GEHEIM Nr. 3/2010 - 18. Oktober 2010
25 Jahre GEHEIM (Teil 3)
Konsequent unbequem
GEHEIM-Mitgründer Michael Opperskalski erinnert an die Highlights aus 25 Jahre
1985 war es schließlich soweit: aus einer Idee, geboren und gewälzt in vielen Diskussionen, wurde Realität. Die 0-Nummer von GEHEIM wurde veröffentlicht mit dem Ziel, zu "testen", ob diese Art des Enthüllungsjournalismus auf Interesse stoßen würde. Es tat, gefördert sicherlich auch durch die prompte Reaktion der damaligen Bundesregierung, die in Person des CSU-Innenstaatssekretärs Spranger mit dem Verbot der Zeitschrift drohte. Das brachte Publizität, schuf Interesse, ließ auch Solidarität sich entwickeln. "Der Spiegel" berichtete und charakterisierte GEHEIM als "das Fachblatt aus Köln".
Seither zieht sich eine "rote Linie" durch alle Veröffentlichungen von GEHEIM, die am besten, wenn auch verkürzt als "Partei ergreifender Enthüllungsjournalismus" umschrieben werden kann. Thematisch ist das journalistische Feld von GEHEIM seit der 0-Nummer sehr breit gefächert: es reicht über die Berichterstattung, aber auch die Analyse des Abbaus demokratischer Rechte und dem damit einhergehenden Ausbau des Repressionsinstrumentariums in der BRD bis hin zu den Enthüllungen der "schmutzigen Tricks" der CIA und mit ihr verbündeter Geheimdienste (z.B. Israels MOSSAD oder Großbritanniens MI6). Dazu gehört wie selbstverständlich jedoch auch das in den USA verbotene "Naming Names" oder die Entlarvung geheimer strategischer Konzeptionen.
Parteiisch war und ist GEHEIM von Beginn an. Nicht nur, weil sich Redakteure und Autoren sehr bewusst als Teil einer demokratischen und progressiven "Gegenöffentlichkeit" begreifen, sondern vor allem auch weil die Veröffentlichungen von GEHEIM Partei ergreifen für die Opfer - seien es Berufsverbotsopfer in der Bundesrepublik oder von CIA-Destabilisierungen bedrohte gesellschaftliche Entwicklungen, seien es diversen Repressionsmaßnahmen Ausgesetzte oder Befreiungsbewegungen (Stichworte: die namibianische SWAPO oder der südafrikanische ANC). Damit wird verständlich, dass GEHEIM zum Beispiel auch von Beginn an den revolutionären Prozess auf Cuba publizistisch unterstützte und inzwischen über ungezählte nordamerikanische - aber auch europäische - Verschwörungen gegen die rote Insel in der Karibik berichtete. Besonderes Gewicht bekamen viele GEHEIM-Stories durch die Existenz des englischsprachigen Schwestermagazins von GEHEIM, Top Secret, das zwischen 1988 und 1993 erschien und sich in wesentlichen Teilen auf GEHEIM stütze, dessen Artikel in Englisch nachdruckte oder zusammengefasst wiedergab.
Einige, wenige konkrete Beispiele
1986: GEHEIM berichtet über einen CIA-Mordversuch gegen den sandinistischen Außenminister Nicaraguas und Manfred Bissinger beleuchtet die Gründe, warum so viele bundesdeutsche Journalisten für Geheimdienste arbeiten
1987: GEHEIM enthüllt wesentliche Teile und Strukturen des CIA-Geheimdienstnetzes in der Bundesrepublik, die Bespitzelung der "Grün-Alternativen Liste" in Berlin, BND-Strategien in Afghanistan sowie CIA-Putsch und Mordpläne gegen Libyen, deren Fäden bis in die Bundesrepublik reichen
1988: erneut beleuchtet GEHEIM BND-Aktivitäten in Afghanistan, aber auch das, was im Zuge der "Iran-Gate-Veröffentlichungen" nicht an die Öffentlichkeit kommen sollte sowie die Drogengeschäfte der CIA
1989: GEHEIM macht Schlagzeilen: wir veröffentlichten aus den Panzerschränken des so genannten Verfassungs"schutzes" "Verkartungspläne", die Aufschluss über die Strukturen des Bespitzelungen durch den bundesdeutschen Inlandsgeheimdienstes geben. Auf den Philippinen berichteten fast alle Tageszeitungen über GEHEIM-Enthüllungen über getarnt arbeitende CIA-Agenten, die tief verstrickt waren in die Aufstandsbekämpfung des reaktionären Regimes in Manila. Auch der Artikel "Gestärkte Achse Washington-Pretoria" (Nr. 2-3/1989) machte Furore als Beispiel für das aktive Engagement des Magazins an der Seite der Befreiungsbewegungen des südlichen Afrikas, ANC und SWAPO. GEHEIM zerrte nicht nur Einzelheiten des schmutzigen Krieges der Apartheid-Geheimdienste an die Öffentlichkeit, sondern auch deren strategische Allianz mit der CIA
1991: GEHEIM enttarnt eine Außenstation des BND in Hamburg
1992: "'Mountaineer' antwortet nicht mehr" lautet der Titel eines GEHEIM-Artikel, der von der Hauptstadt Ghanas, Accra, bis hin nach Johannesburg und Washington für Schlagzeilen sorgt. Der Artikel beschreibt nicht nur bis in alle Einzelheiten einen CIA-Putschversuch in dem westafrikanischen Staat, sondern auch ein gelungene Operation des südafrikanischen (Apartheid-)Militärgeheimdienstes DMI zur Unterwanderung des ANC
1993: GEHEIM veröffentlicht Verfassungs"schutz"-Aktionen gegen den GEHEIM-Autor Thilo Weichert und behält seine prominente Rolle in Südafrika durch weitere Enthüllungen
1995: Einzelheiten des BND-Plutoniumschmuggelskandals finden sich in GEHEIM wieder
1996: GEHEIM berichtet über "verdachtlose Telefonüberwachung durch den BND" sowie über einen gescheiterten Putschversuch der CIA gegen Saddam Hussein
2000: Eine GEHEIM-Serie über "geheime Aktionen gegen die DDR" sorgt für Diskussionen
2001: GEHEIM greift in die Debatte über die Vergangenheit Bundesaußenministers Joseph Fischer ein. Bohrende Fragen zu möglichen Geheimdienstverstrickungen Fischers (CIA?) werden gestellt, Indizien zusammengetragen, Konsequenzen aufgezeigt. GEHEIM gehört zu den Ersten, die Zweifel an der offiziellen Version(en) der Hintergründe der Terroranschläge vom 11. September äußert und auch nachweist
2002: "Osama bin Laden, der Mann mit den vielen Gesichtern" lautet eine Coverstory von GEHEIM, die die CIA-Hintergründe des angeblichen Al-Qaida-Chefs aufzeigt. Gleichzeitig entlarvt GEHEIM die US-Kriegsvorbereitungen gegen den Irak und die diese absichernden, geheimdienstlich gesteuerten Desinformationskampagnen
2003: GEHEIM berichtet detailliert über die Maßnahmen der USA unter dem Deckmäntelchen der Demokratie gegen Venezuela
2004: GEHEIM veröffentlicht unbekannte Dokumente des irakischen Widerstandes, aber zugleich auch Einzelheiten der US-Destabilisierungspläne gegen Venezuela und Cuba ("High Noon in der Karibik" lautet das GEHEIM-Dossier)
2005: GEHEIM beschreibt en Detail die Kriegspläne der USA gegen Iran, "Aspekte aus Geschichte und Gegenwart" der CIA sowie die Rolle geheimdienstlich gesteuerter Propagandakampagnen ("Geheimdienste und Medien - Geschichte und Gegenwart der Desinformation")
2006: Aufgedeckt: BND und Verfassungs"schutz" - seit ihrer Existenz Skandale ohne Ende. BND-Bespitzelung von Journalisten sowie Kollaboration zwischen Auslandsgeheimdienst und Medien
2006: Hintergründe und Auswirkungen des KPD-Verbots. 50 Jahre Repression und kein Ende
2006: Die USA und ihr CIA globalisieren "Operation Condor"
2007: GEHEIM enthüllt CIA-Pläne gegen Venezuela
2007: Der große Aufmarsch gegen den Iran. GEHEIM entlarvt Geheimpläne gegen Teheran
2007: Die Militarisierung der BRD-Innenpolitik
2008: Ausnahmezustand des 21. Jahrhunderts: Spanien setzt demokratische Mindeststandards außer Kraft
2008: Der Putsch im 21. Jahrhundert: China auf der Abschussliste
2008: GEHEIM deckt Pläne der USA und der EU gegen das neue Lateinamerika auf
2008: Libanon in der Zerreißprobe: GEHEIM schreibt über das, was andere verschweigen - die tatsächlichen Hintergründe des Hariri-Mordes
2009: In GEHEIM ist es zu lesen: Wie die USA, EU und Israel gegen Iran und Venezuela mobil machen
2009: GEHEIM entlarvt Israels geheimen Krieg in Honduras
2010: GEHEIM prangert an: Strategie und Taktik der USA und ihrer deutschen Helfer gegen das progressive Lateinamerika
25 Jahre und kein bisschen heiser.
Die ersten beiden Teile sind im Schattenblick zu finden unter:
www.schattenblick.de -> Infopool -> Medien -> Alternativ-Presse:
GEHEIM/266: 25 Jahre "Geheim" - Michael Opperskalski über die Entstehung des Magazins - Teil 1 und
GEHEIM/274: 25 Jahre "Geheim" - Michael Opperskalski über die Entstehung des Magazins - Teil 2
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Quelle:
GEHEIM-Magazin Nr. 3/2010 - 18. Oktober 2010, Seite 5-6
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2010