Schattenblick →INFOPOOL →BUCH → SACHBUCH

REZENSION/213: Gerhard Wisnewski - Mythos 9/11 (Antiterrorkrieg) (SB)


Gerhard Wisnewski


Mythos 9/11

Der Wahrheit auf der Spur



Auf auffällig einhellige Zustimmung der großen Medien sowie der regierenden Republikaner und oppositionellen Demokraten in den USA ist der am 22. Juli vorgelegte Abschlußbericht der 2002 unter enormem öffentlichen Druck von Präsident George W. Bush eher widerwillig ins Leben gerufenen "unabhängigen" Untersuchungskommission zu den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon gestoßen. Weil alle im amerikanischen Sicherheitsapparat beschäftigten Personen versagt und schlichtweg unter einem "Mangel an Vorstellungsvermögen" gelitten haben sollen, ist auch niemand für Fehler, die vermeintlich im Vorfeld der Flugzeuganschläge vom 11. September 2001 gemacht wurden, verantwortlich, so das nichtssagende wie intelligenzbeleidigende Resümee der 911-Kommission. Kein Wunder also, daß sich Bush, der größte Nutznießer der Ereignisse jenes denkwürdigen Tages, vor laufenden Fernsehkameras im Rosengarten des Weißen Hauses eine in Leder gebundene Kopie des 567seitigen Abschlußberichts von den beiden Vorsitzenden der Kommission, Thomas Kean, dem ehemaligen republikanischen Gouverneur von New Jersey, und Lee Hamilton, dem ehemaligen langjährigen demokratischen Kongreßabgeordneten aus Indiana, überreichen ließ und sich bei diesen artig für ihre "großartige Arbeit" bedankte.

Nach Angaben der Presse waren im Handumdrehen die 500.000 vom Verlag W. W. Norton in die Buchläden Amerikas gebrachten Kopien des Abschlußberichts der 911-Kommission vergriffen, womit sich das Werk gleich auf Platz eins der US-Bestsellerliste für Sachbücher katapultierte. Dieses Phänomen zeigt, wie groß das Interesse der amerikanischen Bevölkerung an einer Aufklärung der Flugzeuganschläge noch immer ist. Doch wer den Abschlußbericht der 911-Kommission zum ausgesprochen günstigen Preis von zehn Dollar kaufte, dürfte sich getäuscht gefühlt haben. Die "Erkenntnisse" der Kommission gingen nicht wesentlich über das hinaus, was bereits im letzten Jahr im gemeinsamen Bericht der Geheimdienstausschüsse von Repräsentantenhaus und Senat stand.

Zwar wurden im neuen amtlichen Bericht zum 11. September zehn Komplexe ausgewiesen - vier aus der Regierungszeit Bill Clintons und sechs aus der von Bush jun. -, in deren Zusammenhang die US-Behörden die Gelegenheit gehabt hätten, das Komplott rechtzeitig aufzudecken, aber dies nicht taten, doch alles in allem wurde der Öffentlichkeit wieder das altbekannte Märchen von der großen "Sicherheitspanne" aufgetischt, welche 19 fanatisierten Moslems erlaubt haben soll, den finanziell, personell und technologisch am besten ausgerüsteten Sicherheitsapparat der Welt zu überlisten und diesen auf seinem Heimatterritorium vorzuführen. So gesehen hat sich der Verdacht, daß von Anfang an der eigentliche Auftrag der 911-Kommission in der Schadensbegrenzung bestanden hatte, mehr als bestätigt.

Weitaus aufschlußreicher und plausibler als die offizielle Verschwörungstheorie der Washingtoner Politelite wirken die Ausführungen Gerhard Wisnewskis in seinem zweiten Buch zu den Anschlägen vom 11. September 2001, das gerade unter dem Titel "Mythos 9/11 - Der Wahrheit auf der Spur" erschienen ist. Bereits letztes Jahr hatte der Schattenblick in eigener Rezension Wisnewskis erstes Buch zu diesem Thema - "Operation 9/11: Angriff auf den Globus" - als "Meisterwerk des Enthüllungsjournalismus" gepriesen. Mit Zufriedenheit läßt sich konstatieren, daß auch das neue Buch dem hohen Standard seines Vorgängers gerecht wird.

Wie in "Operation 9/11" beläßt es Wisnewski in "Mythos 9/11" nicht nur dabei, die krassesten unter den unzähligen Widersprüchen in der offiziellen Version der Ereignisse von New York, Arlington und Shanksville offenzulegen, sondern gibt sich auch größte Mühe, eine den tatsächlichen Ereignissen angemessene Gegenerklärung zu entwerfen. Für seine, wie er selbst sagt, "gewöhnungsbedürftige" Vermutung, wonach bei den Anschlägen nicht gekaperte Passagiermaschinen, sondern unterschiedliche, ferngesteuerte Drohnen benutzt wurden, legt Wisnewski einen ganzen Berg an nicht ohne weiteres zu entkräftenden Indizien vor.

Daß Drohnen seit Jahrzehnten zum Arsenal des US-Militärs gehören, ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Schließlich starb Präsident John F. Kennedys älterer Bruder Joseph, ein Mitglied der US-Luftwaffe, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, als ihm über den Ärmelkanal der Fallschirmabsprung aus einem mit Sprengstoff vollgepackten, ferngesteuerten Bomber mißlang. (Damals mußten Start und Anstiegsflug einer solchen Full-Scale-Drohne von einem Piloten und einem Ingenieur durchgeführt werden.) Darüber hinaus gehörte der Einsatz von speziell präparierten, ferngesteuerten Kampfflugzeugen und Passagiermaschinen zu jenem teuflischen, 2001 von der US-Geheimdienstkoryphäe James Bamford publik gemachten Plan "Operation Northwoods", mittels dessen die Vereinigten Stabschefs der USA 1962 vorgetäuschte Überfälle und Terroranschläge seitens der Regierung Fidel Castros inszenieren wollten, um sich einen Anlaß für den Krieg gegen das kommunistische Kuba zu verschaffen.

Zu den Indizien, welche nach Meinung Wisnewskis für den Einsatz von Drohnen am 11. September sprechen, gehört die Tatsache, daß am Pentagon, am Ground Zero in Südmanhattan wie auch an der Absturzstelle in Shanksville im Bundesstaat Pennsylvania kein einziges Flugzeugteil geborgen wurde, das eindeutig einer Boeing 757 respektive einer Boeing 767 zuzuordnen gewesen wäre. Die Richtigkeit dieser zunächst überraschenden Angabe wird davon untermauert, daß Wisnewski Anfang 2004 persönlich an das FBI und das National Transport and Safety Board, die US-Transportsicherheitsbehörde, geschrieben und eine entsprechende Anfrage gestellt hatte. Weder das FBI noch die NTSB konnten den Fund eines einzigen, von einer Boeing stammenden Wrackteils nachweisen. Dagegen zeigt Wisnewski Fotos der nach dem Pentagon-Anschlag eingesammelten Trümmerteile, die eindeutig auf eine aus glasfaserverstärktem Kunstoff (GFK) konstruierte Drohne - vielleicht vom Typ Global Hawk - statt auf eine Passagiermaschine aus Aluminium hindeuten. Darüber hinaus herrscht bis heute völlige Unklarheit über Zahl und Identität der bei den Anschlägen getöteten Flugzeugpassagiere. Möglicherweise hat es solche überhaupt nicht gegeben. Die angeblich von der Absturzstelle in Shanksville geborgenen Körperteile zum Beispiel waren nach Angaben der Gerichtsmediziner, welche sie untersuchten, "stark zerkleinert und alt", und es ließ sich auch nicht mehr der Zeitpunkt des Todes ermitteln - als stammten sie aus einer Leichenhalle.

In seinem neuen Buch behandelt Wisnewski auch die in Deutschland gegen die beiden als "Terrorhelfer" diffamierten Araber Mounir Al- Motassadeq und Abdelghani Mzoudi geführten Prozesse, welche vor einigen Monaten sehr zum Unwillen der Regierungen in Berlin und Washington zum peinlichen Kollaps des Konstrukts von der "Hamburger Zelle" um den "Todespiloten" Mohammed Atta geführt haben. Wie Wisnewski zurecht anmerkt, stammen praktisch alle Erkenntnisse, welche die Anklagebehörden bislang in Sachen 11. September präsentiert haben, aus der Feder der US-Geheimdienste. Also gibt es nicht die geringste Gewähr dafür, daß die Angaben der beiden angeblichen Planer der Anschläge, Khalid Scheich Mohammed und Ramsi Binalschibh, tatsächlich von diesen beiden Herren stammen. Zuletzt weigerte sich die US-Regierung sogar, offiziell zu bestätigen, daß sich Scheich Mohammed und Binalschibh überhaupt im Gewahrsam der CIA oder des Pentagons befinden. Angesichts solcher Verwirrungstaktiken wundert es einen nicht, daß das Justizministerium in Washington bislang strikt abgelehnt hat, Scheich Mohammed und Binalschibh in Deutschland oder im Verfahren im US-Bundesstaat Virginia gegen Zacarias Moussaoui, den sogenannten "20. Luftpiraten", auftreten zu lassen.

Mit seiner überaus einleuchtenden, der politischen Wirklichkeit angemessenen These vom 11. September als Inszenierung der alten Iran- Contra-Garde in Washington hat Wisnewski bereits letztes Jahr den Unmut der hiesigen Gedankenkontrolleure auf sich gezogen. Tatsächlich hat die maßgeblich von dem Spiegel und der Zeit gegen Wisnewski und die Autorenkollegen Matthias Bröckers und Andreas von Bülow betriebene Diffamierungskampagne für ersteren zu schweren beruflichen Konsequenzen geführt. Der Westdeutsche Rundfunk, offenbar erschreckt von dem großen Zuspruch, auf den Wisnewskis und Willy Brunners im März 2003 ausgestrahlter Enthüllungsfilm "Aktenzeichen 11.9 ungelöst" gestoßen ist, hat die damals - auch bei 3Sat - geplanten Wiederholungen der sehenswerten Dokumentation kurzerhand gestrichen und den beiden Autoren ein hausinternes Beschäftigungsverbot erteilt.

Vor diesem Hintergrund wäre es nur zu begrüßen, wenn Wisnewski mit seinem neuen Buch ein ebenso großer Erfolg wie mit dem vorherigen beschieden wäre. Angesichts der Anfeindungen der Besserwisser von Spiegel und Zeit ist es auch zu begrüßen, daß der Knaur Taschenbuchverlag zu seinem bescholtenen Autor steht und "Mythos 9/11" sogar als "Sachbuch des Monats" ausgewiesen hat. Schade nur, daß die vielen im Buch enthaltenen Fotos, auf die Wisnewski bei seiner Kritik der offiziellen Version des Tathergangs detailliert eingeht, nicht großformatig, auf Hochglanzpapier und in Farbe präsentiert werden.

2. August 2004


Gerhard Wisnewski
Mythos 9/11
Der Wahrheit auf der Spur
Knaur Taschenbuchverlag, München 2004
311 Seiten, 12,90 Euro
ISBN 3-426-77783-5