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VORWÄRTS/826: Marsch der Sans-Papiers - Den Institutionen in Strassburg Solidarität beibringen


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr.21/22 vom 25. Mai 2012

Den Institutionen in Strassburg Solidarität beibringen



Redaktion. Die Internationale Koalition der Sans-Papiers und der Migrantinnen (IKSM) ruft dazu auf, am Europäischen Marsch der Sans-Papiers und der Migrantinnen teilzunehmen. Dieser führt vom 2. Juni bis zum 2. Juli 2012 von Brüssel über Schengen nach Strassburg.


Der Marsch soll Sans-Papiers und MigrantInnen der EU und des Schengen-Raums zusammenbringen und vor das Europäische Parlament in Strassburg führen. Wir fordern die globale Regularisierung aller Sans-Papiers, Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit für alle, Bürgerrechte am Aufenthaltsort, Schutz und Respekt für Asylsuchende, für Sinti und Romas etc. Wir bewegen uns alle nach Strassburg, der Hauptstadt vieler europäischer Institutionen, um die Abgeordneten des Europäischen Parlaments und der Parlamentarischen Versammlung des Europarates zu ermahnen, die Europäische Konvention der Menschenrechte im Migrations- und Asylbereich umzusetzen.


Gesetzlicher Rahmen wird brutaler und fremdenfeindlicher

Der Marsch richtet sich einerseits gegen die repressiven Gesetze und ihren Vollzug: Seit der Einführung des Schengen-Abkommens und der Einsetzung von Frontex spitzen sich die Verhältnisse in allen europäischen Staaten drastisch zu. Der gesetzliche Rahmen gestaltet sich immer brutaler, ist fremdenfeindlich und willkürlich.

Dieser Marsch stellt andererseits eine Gelegenheit dar, Forderungen und Vorschläge voranzutreiben und öffentlich zu machen, die sich an den schwierigen Bedingungen der Sans-Papiers orientieren und im Zuge der Erfahrungen eines langen Widerstands entstanden sind. Wie in Frankreich, wo im August 1996 Sans-Papiers die Pariser Kirche von St. Bernard besetzten und später geräumt wurden. Oder in Italien, wo Sans-Papiers in Rom am 7. Oktober 1989 in Gedenken an den in der Provinz Caserta ermordeten südafrikanischen Flüchtling Jerry Essan Masslo einen grossen Marsch organisierten. Oder wie in zahlreichen anderen europäischen Ländern, wo Sans-Papiers immer wieder soziale Kämpfe führen, um anerkannt zu werden.


Solidarisches, internationalistisches Projekt

Der Marsch revoltiert gegen die Ungerechtigkeiten, die Diskriminierungen und die Ungleichheiten, von denen die ausländische Bevölkerung und prekäre Schichten von EuropäerInnen zunehmend betroffen sind. Der Marsch versteht sich als Zeichen der Solidarität mit der gesamten Bevölkerung, die eine Gesellschaft zurückweist, die jenen, die schon viel haben, immer noch mehr und jenen, denen es mangelt, immer weniger zuspricht. Schliesslich ist der Marsch ein grenzen-sprengendes, ein internationalistisches Projekt. Wir wollen aufzeigen, dass das Europa des Schengener Abkommens weit weg ist von einer emanzipatorischen Mission für seine Bevölkerung - der Marsch, der in Brüssel beginnt und in Strassburg endet, führt deshalb über das Luxemburgische Schengen.


Weitere Informationen:
http://europaischer-marsch-der-sans-papiers.blogspot.fr/

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 21/22/2012 - 68. Jahrgang - 25. Mai 2012, S. 3
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2012