konkreten Lokalität enthoben. Vielmehr zeigt sie, wie vor Ort Medien genutzt und globalisierte Bilder und Konzepte kulturell angeeignet werden, um über den Ort hinaus zu wirken. So rücken Konzepte wie Ver-Räumlichung (etwa in der Urbanisierung) und Ent-Räumlichung (etwa in der Migration) in den Mittelpunkt.


Neue Wege ethnologischer Forschung

Ein Beispiel für derartige medieninduzierte transkulturelle Prozesse ist das Konzept der romantischen Liebe. Hier zeigt sich, wie ein scheinbar "natürliches" und universelles Konzept zwar global durch die Medien zirkuliert wird, aber dennoch in den Kulturen in verschiedenen Formen Fuß fasst. So trifft man im indischen Kontext auf bemerkenswerte lokalspezifische und sogar konfliktgeladene Formen der Akzeptanz romantischer oder leidenschaftlicher Liebe. Diese verdeutlichen, wie sehr ein vermeintlich universelles Gefühl in den kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Wandel der heutigen, insbesondere urbanen indischen Gesellschaft eingebunden ist.

Wie kann man ein solches intimes Gefühl untersuchen? Im Mittelpunkt dieses Forschungsprojekts stehen die Produktion, Zirkulation und Rezeption von Bildern und der materiellen Kultur der romantischen Liebe. Bildmaterial wie etwa die Grußkarte zum Valentinstag oder weitere Medien wie Kinofilme, Liebeslieder, Dichtung und Lyrik, die in Indien eine exponierte Rolle spielen, wird systematisch zusammengetragen. Solches "graues" Material findet oft keinen Eingang in Bibliotheken und Archive, ist aber für das Verständnis von Populärkulturen und Alltagswelten unverzichtbar.

Dieses Forschungsmaterial wird in die Datenbankstruktur des Clusters, die "Heidelberg Research Architecture", eingespeist und dort durch neue Methoden des Annotierens und Vernetzens mit internationalen Datenbanken verglichen. Zusätzlich führen wir Interviews mit Ladenbesitzern und Designern von Grußkarten, Studierenden und Schülern, untersuchen Austauschformen in Internetforen wie "Facebook" und "Youtube" und erheben quantitative und qualitative Daten zum Wandel des privat-öffentlichen urbanen Raumes und dem Entstehen einer Jugend- und Konsumkultur.

Freilich ist die romantische Liebe in Indien nicht ganz neu, denn die Romanze steht seit gut einem Jahrhundert im Zentrum der indischen Kinokultur. Außerdem spielt die Liebe eine wichtige Rolle in Mythen und Gedichten, Liedern und Theaterstücken. Sie übernimmt dabei devotionale Formen der hinduistischen Gottesliebe, der "bhakti", die zum Teil von islamischen Traditionen beeinflusst ist. Mit der Wirtschaftsliberalisierung der neunziger Jahre entstanden in Städten aber neue Orte des Konsums und der Freizeit in Indien, beispielsweise Cafés und Kneipen, Einkaufsmeilen, Parks und Kinos, an denen verliebte Paare auf neue Weise ihre "Inseln der Privatheit" errichten können. Mit dem Internet haben sich weitere Möglichkeiten des "Kennenlernens" oder des sogenannten Datings (Verabredens von zwei Verliebten), des Redens über Liebe und Freundschaft, Familie und Heirat, Karriere und Bildung, aber auch neue Themen wie Trennung und Scheidung, etabliert.

In eben diesen Medien und Orten drückt sich eine aus Europa oder den USA nach Indien wandernde Vorstellung von romantischer Liebe aus. Um ein differenziertes Bild ihrer Aneignung in neue Kontexte, der Glokalisierung, wie es Roland Robertson genannt hat, zu erhalten, sind Forschungsaufenthalte nötig, durch die der Ethnologe kulturelle und gesellschaftliche Widersprüche, Konflikte, Aushandlungsprozesse erkennen und bewerten lernt. Denn hinter einer scheinbar globalen, universalen Fassade romantischer Liebe stecken vielfältige, bisweilen paradoxe Interpretationen und Aspirationen.

Die Mehrheit von Heranwachsenden auch in indischen Städten zieht weiterhin die arrangierte Heirat vor und versteht sie gerade in Zeiten des Wandels als Stütze. Die Kunst, "Liebe in Indien" zu verstehen, liegt also in einer Kenntnis unterschiedlicher Befindlichkeiten, Selbstbilder und Lebensentwürfe der Menschen - in ihren Geschichten und in ihrer Geschichte.


Der Valentinstag in Indien

Einen Fokus bei der Untersuchung der "Glokalisierung" der romantischen Liebe bildet der Valentinstag. Sein Ursprung wird im 3. Jahrhundert nach Christus gesehen, in der Figur eines Märtyrers und Bischofs, Valentin von Terni, der Verliebte traute und für seinen Glauben mit dem Leben zahlen musste. Erst im 14. Jahrhundert wurde Valentin in England und Frankreich zunehmend mit Romanze verbunden und der Valentinstag am 14. Februar etabliert.

Das 18. Jahrhundert führte weitzirkulierende Karten mit Sprüchen und Bildern ein, die dann im 19. Jahrhundert vor allem in England massenproduziert zum Konsumgut wurden. Gerade Bilder von Liebespaaren auf Karten, Fotos oder im Film öffnen dem Konzept Türen und Herzen der Menschen, sprechen sie "direkt" an.

Andererseits provoziert genau diese Zurschaustellung Widerspruch und teilweise ereignisreiche Konflikte. Denn bei der Liebe geht es nicht nur um Gefühle zwischen zwei Menschen, sondern auch um das Aushandeln von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Grenzen. Da diese Grenzen Geschlechterrollen, Kastenzugehörigkeit oder Religionsfreiheit betreffen, mischen sich oft konservative Kräfte und eine aufgeschreckte Öffentlichkeit ein. Der Valentinstag wühlt nicht nur die Verliebten, sondern auch die sich drastisch wandelnde indische Gesellschaft auf.

Zunächst bekunden und feiern am Valentinstag junge, oft noch unverheiratete Paare ihre gegenseitige Zuneigung. Mit dieser intimen Deklaration zwischen zwei Personen werden aber Familie, Kaste oder religiöse Gemeinschaft bewusst ausgeschlossen. Liebe wird zur Privatsache, aber öffentlich bekundet - früher weitgehend undenkbar in Indien. Liebe tauchte traditionell eher verhohlen auf. Die Eltern oft gemeinsam mit religiösen Experten suchten den "richtigen" Partner aus. Das Gefühl des Verliebtseins konnte sich nach der Verheiratung einstellen, musste aber nicht. Oft kannten sich die Kandidaten bis zu ihrem Hochzeitstag nicht einmal. Romantische Liebe als Ideal spielte sich allenfalls bei den Göttern, oder in der Literatur und Liedkultur, vielleicht auch in der Aristokratie ab.

Mit der Wirtschaftsliberalisierung und einer wachsenden Konsum- und Freizeitkultur jedoch wächst auch die Bedeutung privater, intimer Gefühle, oft im Konflikt mit sozialen Befindlichkeiten und in Angst vor möglichen Sanktionen. Die Sehnsucht bei jungen Menschen nach Anerkennung dieser subjektiven Innerlichkeit und Sexualität, die nicht nur auf Reproduktion ausgerichtet ist, entspricht der Sehnsucht nach größerer individueller Flexibilität und Freiheit.

Der Valentinstag bildet dabei einen Katalysator. Ausgerechnet vom viktorianischen England, nicht gerade für gefühls- und körperbetonte Offenheit bekannt, gelangte um das Jahr 1880 der Tag der Liebe in die amerikanischen Staaten und wurde um 1900 fast überall in Westeuropa gefeiert. In asiatischen Ländern trat der Valentinstag gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts seinen Siegeszug als Träger neuer, "moderner" Gefühle und Lebensentwürfe an. Auch vor islamischen Ländern des Mittleren Ostens machte der Valentinstag keinen Halt, wurde dort jedoch weitaus konfrontativer und restriktiver behandelt, so etwa in Saudi Arabien und Kuwait, wo es Läden verboten wurde, um den 14. Februar herum rote Rosen und Karten zu verkaufen.

Trotz der Betonung von Intimität und Privatheit läuft ein Großteil der Vorbereitungen für den Valentinstag in Indien im öffentlichen Raum ab. Schon Wochen vor dem 14. Februar werden in den Geschenkläden der wohlhabenden Stadtviertel Valentinskarten, rote Rosen, Schokolade, Teddybären und andere Geschenke ausgestellt. In Zeitungen und Prospekten werden romantische Events angeboten: Candle-Light-Dinner, Kinobesuche oder Ausflüge zu romantischen Zielen. So werden Ort und Zeit als "besonders" markiert - von Liebenden, aber auch von Marktinteressen und Konsumpraktiken.


Liebe und Konsum

In Indien wurde der Valentinstag um das Jahr 1990 eingeführt - gleichzeitig mit der Einführung neuer Medientechnologien wie dem Satellitenfernsehen oder dem Mobiltelefon. Dort wurde er schnell zu einem Produkt einer wachsenden zahlungskräftigen Käuferschicht und einer urbanen Jugendkultur, die sich zunehmend selbstbewusster Nischen im öffentlichen Raum sucht, um sich außerhalb des privaten Raums zu präsentieren. Nach Jahren kapitalistischer Enthaltsamkeit während der sozialistischen Planwirtschaft seit Indiens kolonialer Unabhängigkeit 1947 wurde mit der neoliberalen Wirtschaftspolitik an einen neuen Staatsbürgertypus - die indische Mittelklasse - appelliert: Nicht mehr Sparen und Bescheidenheit, wie es noch Mohandas Gandhi oder Premierminister Jawaharlal Nehru propagierten, waren das Motto, sondern Konsum- und Lustorientiertheit.

Diese Mittelklasse umfasst jetzt rund 250 Millionen Menschen, stellt aber keinesfalls eine einheitliche Gruppe dar. Vielmehr handelt sich um Mitglieder verschiedener Einkommensstufen, Regionen, Kasten und Religionen sowie Bildungsschichten. Alle scheinen die Hoffnung einer indischen Version des "amerikanischen Traums" von bisher unvorstellbaren Karrieren und Lebensstilen zu teilen. Das Prinzip der Kastenmitgliedschaft, das traditionelle Lebensentwürfe oft bestimmt hat, scheint nun in den Hintergrund gedrückt zu werden, nicht mehr relevant.

Die Sprache von Freizeit und Konsum hat dabei einer neuen Sprache über Liebesbeziehungen die Türen geöffnet. Das zeigt sich auch bei den Valentinskarten, die deutlich zum Ausdruck bringen, worum es geht: sich umarmende, küssende, anlächelnde Paare, am Meer, auf einer Couch, in einem Café oder vor dem Eiffelturm. Rote Lippen, die dem Betrachter entgegenlächeln, seit neuestem sogar westlich gekleidete Frauen, die mit ihrem Partner ein Glas Wein trinken oder einen Vespaausflug machen, oder Konsumobjekte für Frauen als Fetische einer stark sexualisierten Liebe.

Es fällt auf, dass die Karten vor allem westlich aussehende Paare abbilden, wenn es um romantisch-erotische Gesten geht. Das mag vor allem daran liegen, dass die "öffentliche" Darstellung von Zuneigung noch keine "indigene" Sprache gefunden hat - mit Ausnahme von Hindugöttern oder Filmstars. Zudem wird romantische Liebe weitgehend noch mit Verwestlichung identifiziert, und so scheinen hellhäutige, blonde oder rothaarige Paare für bestimmte zärtlich-erotische Darstellungen besser geeignet.

Solche Valentins-Grußkarten markieren neue Erlebniswelten und Kommunikationsformen. In ihrem Jahresbericht 2007/08 verspricht die Firma Archies, größter Hersteller der Karten, den Käufern "Ideen, die Menschen helfen, Beziehungen zu pflegen und zu verbessern. Wir kennen den perfekten Weg, Ihrer Beziehung einen guten Beginn zu geben. (...) Wenn Worte versagen, die richtigen Gefühle auszudrücken, wenden sich Menschen an Archies. Es gibt keinen besseren Weg." Noch trendorientierter ist es, die Valentinskarte über E-Mail oder SMS zu verschicken. So erhalten Rituale der Liebe in den neuen Massenmedien neue standardisierte Ausdrucksformen, die aber den authentischen Gefühlen nicht abträglich zu sein scheinen.

Kritische Stimmen aus verschiedensten Lagern argumentieren allerdings, dass beim Valentinstag Liebe zum Konsumgut werde. Die Grußkarten sind so zur Zielscheibe konservativer Gruppen geworden, welche diese Karten etwa öffentlich verbrennen. Die öffentliche und medial verstärkte Aufregung führte seit dem Jahr 2000 immer wieder sogar zu gewalttätigen Attacken auf Liebespaare, die sich in der Öffentlichkeit zeigen. Bilder und Medien spielen in diesem Fall eine zentrale Rolle. Junge Liebespaare werden in öffentlichen Parks nicht nur angegriffen, sondern auch gefilmt - meist wird damit gedroht, die Fotos und Filme im Internet, etwa bei YouTube, als "obszöne Handlungen" einem breiten Publikum vorzusetzen, das über ihre "Verwerflichkeit" richten soll.

Die Angst vieler Paare, in den Medien von den Nachbarn oder Eltern "entdeckt" und erniedrigt zu werden, ist groß. Denn mit dem Verstoß gegen bisher geltende soziale Normen und Moral wird oft die Ehre der ganzen Familie identifiziert. So zeigt sich, dass die romantische Liebe durch die neuen Medien zwar weltweit verbreitet, keineswegs aber überall als akzeptierte Form des Ausdrucks eines Gefühles akzeptiert wird. Die neuen Medien spiegeln und transportieren Träume, aber oft genug erwachen die Träumenden in einer Welt, die solche Träume nicht zulässt.


Prof. Dr. Christiane Brosius ist seit dem Jahr 2009 Inhaberin des Lehrstuhls für Visuelle und Medienethnologie im Exzellenzcluster "Asia and Europe in a Global Context" der Universität Heidelberg. Ihre Forschungsfelder umfassen Urbanisierung und mediale Jugendkultur, Propaganda des Hindunationalismus in Indien sowie transnationale Migration. Sie ist Mitbegründerin der Online-Datenbank "Haus der Bilder", einer Initiative zur visuellen Populärkultur Südasiens. (www.tasveerghar.net).

Kontakt: brosius@asia-europe.uni-heidelberg.de


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Quelle:
Ruperto Carola 3/2010, Seite 30-36
Forschungsmagazin der Universität Heidelberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2011