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ROTER BRANDENBURGER/046: Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei - Landesvorstand Brandenburg 3/15


Roter Brandenburger - März 2015
Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei - Landesvorstand Brandenburg


Aus dem Inhalt

- Internationaler Frauentag
- Ein Gespenst geht um ...
- 60 Jahre Unterschied und doch so viel gemeinsam
- Von Hitler lernen heißt lügen lernen ...


Reih Dich ein!

Ich müsste Essen kochen. Im Fernsehen läuft ein Dokumentarfilm zum 2. Weltkrieg. Ich kann nur dort hingucken, aufsaugen, mich angesichts der historischen Tatsachen stärken. Nebenbei schreibe ich diese Zeilen. Nebenbei habe ich früher agitatorisch gearbeitet. In der friedlichen DDR wurde Lenins Wort belebt, dass mit Analphabeten keine Revolution zu machen sei. Arbeit als Menschenrecht war Gesetz. Die Wut über die aktive Konterrevolution katapultierte mich in den aktiven Kampf. Nach dem PDS-Austritt lebte ich wie nebenbei jenem Moment zu, den ich JETZT wahrnehme: Sie kriechen wieder aus ihren Löchern. Die Gefahr richtet mich auf, lässt mich sicher aktiv sein gegen Faschismus und Krieg. Nun wieder organisiert als Kommunist, wissend, nebenbei sind Frieden und Menschenwürde nicht zu erringen.

Kornelia Wegner

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8. März Internationaler Kampftag aller Frauen

Am Beginn des internationalen Frauentages standen schon 1909 die Näherinnen in New York, die zu Zehntausenden auf die Straße gingen und gegen unzumutbare und ausbeuterische Arbeits- und Lebensbedingungen streikten. Als die Textilarbeiterinnen im März 1917 in St. Petersburg in den Streik traten mündete dies nur wenige Tage später in der Februarrevolution.

Die Geschichte des Frauentages ist auch eine Geschichte der Frauen, die täglich an den Maschinen, Walzen und Farbtöpfen der Textilindustrie stehen. Aber wie sehen die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiterinnen heute aus?

Allein in Bangladesch arbeiten heute über 3,5 Millionen Menschen in der Textilindustrie. 80% davon sind Frauen und Mädchen. Über 3000 von ihnen sind in den letzten Jahren an den Folgen der heutigen Arbeitsbedingungen gestorben. Die Anzahl der Verletzten, durch einstürzende oder brennende Fabriken und sexualisierte Gewalt, ist nicht zu beziffern. Täglich fallen in den Fabriken Arbeiterinnen in Ohnmacht, ausgelöst durch hochgiftige Chemikalien und ohne jeglichen Arbeitsschutz. Untergebracht sind die Arbeiterinnen oft in riesigen Lagerhallen. Getrennt voneinander nur durch Vorhänge oder marode Holzwände. Hygienische Mindestanforderungen sucht man vergebens. Die Arbeitszeiten in den Fabriken liegen im Schnitt bei 12 Stunden, aber auch 16 Stunden Schichten sind keine Seltenheit. Dies ist die traurige und unmenschliche Realität der Textilarbeiterinnen heute. Gleichzeitig hat sich der Wert der Bekleidungsimporte aus Bangladesch seit 2008 mehr als verdoppelt. Als Begründung wird immer wieder behauptet, dass die Menschen nicht bereit sind, mehr für ihre Kleidung zu zahlen. In Zeiten von Prekarisierung und einem stetig wachsendem Niedriglohnsektor ist dies nur logisch. Dass aber ebenfalls auch teure Kleidung in den gleichen Fabriken, von den gleichen Frauen und Mädchen und unter denselben Bedingungen produziert wird, führt dieses Argument völlig ad absurdum. Die wahren Ursachen liegen in einem ausbeuterischen Wirtschaftssystem. Dass die Arbeiterinnen auf extreme Art ausgebeutet werden, um allein die Profite von Bekleidungsunternehmen zu sichern, wird bewusst verschwiegen. 40 Euro Monatslohn reichen auch in Bangladesch nicht für ein würdiges Leben.

"Die Emanzipation der Frau wie die des ganzen Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein." (Clara Zetkin)

Unsere Solidarität an diesem internationalen Frauentag gilt deshalb besonders den Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern in Bangladesch und anderswo. Gemeinsam mit den Arbeiterinnen und Arbeitern, mit Intellektuellen und Künstlern, Medizinern und Journalisten und nicht zuletzt mit der Unterstützung internationaler Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter kämpfen sie für faire Löhne und sichere Arbeit. Von Verfolgung und (sexualisierter) Gewalt bedroht stehen sie mit dem Rücken zur Wand und nehmen doch ihr Schicksal selbst in die Hand.

"Die Leute haben mit uns gelacht und mit uns geweint: Sie haben geweint über das, was man uns angetan hat und sie haben mit uns gelacht über das, was wir zu tun in der Lage waren." (hungerstreikende Textilarbeiterin 2014 in Bangladesch)

Stefanie König

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Brandenburger Nachrichten in rot

Armut bleibt auf hohem Niveau

In Brandenburg geht es voran, könnte man meinen, nimmt man die Lausitzer Rundschau zur Hand. Sie kommentiert den kürzlich veröffentlichten Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und meint ernsthaft, in Brandenburg würde die Armut abnehmen. Tatsächlich gab es 2013 weniger Arme als 2012, aber doch deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Galten 2013 etwa 17,7 Prozent der Brandenburger als arm, waren es 2012 noch 18,1 Prozent. Vor fünf Jahren (2010) waren es dagegen "nur" 16,1 Prozent.

Erwerbslose, Alleinerziehende, Kinder und Rentner sind besonders von der Armut betroffen. Im bundesdeutschen Durchschnitt lebt fast jeder zweite Alleinerziehende in Armut, und rund 60 Prozent der Erwerbslosen gelten ebenso als arm. Das bedeutet, dass Alleinstehende weniger als 892 Euro im Monat zur Verfügung haben und eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren weniger als 1873 Euro.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband nennt auch die Ursachen: Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Der Landesregierung sind diese Probleme sehr wohl bekannt, doch sie packt sie nicht an. Während sie sich auf wenige Leuchttürme konzentriert, stemmt sie sich nicht gegen Pläne von Konzernen wie der Deutschen Bahn, im Land massenweise Arbeitsplätze zu vernichten. Stattdessen machen sich der Callcenter und Wachschutzfirmen breit, die den Menschen kaum Löhne oberhalb der Armutsgrenze zahlen.


Massentierhaltung ist auch bei uns ein Problem

Brauchen wir die Massentierhaltung in Brandenburg wirklich? Die Landesregierung scheint mit ihr kein Problem zu haben. Immerhin genehmigt sie den Betrieb von Anlagen, in denen über 60.000 Schweine, dicht an dicht stehen, sich kaum bewegen können und kaum Licht und Wasser bekommen. Die Tierschutzorganisation Ariwa hat Ende letzten Jahres erschütternde Bilder in Brandenburger Schweinemastanlagen gemacht.

Doch die Besitzer wissen nach eigenen Angaben die Landesregierung hinter sich. Der Naturschutzbund (Nabu) macht dagegen darauf aufmerksam, dass es im Landesumweltamt zu wenig Personal gebe, die die Betriebe ordentlich überwachen könnten. Und Wissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus weisen auf Machtspielchen und "Verquickungen" hin.

Problematisch ist die Massentierhaltung nicht nur, weil durch sie enorm viel Stickstoff in den Boden geleitet wird, der das Grundwasser verseucht, oder als Ammoniak in der Luft die Umgebung verpestet. Schlimmer noch ist der starke Einsatz von Antibiotika: Viele Menschen, vor allem Tierärzte, Fleischer oder andere, die mit Tieren zu tun haben, erkranken durch resistente Keime, gegen die auch die Krankenhäuser nicht gewappnet sind.

Aus Gründen des Tier-, Umwelt-, Verbraucher- und Gesundheitsschutzes brauchen wir in Brandenburg eine Gesetzgebung, die sich klar gegen Massentierhaltung ausspricht. Die Landesregierung könnte, wenn sie nur wollte.


Bürgermeister für Volksverblödung

Schmuddelfernsehen feiert auch in Brandenburg Erfolge. In einer Scheune nahe Königs-Wusterhausen wird die SAT1-Sendung "Newtopia" gedreht, die - ähnlich wie "Big Brother" - den Insassen keine Privatsphäre, keine Heizung und noch nicht einmal Toiletten bietet.

Dass sich wohl 2,5 Millionen Menschen in Deutschland eine solch schwachsinnige Sendung anschauen, sagt schon viel über das Fernsehpublikum. Aber der SPD-Bürgermeister von Königs-Wusterhausen will auch einigen Nutzen für seine Stadt herausschlagen. Er hofft auf "Kaffeefahrten-Tourismus nach Newtopia", schreibt der tagesspiegel. Wie tief kann ein Kommunalpolitiker moralisch wohl noch sinken, wenn er schon Kapital aus Volksverblödung schlagen will?

Bernd Müller

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Ein Gespenst geht um...

Glaubt wenigstens Schröder. Schröder, wer ist das, fragte die Redakteurin des "Roten Brandenburgers", muß man den kennen? Nein, muß man eigentlich nicht. Da er aber Leiter des "Forschungsverbundes SED-Staat" an der Freien Universität Berlin ist, lohnen die Elaborate aus der Feder dieser Herrschaften eine Betrachtung, weil sie symptomatisch für diesen Staat sind. Denn einer wie Klaus Schröder wird gut bezahlt für das, was er da von sich gibt.

"Nicht nur Rechtsextreme und Islamisten bekämpfen die offene Gesellschaft, auch Linksextreme wollen sie abschaffen." heißt es in seiner neuesten empirischen Studie "Gegen Staat und Kapital - für die Revolution!". Ausgewertet wurde eine Umfrage von Infratest dimap unter 1400 Teilnehmern.

Man fand heraus, daß "ein Sechstel der Gesamtbevölkerung (Westdeutschland: 14 Prozent; Ostdeutschland: 28 Prozent) eine linksradikale/linksextreme Grundhaltung hat. Dabei weisen vier Prozent ein nahezu geschlossenes linksextremes Welt- und Gesellschaftsbild auf, 13 Prozent stimmen überwiegend den jeweiligen Facetten eines linksextremen Einstellungsmusters zu".

Schon früher war der Herr Professor dem Gespenst auf der Spur, auch wenn es aus Stein ist, muß er seinen Senf dazu geben, wie z.B. über einer der letzten Lenin-Statuen in Schwerin: "Lenin war ein Massenmörder. Es gibt null Gründe für eine Statue." Was also tun mit dem Monument, Herr Schroeder? "Mit dem Presslufthammer ran."

Nun wissen wir ja Bescheid.

Laut Studie von 2015 denkt jeder Dritte, der Kapitalismus führe zwangsläufig zu Armut und Hunger; 37 Prozent assoziierten ihn mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Und etwa 30 Prozent gaben an, sie könnten sich echte Demokratie nur ohne Kapitalismus vorstellen. Für eine Revolution plädieren immerhin 20 Prozent. Knapp 60 Prozent der Ostdeutschen und 37 Prozent der Westdeutschen halten den Sozialismus/Kommunismus prinzipiell für eine gute Idee. Im Rahmen eines Interviews mit der "Zeit" kommt dann folgende gedankliche Inhaltslosigkeit zum Vorschein:

Auf die Frage nach der "Wahrnehmung tief verwurzelter Ausländerfeindlichkeit oder eines zu großen Einflusses der Wirtschaft" an. Solche Sorgen seien doch nicht gleich linksextremistisch? Antwortet Schroeder: "Nein. Aber wenn sie gleichzeitig sagen, der Kapitalismus führe automatisch zum Faschismus, sie die Demokratie ablehnen und die ganze Bandbreite an entsprechenden Antworten aufweisen, lässt sich eine Einstellung erkennen. ... Tief verwurzelte Ausländerfeindlichkeit zum Beispiel beobachten fast 50 Prozent unserer Befragten. Ein harter Linksextremist geht aber weiter und sagt: Die deutsche Ausländerpolitik ist rassistisch. Dieser Ansicht sind aber nur neun Prozent."

Und folgerichtig aus der Studie: "Von Linksextremisten verübte Gewalttaten« in den vergangenen Jahren hätten stark zugenommen - dabei, "insbesondere die Konfrontationsgewalt gegen tatsächliche oder vermeintliche Rechtsextremisten".

Aha, wenn wir also demnächst in Frankfurt, Fürstenwalde oder Cottbus gegen Nazis (oops, war das Wort jetzt schon linksextrem?) auf die Straße gehen, dann wissen wir ja, warum die Polizei uns jagt: Weil wir den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Faschismus seit Dimitrow sehr gut kennen. Noch Fragen?

Maren Cronsnest

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Argumente zur historischen Bedeutung der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 1945

Geschichtskommission beim Parteivorstand der DKP

Siebzig Jahre sind vergangen seit der verheerendste und blutigste Krieg in der Geschichte der Menschheit beendet wurde. Der Faschismus, die reaktionärsten Kräfte der Monopolbourgeoisie, die den zweiten Weltkrieg entfesselt haben, erlitten eine vernichtende Niederlage.

Allein in einer Generation des vorigen Jahrhunderts hat der Imperialismus zwei Weltkriege entfesselt. Mit ihnen waren unermessliche Leiden der Völker und riesige Verwüstungen verbunden. Allein der zweite Weltkrieg brachte den Tod für mehr als 50 Millionen Menschen.

In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts war der Sozialismus die Hauptkraft, die für die Erhaltung von Frieden und Sicherheit der Völker bestimmend war. Mit der Niederlage des Sozialismus in der UdSSR und in den ost- und südosteuropäischen Staaten Ende des Jahrhunderts wurde nicht nur der Kapitalismus restauriert - Kriege sind auch nach Europa als Mittel der imperialistischen Politik zurückgekehrt!

Es ist notwendig den gesellschaftlichen, ökonomischen, politischen und geschichtlichen Hintergrund zu enthüllen, der zu den Kriegen führt, besonders zum zweiten Weltkrieg geführt hat. Es ist notwendig - besonders angesichts der gegenwärtigen Situation - Klarheit darüber herbeizuführen, welche Klassenkräfte den Aggressor gezüchtet und seine todbringende Aktivität entfesselt bzw. gefördert oder geduldet haben.

Kriege - Werk des Imperialismus

Wie schon der erste so war auch der zweite Weltkrieg ein Werk des Imperialismus, ein Ergebnis der tiefen Krise des kapitalistischen Weltsystems, das nicht imstande war, seine Widersprüche auf friedlichem Wege zu lösen. (...)

Kampf zwischen den imperialistischen Gruppierungen

Im September 1939 trafen zwei imperialistische Gruppierungen aufeinander. Die herrschenden Kreise aller ihnen angeschlossenen Länder verfolgten ihre jeweils eigenen Eroberungsziele. (...)

weiter auf dkpbrandenburg.de

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60 Jahre Unterschied und doch so viel gemeinsam

Warum der Kampf für die Befreiung der Frau keine Frage des Geburtsjahre ist

ln der BRD kämpfen tagtäglich Kommunistinnen jeden Alters und mit ganz unterschiedlichen Biografien, Erfahrungen und Vergangenheiten gegen die herrschenden, kapitalistischen Verhältnisse, für eine sozialistische Zukunft und nicht zuletzt auch für eine Verbesserung ihrer Lage als Frau. Exemplarisch für ganz viele andere haben wir mit zweien von ihnen gesprochen.


POSITION: Eva, du bist Jahrgang 1926. Was genau heißt das? Wie war das damals?

Eva: Ich bin 88 Jahre alt, aufgewachsen in Nürnberg, in einem kommunistisch organisierten Elternhaus. Mein Vater stammt aus einer liberalen, jüdischen Familie. Sein Elternhaus wurde bei der Reichspogromnacht 1938 zerstört, meine Großeltern später deportiert und in einem KZ in Polen ermordet. Mein Vater ist 1933 in die Emigration gegangen. Meine Mutter wurde von den Nazis inhaftiert. Unsere Kindheit während der Nazizeit haben mein Bruder und ich größtenteils bei unseren Großeltern verbracht. Die haben versucht, alles irgendwie von uns fern zu halten. Trotzdem habe ich mich immer am Rande gefühlt, es war mir bewusst, dass ich für viele ein Mensch 2. Klasse bin. 1945, als dann der Einmarsch der Amis kam, war das für uns natürlich eine riesige Freude und Befreiung. Meine Mutter hat wieder Kontakt zu alten und neuen Genossen aufgenommen und mit der politischen Arbeit begonnen.

POSITION: Und wie war dein persönlicher, politischer Werdegang?

Eva: Mein Bruder und ich haben uns zunächst bei den Falken organisiert. 1948/49, als es unter Adenauer die ersten Bestrebungen zur Wiederbewaffnung gab, und für eine Gründung der Bundeswehr, wollten wir das nicht mittragen und haben uns in der FDJ organisiert. Die wurde 1954 per Verwaltungsbeschluss verboten. 1956 folgte das Verbot der KPD und 1957 haben sie die Frauenorganisation DFD verboten. Später, in der DKP, also mit Unterstützung der Partei, habe ich dann in den siebziger, achtziger Jahren viel Frauenpolitik gemacht.

POSITION: Diana 28 Jahre alt, hast zwei Ausbildungen absolviert, kommst aus Aue im Erzgebirge und arbeitest aktuell, nach einem Zwischenstopp in Nürnberg, als Physiotherapeutin im Ruhrgebiet. Wie kam es dazu?

Diana: Meine erste Ausbildung habe ich mit 16 gemacht: eine zweijährige, schulische Qualifikation zur staatlich anerkannten Wirtschaftsassistentin mit Fachbereich lnformationsverarbeitung. Klingt nett, ist aber eine klassische, unbezahlte, überwiegend weiblich besetzte Schmalspurausbildung. Wenn wir in der Klasse jemanden vom Arbeitsamt gefragt haben, was wir mal mit unserem Abschluss anfangen können, bekamen wir als Antwort: "eigentlich gar nichts". Man hat damit wirklich nichts gefunden, sondern wurde direkt arbeitslos. Und wenn es keine Perspektive gibt, dann ist der Schritt auch nicht mehr so groß wegzugehen. Nur die Familie zurückzulassen ist natürlich nicht ganz so leicht. Das war für mich immer der Ort zum Diskutieren, um sich über viele Dinge klar zu werden, sich auszutauschen und zu politisieren.

POSITION: Du hast also den Osten verlassen, um in den "goldenen Westen" zu gehen?

Diana: Zunächst einmal muss ich sagen, dass es dieses Bild vom Westen bei mir zu Hause nie gab. Bestimmt kam ich auch in einer andren BRD an, als sie gern verkauft wurde, weil sich ja auch dort vieles zum Schlechteren entwickelt hat, nachdem es die DDR nicht mehr gab. Das erste, womit ich dann im Westen konfrontiert wurde, war die Bürokratie und oftmals auch Unfreundlichkeit auf dem Arbeitsamt. Und damit, dass es auch in Nürnberg gar nicht so leicht war, einen vernünftigen Job oder eine Ausbildung zu kriegen. Ich musste echt hart darum kämpfen, schließlich meine Ausbildung als Physiotherapeutin machen zu können: In einer schulischen Ausbildung, mit monatlichen Gebühren und ohne Ausbildungsvergütung.

POSITION: Eva, war es für dich jemals eine Option den anderen Weg zu gehen, also die BRD zu verlassen, um in der DDR zu leben?

Eva: Mein Bruder ist 1950 in die DDR gegangen, nach der Sache damals in Fürth. Da war eine Demonstration gegen die Wiederbewaffnung und dort kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. 23 Kommunisten wurden daraufhin verhaftet, auch mein Bruder, und das war dann für ihn der Grund in die DDR zu gehen. Aber ich war zu sehr zu Hause verwurzelt. Meine Mutter war ja alleine, sie musste jahrelang um Wiedergutmachung und um ihre Rente kämpfen, und so wollte ich dann hierbleiben.

POSITION: Hattet lhr den Eindruck, dass es als Frau schwerer war oder ist politisch aktiv zu sein?

Eva: Man muss ja sehen: Wir hatten neben der Politik immer auch die Kinder, die Familie, und meistens trotzdem auch unsere Arbeit. Deswegen ging es später der Partei ja auch viel darum, dass die Anzahl der Kindergarten- und Krippenplätze endlich gesteigert wurde. Natürlich war es auch in der DDR am Anfang schwer, da lag ja auch alles in Trümmern. Aber ich glaube, dass die Frauen dort mit ihren Rechten und Pflichten zu allem genauso beigetragen haben wie die Männer, und das hat man gemerkt, an ihrer Art, ihrem Selbstbewusstsein.

Diana: Naja, der Kapitalismus ist eben nicht fair. Und die Spaltung zwischen Männern und Frauen ist ein Mechanismus, aus dem die Kapitalisten Profit schlagen. Deshalb gibt es an vielen Punkten, wie ungleicher Bezahlung für gleiche Arbeit, bürgerliche Rollenklischees etc. mit Sicherheit zusätzliche Hürden für eine politische Betätigung für Frauen. Aber genau deswegen organisieren wir uns ja, gemeinsam mit unseren männlichen Genossen, um an diesen Zuständen etwas zu verändern.

POSITION: Hilft euch eure politische Überzeugung im Alltag?

Diana: Auf jeden Fall! Ich finde es toll auf der Grundlage meiner Positionen Diskussionen, z.B. auf Arbeit, anzustoßen. Es gibt so viele Punkte und Möglichkeiten, wo man mit den Leuten über schlechte Zustände oder Dinge, die einen stören, ins Gespräch kommen kann und das finde ich super.

Eva: Meine Weltanschauung hat mir sehr viel gegeben. Es war nicht immer leicht. Wir haben den Krieg miterlebt und anschließend den Wiederaufbau. Wir haben gesehen, dass einige im Krieg ihren Reibach gemacht haben und später beim Aufbau wieder. Aber ich bereue keinen Tag, den ich mich eingesetzt und meine politische Arbeit gemacht habe.

POSITION: Was bedeutet für euch ganz persönlich der internationale Frauentag, der 8. März?

Diana: Eigentlich bedeutet er, so wie viele andere Tage des Jahres auch, gemeinsame, politische Arbeit. Mit dem inhaltlichen Schwerpunkt auf der Situation von Frauen und ihren Kämpfen um Gleichberechtigung weltweit.

Eva: Kämpferische Veranstaltungen, gute Referate.

POSITION: Eva, wenn du heute jungen, politischen Mädchen und Frauen etwas mit auf den Weg geben kannst, was ist das?

Eva: Seid kritisch, seid interessiert, stellt Dinge in Frage! Das betrifft das alltägliche Leben, ist aber so wichtig! Man muss immer hinschauen, wem etwas nützt. Und man muss solidarisch sein, v.a. auch international. Dabei dürft ihr nicht vergessen: Auch wir Alten wissen nicht immer gleich auf alles die Antwort, deswegen hoffen wir ja auf euch.

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MARXISTISCHER SPICKZETTEL

Geschichte und Aktualität der Frauenbewegung

lm Schulbuch steht rechter Unsinn? LehrerInnen trichtern euch reaktionäre Inhalte ein? Du weißt nicht, was du dagegen sagen sollst? Das hat fast jede/r schon erlebt - denn unsere Schulen haben eben auch den Auftrag, die Ideologie der Herrschenden zu verbreiten. POSITION hilft - mit dem Spickzettel zum Ausschneiden.


In der Schule heißt es, bei der Frauenbewegung geht es um einige Daten, an denen Frauen auf die Straße gingen, um für ihr Wahlrecht zu demonstrieren. Doch politisch spannender, und deshalb im Unterricht seltener behandelt sind die verschiedenen politischen Fragestellungen innerhalb der Frauenbewegung. Bei wem wurde die Frage nach Gleichberechtigung der Frau auch mit der sozialen Frage verknüpft? Bei wem nicht, und warum ist das wichtig? 1857 protestierten Näherinnen in New York und wurden dabei von der Polizei angegriffen. 1907 wurde in Amerika das erste Mai in Bezug auf diese Ereignisse demonstriert. In der sozialistischen Internationale wurde derweil erarbeitet, wie die Agitation für Frauenrechte gestärkt werden kann und die Genosslnnen schufen den Kampftag der werktätigen Frau, kurz Frauenkampftag.

Zur Erkämpfung des Frauenwahlrechts suchten die Genosslnnen das Bündnis mit der bürgerlichen Frauenbewegung. Anhand von Fragen wie Krieg und Frieden schieden sich vor, während, und nach dem 1. Weltkrieg die Geister: die proletarische Frauenbewegung blieb mehrheitlich bei den von Rosa Luxemburg und Clara Zetkin vertretenen Positionen des Antimilitarismus und des Klassenkampfes, während nicht wenige Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung auf dem Wege des Hurra-Patriotismus und der Hetze gegen andere Völker weiter marschierten.

1918 wurde in Deutschland mit dem freien und gleichen Wahlrecht eine der zentralen Forderungen der Frauenbewegung erfüllt. Der Fortbestand des Frauenkampftages stand auf der Kippe. 1917 aber hatten am 8. März in Sankt Petersburg die Wäscherinnen gestreikt und damit die (nach gregorianischem Kalender) Februarrevolution ausgelöst. Der Zar wurde gestürzt. Es gelang den RevolutionärInnen im Oktober die Macht zu erkämpfen und die Ausbeuter zu enteignen. Mit dieser gesellschaftlichen Macht im Rücken wurde 1921 auf dem kommunistischen Frauenkongress der 8. März von Clara Zetkin und Alexandra Kollontai zum Kampftag erklärt.

Warum tauchen also Luxemburg und Zetkin nicht auf, wenn im Unterricht über den Frauentag gesprochen wird? Weil sie für eine "Linie" der Frauenbewegung stehen, die nicht nach der Erkämpfung des Wahlrechts wieder an den Herd zurückkehrte, sondern weiter für die "ganze" Befreiung der Frau stritt: Für gleichen Lohn, gegen reaktionäre Rollenbilder und für die Aufhebung von Ausbeutung und Unterdrückung auch für und gemeinsam mit ihren Männern und Söhnen.

Dabei erarbeiteten sie sich, wie das Verhältnis vom Kampf der Arbeiterklasse als Ganzes und der Frauen der Arbeiterklasse war. "Kein Sozialismus ohne Befreiung der Frau - ohne Befreiung der Frau kein Sozialismus" brachte Alexandra Kollontai das auf den Punkt. Anders herum formuliert: Die ökonomische Abhängigkeit der Frau vom Mann und die damit verbundene Doppelausbeutung wird ideologisch flankiert. Beides ist mit dem Kapitalismus verwoben und kann nur gemeinsam mit ihm endgültig überwunden werden. Darin liegt die Aktualität dieses Themas, die verschwiegen werden soll.

Unsere Genossinnen stehen also nicht in den Büchern weil sie für die politische und soziale Emanzipation aller Frauen kämpften und nicht nur für die wenigen, die sie sich leisten können. Sie standen gegen den Krieg, und nicht für Frauen in den Armeen der imperialistischen Staaten. Sie waren für das Frauenwahlrecht, weil es einen Vorteil für den Klassenkampf brachte und ihnen half Frauen für ihre Rechte zu mobilisieren, sie wären mit Regierungsämtern in imperialistischen Staaten (wie dem Amt der Bundeskanzlerin) nicht einverstanden.

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Von Hitler lernen heißt lügen lernen ...

81 Jahre nach dem Brand des Reichstagsgebäudes in Berlin in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 im faschistischen Deutschland, der bereits am 28. Februar 1933 die "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat (Reichstagsbrandverordnung)" und damit vor allem die Verfolgung vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und anderen Nazi-Gegnern zur unmittelbaren Folge hatte, wurde die ostukrainischen Stadt Charkow während eines Gedenkmarschs am 22.02.2015 an die "Opfer der Maidan-Proteste" von einem Bombenanschlag erschüttert. Um 13:20 Uhr detonierte der Sprengsatz mitten unter den etwa 500 Maidananhängern. Dabei wurden drei Menschen getötet, ein Dutzend weitere verletzt. Das Innenministerium sprach von einem "Terroranschlag" und entsandte Spezialeinheiten zu einer "Anti-Terror-Operation". Die ukrainischen Sicherheitsbehörden haben nach eigenen Angaben eine Terrorgruppe gefasst, die eine ganze Reihe von Anschlägen geplant haben soll. Die Gruppe namens "Charkower Partisanen" sei in Russland ausgebildet worden, hieß es aus Kiew.

Auch der wichtigste deutschsprachige Propagandasender des ukrainischen Putsch-Regimes, die ARD, fiel in diesen Tenor ein.

Da es notwendig ist, den bundesdeutschen Propagandamedien etwas entgegenzusetzen, hier die Eilmeldung der Charkower Partisanen vom 22.02.2015: (aus "NewsFront"):

Wir, die Charkower Partisanen, die einen Partisanenkrieg auf dem Territorium Charkows sowie der Region Charkow gegen die Kiewer Junta führen, sind nicht an dem Bombenanschlag gegen den Demonstrationszug der Anhänger der ATO (Anti-Terror-Operation) beteiligt.

Wir, die Charkower Partisanen, haben weder in der Vergangenheit derartige Aktionen an Orten mit hoher Konzentration von Zivilisten - unabhängig von ihrer politischen Orientierung - geplant, genausowenig gedenken wir dies in Zukunft zu tun.

Wir sind der Meinung, daß viele Einwohner der Ukraine durch die Massenmedien der Kiewer Junta hereingelegt worden sind.

Wie bereits mehrfach von uns erklärt, werden wir daher das Leben dieser fehlinformierten Menschen keiner bedrohenden Gefahr aussetzen.

Darüberhinaus haben wir gesicherte Informationen, nach denen der Demonstrationszug der friedlichen Demonstranten am 22.02.2015 auf Befehl Avakovs (Innenminister der Ukraine) einem Anschlag zum Opfer fiel.

Das Ziel des Anschlages war es, eine Legitimationsgrundlage für die Durchführung der ATO (Anti-Terror-Operation) in der Region Charkow zu schaffen.

Werte Charkower, vor einem Jahr sind Scheusale, Sadisten und Mörder an die Macht in der Ukraine gekommen. Diese opfern das Leben von einfachen Ukrainern zur Erreichung eigener egoistischer Ziele.

Wir mit ihnen sind lediglich eine Wechselmünze in ihrem grausamen Spiel. Wir werden siegen.

In Kiew und anderen Städten der Ukraine wurde am 22. Februar der Maidan-Proteste vor einem Jahr gedacht, die zum gewaltsamen Sturz des Präsidenten Janukowitsch geführt hatten. Bundespräsident Gauck beteiligte sich an dieser verlogenen Show-Veranstaltung in Kiew. Inzwischen hat selbst BBC enthüllt, dass die Scharfschützen auf dem Maidan, die die Putschbewegung endgültig eskalieren ließen, aus den Reihen der jetzigen Machthaber stammten. Dabei hatte es über 100 Tote gegeben.

Das von unseren Medien als Verdienst Merkels gefeierte Abkommen Minsk II wird von Seiten der Ukraine immer wieder boykottiert.

Während der Feierlichkeiten zum "Tag des Verteidigers des Vaterlandes" am 23. Februar 2015 in Donezk waren neben dem Feuerwerk laute Granateinschläge zu hören. "An diesem Tag ehren wir das Gedenken der großen Söhne des Donbass, die mit der Waffe in der Hand ihr Volk verteidigt und mit Ehre ihre Pflicht gegenüber der Heimat erfüllt haben. Aber vor allem neigen wir den Kopf vor den beispiellosen Taten der Helden, der Veteranen des Großen Vaterländischen Kriegs", so das Oberhaupt des DVR Alexandr Sachartschenko anläßlich des Feiertags.

Maren Cronsnest

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Es stinkt nach Faschismus und Krieg!

In diesem Land sind Faschismus und Antifaschismus verpönte Begriffe. Hier geht es um einen "Nationalsozialismus", den es nie gab! Denn Faschismus war und ist extremer Feind von Sozialismus, bis hin zu tausendfachem Mord. So lange die Rolle des bei der Gründung und Strukturierung der Bundesrepublik zwischen nicht ehrlich und umfassend "aufgearbeitet" wird - so lange kann in Deutschland von Aufarbeitung des Faschismus nicht die Rede sein. Schließlich hing es erheblich vom faschistischen Kader Westdeutschlands ab, ob Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg ein neutraler, aber einheitlicher Staat sein würde, oder ein gespaltenes und an Militärblöcke gebundenes Land! So lange die Geschichte der Bundesrepublik nicht bei geöffneten Akten ebenso kritisch unter die Lupe genommen wird, wie die der DDR, ist die "Geschichtsaufarbeitung" einseitig, hetzerisch und belebt dazu den deutschen Faschismus. Währenddessen wird die Verordnung von Antifaschismus, wie sie die DDR für richtig hielt, hiermit der Behauptung verhindert, dergleichen ließe sich per Verordnung nicht lösen und sollte allein das DDR-Image verbessern. Die Bekämpfung von Antisemitismus hingegen gilt als Staatsdoktrin. Warum nicht von Faschismus insgesamt? Etwa weil der Nürnberger Prozess Angriffskriege als das größte Hitlerdeutschlands behandelte? Und das so den Westdeutschen nie dargestellt wurde? Oder etwa, weil ein gewisser Aggressorstaat, auch bekannt für seine Drohnen- und Folterverbrechen, ungeachtet dessen deutscher Hauptverbündeter ist? Niemand empfindet es als zynisch, wenn Ministerin von der Leyen diesen Waffenbruder öffentlich immer wieder als Hort von Freiheit und Menschenrechten verehrt.

Fällt im Volk auf, "wir werden doch verschaukelt", dann lassen unsere Demokraten einfach das Wort "Lügenpresse" zum Unwort erklären. Und wer politischen Betrug enthüllt, der ist ein "Verschwörungstheoretiker. Wer organisiert heute die "weltbewegenden" Demonstrationen gegen "Islamisten" oder "Asylanten", die uns deutschen Prachtexemplaren Arbeitslosigkeit und teure Wohnungen überhelfen, sowie unsere Bundeswehr in Auslandseinsätzen verheizen? (...) Längst ist Deutschland wieder an zahlreichen Kriegen direkt oder indirekt beteiligt. Woher soll heute ein Bundesbürger den Ackerboden des Faschismus kennen? Etwa von Guido Knopp? Der Acker wird bereitet, wenn das Militaristenpack und der Wirtschafts- und Geldadel gemeinsame Sache machen. Als der Grüne(!) Fischer Vizekanzler war, erklärte er dem Volk: Deutschland müsse sich am Krieg gegen Jugoslawien beteiligen, weil es verpflichtet sei, nie mehr einen Holocaust zuzulassen! Als die NATO unglaublich weit in den Osten vorgedrungen war und die Russen sich endlich zu wehren begannen, wurde aus den USA und aus der BRD gerufen: Seht, der Putin verhält sich wie Hitler 1938 bei der Annexion der Tschechoslowakei! Doch der Faschismus war, ist und bleibt eindeutig ein Instrument derer, die soziale Not ins Volk pressen und Kriege verursachen! Also stinkt es hier wie die Pest nach Faschismus und Krieg!

Hans Stahl

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Der Rote empfiehlt Bücherwurm

Junge Frau von 1914 - von Arnold Zweig

Vor einigen Tagen konnte ich großes Kino erleben! Im Filmmuseum Potsdam wurde an wunderbare und unvergleichliche Künstler erinnert, wie an den Regisseur Egon Günter und die Schauspielerin Jutta Hoffman, die selbst anwesend war. Gezeigt wurde "Junge Frau von 1914". Die Romanvorlage stammt aus der Feder von Arnold Zweig.

Über die Konventionen hinaus leben die Bankierstochter Lenore Wahl und der Tischlersohn Werner Bertin unbeschwerte und glückliche Zeiten im studentischen Kreis, bis sie vom Ausbruch des ersten Weltkrieges überrascht werden. Ihre Liebe wird nun auf eine harte Probe gestellt. Bertin steht am Beginn seiner Laufbahn als Schriftsteller. Als er eingezogen wird, muß Lenore erleben, wie sich ihr humanistischer Schöngeist zu einem Patrioten entwickelt. Erst auf den Schlachtfeldern Verduns beginnt er langsam zu begreifen, wem der Krieg in Wirklichkeit dient und was er den einfachen Menschen nimmt. Im Vordergrund steht Lenore, die schon mit dem Kriegsausbruch zunehmend an Reife gewinnt. Sie kämpft gegen Familie und Konvention um ihren selbstbestimmten Weg. Zudem trägt sie die Belastungen einer ungewollten Schwangerschaft, die in einer schmerzhaften und illegalen Abtreibung ihren Abschluß findet.

In keinem Roman hat Arnold Zweig so viel Autobiographisches verarbeitet wie in "Erziehung vor Verdun" und "Junge Frau von 1914". Auch er ließ sich, wie viele klein- und bürgerliche Intellektuelle, von der Propaganda hinreißen und begrüßte den Krieg anfänglich. Was diesen Roman besonders auszeichnet, ist die Hervorhebung der weiblichen Figur in einer Zeit, in der sich die Weltgeschichte eigentlich nur um Männer dreht. Welch eine Frau hat Zweig hier lebendig werden lassen! Lenore versteht unter Emanzipation nicht nur ihre persönlichen Freiheiten. Selbstbewußt ist sie, intellektuell und menschlich berührt von dem Elend, das sich ihr zeigt. Im Roman entwickelt sie sich zur kritischen Beobachterin ihrer eigenen Klasse und erkennt deren Hauptanteil an diesem mörderischen Krieg, in den man kaltblütig Leben verwertet: "Wenn die Aktien steigen, fallen die Menschen."

Der große Durchbruch als Schriftsteller gelang Zweig 1927 mit seinem Antikriegsroman "Der Streit um den Sergeanten Grischa", auf den fünf weitere Werke eines Kriegs-Zyklus folgen. 1930 erscheint "Erziehung vor Verdun" und 1931 "Junge Frau von 1914". Zusammengefaßt hat er die Romanreihe unter dem Namen "Der große Krieg der weißen Männer". Der "monumentale epische Entwurf einer Gesellschaftsanalyse seiner Zeit" beleuchtet kraft des poetischen Realismus die Ursachen, die zu dem ersten Weltkrieg geführt haben. Meisterhaft zeigt Arnold Zweig die Verstrickungen menschlicher Schicksale aus verschiedenen Klassen in die politischen Geschehnisse. Zweig hat Literaturgeschichte geschrieben. Seine Werke besitzen Allgemeingültigkeit und Authentizität, poetische Kraft und berührende Menschlichichkeit. Sie sind heute, zwischen den beiden großen Kriegsjubiläen und vor einem möglichen dritten Weltkrieg, leider immer noch hoch aktuell!

Ulla Ermen


Arnold Zweig - Junge Frau von 1914
Aufbau Verlag Berlin 2001
430 Seiten - 15 EURO oder ab 2 EURO über www.zvab.com

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DKP vor Ort die Grundorganisationen in Deiner Nähe

Potsdam-Umland
Gruppenabend: jeden 1. Mo. im Monat, 18.30 Uhr,

Königs Wusterhausen
Gruppenabend: jeden 3. Di. im Monat, 18.30 Uhr,
Ort: Fichtestraße 1, Königs Wusterhausen

Fürstenwalde
Gruppenabend: jeden 3. Mi. im Monat, 17.30 Uhr,
Ort: Lebensmut e.V., Ehrenfried-Jopp-Straße 57A, Fürstenwalde

Havel-Oberhavel
Gruppenabend: jeden 3. Mi. im Monat, 17.00 Uhr,
Ort: Rotdornallee 1, Brieselang

Eberswalde
Gruppenabend: jeden 1. Mo. im Monat, 15.00 Uhr,
Ort: Gaststätte "Mundtshof", Schickler Straße 1

Elsterwerda
Gruppenabend: jeden 2. Di. im Monat, 18.30 Uhr,
elsterwerda@dkpbrandenburg.de

Schwedt
Gruppenabend: jeden 3. Mi. im Monat, 15.00 Uhr,
Ort: AWO, Berliner Straße

Landesvorstand
13.2.2015, jeden 2. Fr. im Monat, alle 2 Monate, im Parteibüro
Franz-Mehring-Platz 1, Berlin

*

Quelle:
Roter Brandenburger 3/2015, 20. Jahrgang
Herausgeber:
Landesvorstand der DKP Brandenburg
Rosenanger 3, 15745 Wildau
Redaktion: Brigitte Müller, Schulwinkel 5, 14621 Wansdorf
Tel: 033231 60661
E-Mail: rb@dkbrandenburg.de
Internet: www.dkpbrandenburg.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2015

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