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AUFBAU/543: Den Klimawandel blockieren


aufbau Nr. 94, September/Oktober 2018
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus

Den Klimawandel blockieren


KLIMAWANDEL Anfangs August fanden in Basel zum zweiten Mal die Climate Games statt. Mit einem Klimacamp und Aktionen machten die AktivistInnen auf den Klimawandel und mögliche Lösungen aufmerksam.


(rabs) Um 5 Uhr morgens gingen sie los. Von Pratteln bei Basel marschierten die fast 100 Menschen am 10. August Richtung Rhein, zum Birsfelder Hafen. Dort besetzten und blockierten sie die wichtigste Kreuzung, so dass die Tanklastwagen, die das Öl vom Hafen in die Schweiz verteilen sollten, weder rein noch raus konnten. Gleichzeitig fuhr eine andere, kleinere Gruppe mit ausrangierten Mietfahrrädern an den Auhafen. Dort bauten sie mit den Fahrzeugen und sich selber eine Barrikade, die auch da die Lastwagen aufhalten sollte.

Schon im Vorfeld dieser Blockadeaktion war viel geschehen. Einerseits war da der Sommer, der auf der ganzen Welt ungewöhnlich frohe Temperaturen brachte und vielen Menschen vor Augen führte, wie es um unser Klima steht. Eine Folge davon war auch ausbleibender Regen und ein entsprechend tiefer Wasserpegel im Rhein. Fast wären die Blockadeaktionen nicht mehr nötig gewesen, weil der Rhein nur noch sehr eingeschränkt beschiffbar war.

Auf der anderen Seite löste die Ankündigung der Blockade des Hafens, an dem über ein Drittel des Mineralöls in die Schweiz kommt, auch ein grosses Medienecho aus. Mit den entsprechenden Verwirrungen: Die Baselbieter Zeitung kündigte an, Polizei und Hafenleitung hätten sich darauf geeinigt, den Hafen während des Wochenendes der Blockade von sich aus still zu legen. Das wurde dann aber postwendend von der Hafenleitung dementiert.

Die ganze Aktion wurde von den Climate Games durchgeführt, die schon letztes Jahr in Basel ein "Klimacamp" und diverse Aktionen organisiert hatten. Es ist ein international vernetzter Zusammenschluss von Aktivistinnen und Aktivisten, die sich gegen den menschgemachten Klimawandel einsetzen und sich dabei bewusst sind, dass es keine Lösung des Problems innerhalb des Kapitalismus geben wird. Denn dieser fusst auf permanentem Wachstum und kann ohne diesen nicht bestehen. Auf der anderen Seite ist die Erde ein abgeschlossenes System, das nicht wächst, die Ressourcen, insbesondere Öl, Kohle und Uran, aber auch Land und Wasser, sind in einer gewissen Menge vorhanden und werden irgendwann zur Neige gehen.

Da im kapitalistischen System für den Profit produziert wird und nicht zur Befriedigung der Bedürfnisse aller Menschen, nehmen die Firmen und Konzerne auch nicht Rücksicht auf Probleme, die sich auf längere Frist stellen könnten. Wenn doch Überlegungen zu Nachhaltigkeit und Ökologie angestellt werden, geschieht dies in erster Linie, um durch höhere Verkaufspreise oder -zahlen einen Extraprofit im Vergleich zur Konkurrenz herausholen zu können.

Mit dem Begriff "Climate Justice" bringen die Climate Games auch die soziale Komponente ins Spiel: in neokolonialer Manier sind es vor allem die "westlichen" Länder, also Teile von Europa und Nordamerika, die (bis jetzt) die grösste Schuld am Klimawandel tragen und auch davon profitieren. Die Menschen im globalen Süden und das (vor allem auch nicht-weisse) Proletariat hat unter den vom Klimawandel verursachten Wetterextremen zu leiden. Der Übergang zu einer Wirtschaft und Gesellschaft, die längerfristige Überlebenschancen auf diesem Planeten hat, muss auf eine gerechte Art geschehen und nicht erneut den Besitzenden einen Vorteil bieten.

Dies waren auch die Themen während des Klimacamps, das eine Woche vor den Aktionen in den Basler Ölhäfen begann. Dort wurde in Workshops viel diskutiert, gerade auch weil gewisse Redner eine Reformierbarkeit des Kapitalismus behaupteten, was nicht dem propagierten Selbstverständnis der "Climate Games" entspricht. Auch gab es Vernetzungstreffen, an denen verschiedenste Gruppen und Organisationen teilnahmen, um sich vorzustellen und ihre Positionen zu diskutieren.

Den Höhepunkt der Climate Games bildeten dann die erwähnten Blockaden, die durchaus einen Erfolg darstellten, konnten doch beide Häfen durch etwa 150 Personen während zwei Tagen blockiert werden. Die Aktion blieb zwar symbolisch, zeigte aber, was möglich ist und bei anderen Gelegenheiten weiter ausgebaut werden könnte. Die Baselländer Polizei hielt sich auffällig zurück, regelte den Verkehr und kontrollierte die Fahrzeuge, die die Blockierenden mit Essen versorgten, unternahmen aber nichts um die Blockade aufzuheben.

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Redaktion

Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafbs), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkbs), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Frauenkollektiv (fk), Rote Hilfe International (rhi), Arbeitsgruppe Jugend Zürich (agj)

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Quelle:
aufbau Nr. 94, September/Oktober 2018, Seite 5
HerausgeberInnen:
Revolutionärer Aufbau Zürich, Postfach 8663, 8036 Zürich
Revolutionärer Aufbau Basel, basel@aufbau.org
Revolutionärer Aufbau Winterthur, winterthur@aufbau.org
Redaktion und Vertrieb Schweiz
aufbau, Postfach 8663, 8036 Zürich
E-Mail: info@aufbau.org
Internet: www.aufbau.org
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2018

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