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BERICHT/118: Studierende der Uni Jena entdecken Albanien (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 02.04.2008

Mit einem Müllsammler durch die Nacht

Studierende der Universität Jena entdecken Albanien mit Fotoapparat und Kamera


Jena (02.04.08) Zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen gehören Frankreich, Italien und Spanien. Doch es gibt auch andere interessante Orte, deren Besuch allerdings eher ungewöhnlich ist. Ein solches besonderes Ziel entdecken gerade zehn Studenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena: Albanien. Sie nehmen an dem Projekt "Schauen über den Tellerrand" der albanischen Jugendorganisation "Iriom" und des Jenaer Zentrums für Kultur- und Kontaktmanagement Ost-und Südosteuropa (ZEKUK) sowie des Bereichs Südosteuropastudien der Universität Jena teil und erkunden derzeit für zehn Tage den Alltag in dem eher unbekannten Land am Mittelmeer. Mit Fotoapparat und Kamera gehen die Jenaer Studenten unter Anleitung deutscher und albanischer Journalisten der Rolle der Frauen im muslimisch geprägten Albanien nach oder begleiten Müllsammler auf ihrem nächtlichen Streifzug.

"Ich dachte, Albanien ist ein sehr traditionelles Land. Aber es wirkt sehr westlich und modern", sieht die 21-jährige Marina Martinez ihre Vorurteile entkräftet. Henry Ludwig, Albanisch-Dozent am Institut für Slawistik, ist zum fünften Mal in Albaniens Hauptstadt Tirana und immer wieder erstaunt über die rasante Entwicklung: "Zahllose Hochhäuser sind aus dem Boden geschossen, Straßen und Hotels wurden gebaut. Die ehemals graue Stadt hat eine bunte Fassade bekommen." Die Millionen-Stadt liegt am Fuße des 1.200 Meter hohen Berges Dajti, auf dem Anfang April immer noch Schnee liegt. Von hier ist die Küste der Adria mit Sandstränden und Pinienwäldern nicht mal eine Stunde Autofahrt entfernt.

In Albanien leben Moslems, orthodoxe Christen und Katholiken friedlich zusammen. Jede Art Religion hatten die Kommunisten 1967 verboten, Albanien wurde zum ersten atheistischen Staat der Welt erklärt. Seit dem Zusammenbruch des Regimes 1990 stehen Moscheen und Kirchen wieder offen. Und heute bekennt sich die Mehrheit der Albaner zum Islam, etwa 40 Prozent bezeichnen sich als orthodoxe oder katholische Christen.

Das Erbe des Diktators Enver Hoxha ist nicht nur an der heroisierenden Architektur in der Hauptstadt zu erkennen. Überall im Land stehen Bunker, die wie graue Maulwurfshügel in die Landschaft gestreut sind. "Hoxha hat bis zu seinem Tod 1985 über eine halbe Million Bunker bauen lassen, in ständiger Angst vor einem Angriff aus dem Westen", erklärt Pandeli Pani, Redakteur der albanischen Redaktion der Deutschen Welle und Dozent im Südosteuropa-Studiengang der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er hat das Projekt mit Hilfe der "Robert Bosch Stiftung" initiiert, um deutsche und albanische Jugendliche zusammenbringen. "Albanien ist immer noch ein weißer Fleck auf der Karte Europas und mit unwahrscheinlich vielen Vorurteilen behaftet. Der beste Weg diese abzubauen, sind Begegnungen zwischen jungen Leuten", ist der gebürtige Albaner überzeugt.

So filmen und fotografieren die Jenaer Studenten den albanischen Alltag noch bis 4. April aus ihrem Blickwinkel. Die meisten betreten damit Neuland: "Ich habe keinerlei Erfahrungen mit Kamera und Schnitt-Technik. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass ich meine Idee erfolgreich umsetze", erklärt Monique Märtens. Die Jenaer S üdosteuropa-Studentin hat mit zwei Kommilitonen eine Dokumentation über die Hafenstadt Durrës produziert, ein Bericht über die denkmalgeschützte Kirchenstadt Berat soll folgen. Im Herbst werden zehn junge Albaner nach Jena kommen. Die Germanistik-Studenten der Universität Tirana gehen dann in der Saalestadt auf Spurensuche.

Weitere Informationen unter:
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution23


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sascha Lummitsch, 02.04.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2008