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GRASWURZELREVOLUTION/1097: Widerstand gegen Atompläne in den Niederlanden


graswurzelrevolution 349, Mai 2010
für eine gewaltfreie, herrschaftslose gesellschaft

Widerstand gegen Atompläne in den Niederlanden
Die niederländische Regierung will die Urananreicherungsanlage in Almelo ausbauen

Von Udo Buchholz


Bereits 2009 wurde eine Genehmigung zum Ausbau der niederländischen Urananreicherungsanlage (UAA) erteilt. Jetzt läuft schon wieder ein Genehmigungsverfahren zur Kapazitätserhöhung. Zukünftig soll in Almelo jährlich Uran für den Betrieb von rund 50 Atomkraftwerken (AKW) vorbereitet werden.


Grenzüberschreitender Widerstand ist erforderlich

Almelo liegt nur 30 km westlich der deutsch-niederländischen Ganze. Das niederländische Umweltministerium hat Anfang April 2010 eine Bekanntmachung veröffentlicht, in der die beantragte Erweiterung der Anreicherungskapazität von "URENCO Nederland B.V. in Almelo" bekannt gegeben wird.

URENCO ist ein internationaler Atom-Konzern, der u.a. Urananreicherungsanlagen in Britannien (Capenhurst), in den Niederlanden (Almelo) und im westfälischen Gronau betreibt. Jetzt soll die Kapazität der niederländischen UAA von genehmigten 4.950t Urantrennarbeit pro Jahr (UTA/a) auf 6.200t UTA/a erhöht werden. Mit dieser Kapazität könnte in Almelo jährlich der Uranbrennstoff für ca. 50 Atomkraftwerke vorbereitet werden. Das wirkt wie der pure Wahnsinn, zumal in den Niederlanden zum Glück "nur" ein Atomkraftwerk in Betrieb ist. Doch der Urenco-Konzern kalkuliert knallhart und hat die Dollarzeichen in den Augen: Er plant massive Kapazitäten, um weltweit den Uramnarkt bedienen zu können.

Der Betrieb von Urananreicherungsanlagen ist mit vielfältigen Gefahren verbunden. Vor kurzem berichtete auch der SPIEGEL über die menschenverachtenden Bedingungen, unter denen beim Uranabbau in Niger viele Menschen über Generationen verstrahlt werden.

Im Januar 2010 hatte sich in der deutschen UAA in Gronau ein Störfall ereignet, bei dem ein Arbeiter kontaminiert wurde.

Und im März zog die Polizei einen Uran-LKW aus dem Verkehr, der auf dem Weg von Hamburg nach Gronau war und dessen Containergestell völlig verrostet gewesen war.

Und auch bei der Urananreicherung fällt Atommüll an, der nirgendwo entsorgt werden kann.

Da Almelo im Grenzbereich zu Nordrhein-Westfalen liegt, geht der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), der seinen Sitz in Bonn hat, gegen den geplanten, gigantischen Ausbau der grenznahen niederländischen Urananreicherungsanlage in Almelo vor. Der BBU führt eine Einspruchskampagne durch und steht der niederländischen Anti Atomkraft-Bewegung solidarisch zur Seite. Nach Auffassung des BBU darf der Ausbau der Uranfabrik in Almelo nicht realisiert werden, stattdessen muss der ganze Urankomplex in Almelo sofort geschlossen werden.

Bereits in der Vergangenheit hatte der BBU wiederholt gegen Erweiterungen der niederländischen UAA protestiert. Der BBU hat einen Sammeleinspruch gegen den Ausbau der UAA Almelo auf seiner Homepage veröffentlicht.

Die. Bekanntmachung des niederländischen Umweltministeriums kann im Internet (auch auf Deutsch) gelesen werden:
www.vrom.nl/urenco

Selbstformulierte Einsprüche können an folgende Adresse geschickt werden:

Ministerie van Volkshuisvestiging
Ruimtelijke Ordening en Milieubeheer
Portefeuille Milieu
Directie Risicobeleid/IPC 645
Postbus 30945
NL-2500 GX Den Haag

Einsprüche können auch per E-Mail eingereicht werden:
AanvraagUrenco@minvrom.nl
Betreff: Startnotiz URENCO

Wer Kontakte in die Niederlande hat, sollte diese nutzen und dort Bekannte sowie Aktionsgruppen über das Genehmigungsverfahren und die Einspruchsmöglichkeiten informieren. In Gronau haben sich Ostersonntag rund 120 Personen an einem Ostermarsch zur einzigen deutschen UAA beteiligt. Sowohl in Gronau als auch in Almelo könnte nach Umbauarbeiten Uran für Atomwaffen angereichert werden.


Infos / Kontakte:

Wer den Widerstand gegen die niederländische Uranfabrik (oder gegen die UAA diesseits der Grenze in Gronau) unterstützen möchte, kann sich zur Vernetzung an den BBU unter 0228-214032 wenden. Auch der BBU-Arbeitskreis Energie steht als Kontakt zur Verfügung (02562-23125).

Weitere Infos unter:
www.bbu-online.de
www.aku-gronau.de

Udo Buchholz ist BBU-Vorstandsmitglied und aktiv im Gronauer Arkeitskreis Umwelt (AKU).


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Quelle:
graswurzelrevolution, 39. Jahrgang, 349, Mai 2010, S. 3
Herausgeber: Verlag Graswurzelrevolution e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2010